Alexander Wiecerzak holt WM-Titel
Neuer Weltmeister fühlt sich wohl in Wesseling
Wesseling - Auf die Frage, was ihm in Wesseling am besten gefällt, muss er nicht
lange nachdenken: „Die Metzgerei ist der Hammer“. Dort nämlich
sei alles ganz besonders gut, und man würde so zuvorkommend bedient.
Überhaupt: Wesseling sei prima, Alexander Wiecerzak und seine
Lebensgefährtin Lisa Weinert haben es nicht bereut, vor nicht ganz
zwei Jahren aus der Großstadt Köln „raus aufs Land“ nach
Berzdorf zu ziehen.
Von hier aus hat es der Soldat der Sportfördergruppe der Bundeswehr
und BWL-Student nicht weit bis zum Entenfang und zum Brühler
Schlosspark, wo der 26-Jährige wahlweise seine täglichen Laufrunden
zieht. Und natürlich ist er schnell am Olympia-Stützpunkt in Köln,
wo Alexander trainiert.
Denn Sport, das ist das Leben des gebürtigen Frankfurters, der schon
mit 14 Jahren auf eine Eliteschule des Sportes kam. Da lagen aber
schon acht Jahre intensives Judo-Training hinter Alexander, dessen
Mama Elzbieta schon früh das unglaubliche Talent ihres Sohnes
erkannte und welches Ende August 2017 mit dem Gewinn des
Judo-Weltmeistertitels (bis 81 Kilo) in Budapest gipfelte.
Dem ersten deutschen Judo-Weltmeistertitel seit 2003 geht ein langer
und harter Weg voraus: jeden Morgen steht Alexander um 6 Uhr auf,
trainiert drei mal täglich.
Seit seinem 16. Lebensjahr ist Wiecerzak in der deutschen
Judo-Nationalmannschaft, mit 18 Jahren wurde er erstmals deutscher
Meister in der U20, 2010 holte er den Juniorenweltmeistertitel.
Für die letzten olympischen Spiele hatte er sich ebenfalls
qualifiziert, aber da packte ihn nach einem vorherigen
Auslandsaufenthalt das Dengue-Fieber und er machte Bekanntschaft mit
dem Wesselinger Krankenhaus: „2016 war kein gutes Jahr, ich hatte
viele Verletzungen“, erzählt der sympathische junge Mann im
Gespräch mit der Redaktion.
Und auch 2017 fing nicht gut an: Erst flog Alexander in der Vorrunde
der Deutschen Meisterschaft in Duisburg raus, dann hatte er wieder
Pech bei einem Turnier in Belgien.
Doch sein neuer Trainer, Bundestrainer Richard Trautmann, bereitete
Alexander mehr als optimal vor, und nach dem dreiwöchigen
Trainingscamp auf Teneriffa sowie Camps in Korea und Japan, wo
Wiecerzak mit den besten Judokas der Welt arbeitete, ging es
aufwärts: „Die Japaner sind die besten“ sagt der neue Weltmeister
ganz bescheiden.
In Budapest traten in seiner Gewichtsklasse bis 81 Kilo nicht weniger
als über 60 Teilnehmer aus 55 Nationen an, aber keiner von ihnen
konnte unseren Alexander aufhalten: Auf dem Weg zum Titel hatte er
zuvor sowohl den russischen Olympiasieger Chasan Chalmursajew, als
auch Europameister Alan Chubezow (ebenfalls Russland) geschlagen.
Und als klar war, Alexander ist im Finale, war das ein
unbeschreiblicher Moment: „Ich habe das gar nicht realisiert. Bin
ich jetzt wirklich im Finale?“ Ja, was er, und hier setzte er sich
gegen den Italiener Matteo Marconcini durch, feierte damit einen der
größten deutschen Judo-Erfolge seit Ole Bischofs Olympiasieg 2008 in
Peking.
Als danach die deutsche Fahne für ihn hochgezogen wurde, und 10 000
Menschen in der Halle jubelten, sei das der schönste Moment in seinem
Leben gewesen, erzählt Alexander Wieczerzak.
Große Unterstützung bekommt der Weltmeister von seiner
Lebensgefährtin Lisa Weinert, die seit vier Jahren an seiner Seite
ist.
Lisa sorgt für Alexander, sie kümmert sich um alle anfallenden
Erledigungen und achtet darauf, dass der Hochleistungssportler gut und
richtig isst. Dazu kauft die Studentin gerne in Berzdorf auf dem
Bauernhof ein, denn frisches Obst und Gemüse ist neben vielen
Kohlehydraten ein Grundbestandteil der Ernährung Alexanders.
Natürlich ist die junge Frau sehr stolz auf ihren Freund, aber der
Weltmeistertitel ändere nichts: „Unsere Beziehung beruht ja nicht
auf so was. Aber es ist schon ein tolles Erlebnis. Ich habe ja
gesehen, wie er sich geschunden hat, und dann diese Belohnung - das
macht mich schon glücklich“, strahlt Lisa, die mit ihrem Alexander
zum Redaktionsgespräch gekommen ist. Und begleiten wird sie ihn auch
zur Gala „Sportler des Jahres“ im Rahmen der olympischen Ballnacht
in Wiesbaden.
Denn Alexander Wieczerzak erhielt einen Anruf, dass er eine
Nachnominierung erhalten habe. Eigentlich wären er und seine Lisa zu
diesem Zeitpunkt im wohlverdienten Urlaub, aber man hat ihm
nahegelegt, unbedingt zu kommen …
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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