Ein Erfahrungsbericht
Orchesterproben mit Zoom und Audacity?

Zoom-Meeting statt Probe im Akkordeon-Orchester Wesseling | Foto: Anita Brandtstäter
  • Zoom-Meeting statt Probe im Akkordeon-Orchester Wesseling
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Wesseling. Am Donnerstag haben Aktive des Akkordeon-Orchesters Wesseling mit acht Teilnehmern in einer zweiten Online-Probe mit Zoom an dem Latin Beat Chiringuito von Stephan Müller gearbeitet. Diesen eingängigen Sommerhit kann der Verein hoffentlich beim Rheinparkkonzert im Juni 2021 zum "Tag der Musik" aufführen. Vertreten waren Aktive von vier verschiedenen Stimmen. Einer spielt immer seine Stimme vor, die anderen haben ihre Mikrofone ausgeschaltet und spielen jeder für sich alleine mit - dieselbe Stimme oder auch eine andere. Wegen der Latenzen können nicht alle gleichzeitig mit Mikro ihre Stimme spielen.

Zum Abschluss wurde mit Hilfe einer mp3-Datei des Stückes, die vom Komponisten zur Verfügung gestellt wurde, ein Durchlauf gemacht. Von vier Teilnehmern hat die musikalische Leiterin Anita Brandtstäter anschließend eine Audio-Datei ihres Mitschnitts mit dem Smartphone bekommen. Denn während der Online-Probe kann sie nicht hören, was die einzelnen spielen.

Daraus wurde dann mit Audacity ein Probenergebnis zusammengestellt: etwas Übung erfordert die Synchronisierung der Tonspuren mit der Zoom-Funktion und die Aussteuerung, damit das Ergebnis insgesamt nicht übersteuert ist. Pausen in den Stimmen wurden auf stumm geschaltet. Ohne viel weitere Optimierungsarbeit ist eine ganz hilfreiche Datei entstanden - selbstverständlich mit Fehlern -, die das Probenergebnis an alle Teilnehmer zurückspiegelt.

Bei solch einem rhythmischen Stück klappt das in einer echten Probe sicher wesentlich besser, wenn sich alle gegenseitig hören. Zoom hat leider auch Übertragungsprobleme, so dass die Vorlage ab einem bestimmten Zeitpunkt leise und etwas verzerrt zu hören ist. Dafür braucht man keine weitere Infrastruktur bei den Spielern - es reichen Mikrofon und Kamera des Laptops. Auch Kopfhörer sind nicht unbedingt erforderlich.

Mit einer kostenlosen Basis-Lizenz von Zoom ist eine Arbeitseinheit auf 40 Minuten begrenzt. Wenn der Einladende sich bei Zoom registriert, hat er jedoch einen virtuellen Besprechungsraum mit immer den gleichen Zugangsdaten, so dass die Teilnehmer sich anschließend direkt wieder dort einfinden können. Die Online-Proben sind deshalb in der Regel 40 plus 40 Minuten lang.

Das Video ist im Wesentlichen ein Mitschnitt aus der Zoom-Probe, dabei wurde als Tonspur die Mischung mit Audacity aus der Basis-mp3 und den Aufnahmen der Teilnehmer unterlegt. Außerdem enthält es Screenshots von der Zoom-Besprechung und dem Audacity-Panel nach Bearbeitung der Mitschnitte.

Diese Methode der Online-Probe eignet sich durchaus für das Einstudieren neuer Stücke. In der ersten Probe ist die musikalische Leiterin das Stück phrasenweise durchgegangen. Sie oder auch ein Stimmführer spielten der Reihe nach alle Stimmen. Voraussetzung für eine produktive Probe ist, dass immer nur einer spielt und alle anderen ihre Mikrofone stumm schalten. Dadurch können aber alle immer mitspielen, auch wenn gerade eine andere Stimme vorgespielt wird. 

Durchläufe werden gemacht, indem einer eine Stimme spielt. So können insbesondere nicht so erfahrene Mitspieler gut mitgenommen werden. Und zum Abschluss wird mit einer mp3-Datei des gesamten Stückes gespielt, die man entweder vom Komponisten oder von anderen Aufnahmen auf YouTube herunterladen kann.

Mit Audacity kann man außerdem Übe-mp3-Dateien erstellen, in denen das Tempo etwas reduziert ist. Diese eignen sich auch gut, um zu Hause für sich allein an dem Stück zu arbeiten.

Da der Lockdown seit November 2020 ja noch weiter andauert - aktuell ist noch nicht einmal Einzel-Instrumentalunterricht in Präsenz erlaubt - ist das eine gute Möglichkeit, weiter mit den Vereinsmitgliedern Kontakt zu halten und auch musikalisch etwas zu erarbeiten. Als nächstes ist die Einstudierung des Medleys "Da simmer dabei - die Tophits der Kultband HÖHNER" von Gottfried Hummel geplant: Dicke Mädchen haben schöne Namen, Schenk mir heut Nacht dein ganzes Herz, Viva colonia. Auch ein Beitrag zum virtuellen Karneval 2021!

Online-Proben sind nicht so einfach, weil einige nicht die Infrastruktur - Laptop und Smartphone - haben und andere sich gegen die digitalen Techniken wehren. Zehn Spieler machen jetzt aber mit. Zwar kann die typische Freude am Zusammenspiel nicht aufkommen, aber trotzdem macht es den Teilnehmern Spaß. Je mehr Personen, desto schwerer ist jedoch die Kommunikation via Zoom. Deshalb machen andere Vereine auch nur Stimmenproben oder Einzel-Coachings mit Zoom.

Der Verein hat jetzt parallel einen Test der neuen Plattform digital-stage.org beantragt - als nächsten Schritt - sie ermöglicht ein echtes Zusammenspiel, ist aber noch in Entwicklung.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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