Abschied aus Wesseling
Pastor Polders verlässt die Pfarrgemeinde
Wesseling - Wenn Pfarrer Markus Polders zum 1. September die Wesselinger Pfarreien
nach 16 ½ Jahren auf Bitten von Erzbischof Rainer Maria Kardinal
Woelki verlässt, um sich neuen Aufgaben zu widmen, dann weiß er
eines mit Sicherheit, er hinterlässt unzählige Gläubige, die sich
mit viel Herzblut für ihre Kirche engagieren: „Es ist genial und
sehr erfreulich, dass es so viele Menschen gibt, die sich für die
Katholiken in ganz Wesseling einsetzen, wir haben rund tausend
Ehrenamtliche, das ist eine wunderbare Zahl“, schwärmt der
57-jährige, der in Kevelaer aufwuchs und 2004 nach Wesseling kam.
Nun heißt es Abschied nehmen. Bereits 2018 stand nach einem Gespräch
mit seiner direkten Dienstvorgesetzten Ursula Zöller,
stellvertretende Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im
Generalvikariat, fest, dass er innerhalb der kommenden drei Jahre mit
einer Versetzung zu rechnen habe.
Wohin er genau geht, möchte Polders, der als leitender und
vorgesetzter Pfarrer immer versucht hatte „geschwisterlich und
kollegial“ seinen Dienst in enger Absprache mit seinen haupt- und
ehrenamtlichen Mitarbeitern zu leisten, noch nicht sagen.
Ursprünglich hatte er ganz andere Pläne als irgendwann einmal von
einer Kanzel zu predigen. Polders wollte Tiermedizin studieren. Sein
Umdenken kam nach eigener Aussage „über Nacht“. Anfang der
Achtziger hatte er Ältere und Kranke regelmäßig auf
Lourdes-Wallfahrten begleitet und unterstützt: “Ich saß in der
Grotte von Lourdes mit einigen bildhübschen italienischen
Krankenschwestern, und merkte, dass es noch etwas anderes gibt als die
Medizin, ich wollte mich seelsorgerisch um Menschen kümmern.“
Dies war das entscheidende Schlüsselerlebnis, das Polders‘ Leben
einen Wendepunkt gab. Fortan studierte er Theologie in Münster, Rom
und Passau, arbeitete als Kaplan in Lana in Südtirol, trat seine
erste Pfarrstelle in Erftstadt-Lessenich an bevor er schließlich 2004
nach Wesseling an den Rhein kam. Ein Jahr später fand der
Weltjugendtag in Köln statt, die ganze Region feierte mit: „Ich
erlebte von Beginn an eine Gemeinde mit Glaubensfreude und
Dankbarkeit.“
Schwierig waren die Zeiten der Umbrüche ab 2005/2006. Pfarrgemeinden,
die seit den fünfziger Jahren unabhängig waren, wurden vom Erzbistum
Köln zusammengelegt, 2006 kam es zu Kosteneinsparungen von Seiten des
Bistums.
Immobilien wie das Pfarrzentrum St. Maria, in dem mittlerweile das
städtische Jugendamt eingezogen ist, wurden verkauft, aber auch drei
katholische Kindergärten, die sich mittlerweile in städtischer
Trägerschaft befinden, mussten schließen. „Hier möchte ich mich
ausdrücklich bei der Stadt Wesseling bedanken, bei allen drei
Bürgermeistern, die ich kennenlernen durfte“, betont Markus
Polders.
Wie tief verwurzelt das ehrenamtliche Engagement zeigt sich auch
während der Corona-Pandemie.
Vor Weihnachten verteilten freiwillige Helfer rund 1800
Überraschungstütchen an Alte und Kranke um ihnen so einen kleinen
Gruß zu überbringen. An Ostern soll die Aktion wiederholt werden,
getreu dem Motto der Pfarreiengemeinschaft: „Miteinander –
Mittendrin.“
Über die Nachfolge Polders‘ ist derzeit noch nichts bekannt: „Wir
sind zuversichtlich, Ihnen schon bald eine gute Lösung mitteilen zu
können, wie es mit der Leitung und der Besetzung der Pastoralen
Dienste in Ihrem Seelsorgebereich weitergehen wird“, schreibt Ursula
Zöller in einem Proklamandum.
Doch nicht nur von Pfarrer Polders heißt es für die Wesselinger
Katholiken Abschied nehmen, sondern auch von Verwaltungsleiterin
Dagmar Wachter, die an die Katholische Kirchengemeinde St. Jacobus in
Hilden versetzt wird.
Bereits am 11. April wird im Hochamt Diakon Hermann Josef Schiefen
nach fast zwanzigjährigem seelsorgerischem Dienst in Wesseling in den
Ruhestand gehen. Polder wird noch als Seelsorger bis zum 31. Juli in
Wesseling wirken, den August nutzt er um Urlaub zu machen, umzuziehen
und sich auf seinen Neuanfang vorzubereiten.
- Frank Engel-Strebel
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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