Heiliger Besuch in Wesseling
Reliquienschrein der Bernadette aus Lourdes

Die Männer der St. Sebastianer trugen den Schrein bis in die Kirche. | Foto: Montserrat Manke
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  • Die Männer der St. Sebastianer trugen den Schrein bis in die Kirche.
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Wesseling - Als die „RheinCargo“ am Ufer anlegt, öffnet der Himmel seine
Schleusen und ein starker Regen prasselt auf die wartenden Menschen,
die sich versammelt haben, um die Reliquien der heiligen Bernadette
von Lourdes zu empfangen.

Eine Stunde später wird sie wieder scheinen, und dazwischen, bei der
Begrüßungsandacht für eine der größten Heiligen der katholischen
Kirche, wird Pastor Markus Polders am Altar von St. Germanus sagen,
dass es ein Wetter wie in Lourdes sei, wo es - bedingt durch die Nähe
zu den Pyrenäen ad hoc zu Wetterumschwüngen kommen könne.

Das war er nun, der Tag mit Bernadette Soubirous in Wesseling. Schon
frühmorgens ist die Spannung in der katholischen Gemeinde der
Rheinstadt groß und spürbar. Denn so etwas gab es bis dato noch
nicht in Wesseling. 130 Männer, Frauen und Kinder machen sich um 11
Uhr mit dem Schiff auf den Weg ins benachbarte Rodenkirchen, um dort
den goldenen Schrein mit einem Stück Haut sowie einem Knochen der
1879 gestorbenen Bernadette in Empfang zu nehmen.

12 Rheinkilometer weiter oben gehen sie mit Bernadette und der
schneeweißen Marienstatue - ebenfalls aus Lourdes - von Bord und nach
einer kurzen Prozession wird der Schrein vor dem Altar von St.
Germanus aufgestellt.

Die Kirche ist in der Früh von zahlreichen Ehrenamtlern und dem
Pastor persönlich auf den hohen Besuch vorbereitet worden, sie
erstrahlt in einem besonderen Glanz. Viele Kerzen und Blumen zeugen
von der Ehrerbietung für die Französin, die - so Polders - „Himmel
und Erde“ gesehen habe.

Denn Bernadette Soubirous zählt zu den ausgesuchten Menschen auf der
Welt, die Marienerscheinungen hatten. Vom 11. Februar 1858 an soll der
damals Vierzehnjährigen an der Grotte von Massabielle in Frankreich
wiederholt die Mutter Gottes erschienen sein. Das Mädchen war Holz
sammeln, als ihr eine wunderschöne Dame in der Grotte erschien. Die
Erscheinung soll weiß gekleidet und blau gegürtet gewesen sein.
Während einer der gesamt 18 Visionen legte Bernadette eine Quelle
in der Grotte frei, deren Wasser als heilkräftig gilt. Jährlich
pilgern vier bis sechs Millionen Besucher hierher nach Lourdes und
Tausende nehmen – in der Hoffnung auf Heilung – Bäder im
Quellwasser.

Die Erscheinungen Bernadettes wurden zuerst mit Argwohn betrachtet,
und man versuchte, die Menschenaufläufe zu verhindern. Doch dann
wurde dem Kind nach einiger Zeit geglaubt, denn als die Tochter eines
verarmten Müllers nach dem Namen ihrer Erscheinung gefragt wurde,
sagte Bernadette, die Frau haben gesagt„Ich bin die Unbefleckte
Empfängnis“. Und das war ein theologischer Terminus, der erst vier
Jahre zuvor vom Papst dogmatisiert wurde, und den Bernadette
eigentlich nicht kennen konnte.

Bis zum 16. Juli 1858 erschien die Mutter Gottes dem Mädchen, und
acht Jahre später trat Bernadette ins Kloster ein. Die Grotte von
Massabielle besuchte sie nie mehr.

Ihre sterblichen Überreste - Bernadette starb mit 35 Jahren an
Knochentuberkolose - wurden im Rahmen der Seligsprechung ab 1909
mehrfach exhumiert und in Augenschein genommen und ihre
Reliquien wurden noch mehrfach erhoben und umgebettet. Die
Ganzkörperreliquie der hl. Bernadette zählt zu denen jener Heiligen,
die die orthodoxen Kirchen und die katholische Kirche als
„unverweslich“ bezeichnen.

Bei der dritten Erhebung am 18. April 1925 wurden angesichts der
nahenden Seligsprechung einige kleinere Reliquien entnommen und der
Glassarg mit ihrem Leichnam wurde in die Kapelle des Klosters
Saint-Gildard in Nevers (heute Espace Bernadette Soubirous)
überführt.

Papst Pius XI. sprach Bernadette Soubirous am 14. Juni 1925 selig und
am 8. Dezember 1933 (dem Hochfest der unbefleckten
Empfängnis) heilig.

Seit Anfang September nun ist der Reliquienschrein begleitet von den
Maltesern in mehreren Bistümern Deutschlands unterwegs. In dem 40
Kilo schweren Kunsthandwerk wird ein Stück des Rippenknochens der
Heiligen Bernadette transportiert. Noch bis 23. November ist die
Reliquie mit der Marienstatue an der Seite in der Republik unterwegs.

Bei der Ankunft in Wesseling stehen auch Hedwig Huthmacher und Karin
Henke am Ufer. Die Freundinnen waren schon in Lourdes, „zweimal“,
wie sie erzählen. Und es sei wirklich ein Platz, an dem sich
„Himmel und Erde“ berühren würden. In Wesseling wollen die
Berzdorferinnen „für persönliche Anliegen“ bitten.

Ebenfalls vor Ort und schon mit dem Schiff gekommen ist die Oberin
unseres Krankenhauses, Schwester Clementine Ferdinand. Gut gelaunt
steht die Ordensfrau im Pfarrsaal von St. Germanus, wo es gleich für
die Pilger viel Kuchen - gespendet aus der Gemeinde - sowie
Würstchen, Kaffee und Getränke gibt.

Sie war schon mehrfach in Lourdes, und für sie ist der zweifelsohne
sehr spezielle Ort das „kleine Rom“.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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