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LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen
Rückblick auf die Südafrika-Tour

Ausflug zum Tafelberg mit Blick auf Kapstadt | Foto: Copyright studio157.info
  • Ausflug zum Tafelberg mit Blick auf Kapstadt
  • Foto: Copyright studio157.info
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Südafrika/Wesseling. Nach Brasilien, China, Russland, Kolumbien und Costa-Rica war Südafrika nun eine weitere große Reise, die das LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen organisiert hat. Die Tourplanung wurde von Martina Ahrendt gemacht, dazu gehörten die Aufnahme von Kontakten in Südafrika, hunderte E-Mails, die Planung der Konzerte, der Reisen und Ausflüge im Land. Thomas Ahrendt war für die Gesamtorganisation verantwortlich - seit über 30 Jahren kümmert er sich als Geschäftsführer insbesondere um Mittelbeschaffung und Koordination aller Aktivitäten des Projektorchesters. Als musikalische Leiterin des 29 Mitglieder starken Klangkörpers wurde Bundesdirigentin Silke D'Inka verpflichtet.

Sieben Konzerte - zum Teil verbunden mit Workshops - standen auf dem Tourplan:

  • 11.10.2024 Konzert in Pretoria im Voortrekker Monument mit dem FAK Jeugsimfonieorkes,
  • 13.10.2024 Konzert im Kearsney College in Botha's Hill, einer kleinen Stadt zwischen der Provinzhauptstadt Pietermaritzburg und Durban in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal, mit Chor und Orchester sowie einer Percussion-Gruppe,
  • 14.10.2024 Workshops und Konzert in der Deutschen Schule Hermannsburg - auch mit dem Duo Quadasi & Maquina, das sehr bekannt ist in Südafrika,
  • 16.10.2024 Konzert im South African Collage of Music in Kapstadt mit Akkordeonstudenten,
  • 17.10.2024 Konzert in der Uni Stellenbosch ebenfalls in Kapstadt gemeinsam mit Schülern der South Africa Free Reed Association SAFRA,
  • 18.10.2024 Konzert im Goodwood Sporting Club "Symphony of Cultures" mit diversen lokalen Aktiven als gemeinsames Abschlusskonzert unter Leitung der SAFRA,
  • 20.10.2024 Kirchenkonzert in der Küstenstadt Melkbosstrand  bei Kapstadt, ebenfalls mit Beteiligung heimischer Akkordeonisten und einem Kinder-Duo der SAFRA.

Das Konzertprogramm war anspruchsvoll und vielfältig: "Dragon Fight“ des österreichischen Film- und Blasmusik-Komponisten Otto Martin Schwarz, "Juba Dance“ der Afroamerikanerin Florence Beatrice Smith Price (1887-1953), die „Keniade“ von Fritz Dobler mit den vier Sätzen Allegro Moderato, Valse Lento, Capriccio und Moderato, die Ouverture solennelle „1812“ op. 49 von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, die den Sieg Russlands in den Napoleonischen Kriegen 1812 darstellt, ein Medley aus dem Musical „Der König der Löwen“, einige gerngespielte Everrgreens der Orchesters wie „Exersis“ von Oleg Gamajunov und „Fiddle Faddle“, ein für das Boston Pops Orchestra komponiertes Werk von Leroy Anderson, ein Tango nuevo von Astor Piazzolla „Tanti Anni prima“  mit Konzertmeister Marius Weidehoff als Solisten sowie zwei Werke afrikanischer Herkunft „Jerusalema“, arrangiert von Vizedirigent Peter Lohmar, und das südafrikanische Lied „Shosholoza“ aus dem Repertoire des Soweto Gospel Choir mit dem Bassist Leo Wichmann als Vorsänger und last but not least „Gospel Mass“ von Robert Ray (1946-2022), ursprünglich für gemischten Chor geschrieben.

Organisator Thomas Ahrendt über die Reise:

Auslandsreisen – egal ob europäisch oder außereuropäisch - prägen immer das gesamte Team. Sie sind für Gastgeber und Gäste stets ein Gewinn, so auch in diesem Fall. Die Anzahl der Stationen, die Begegnungen und der Austausch förderte nicht nur auf musikalischer Ebene die Gemeinsamschaft.
Ziel der Veranstalter ist stets, die Verbindung zu anderen Kulturen herzustellen sowie Respekt, Verständnis und Toleranz gegenüber Fremdartigem zu vermitteln, um letztlich ein friedliches und freiheitliches Miteinander zu fördern. Solche Reisen sind deshalb ein unbedingtes Muss in der Projektarbeit.

Möglich werden sie dadurch, dass das LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen ein ständiges Förderprojekt des Ministeriums für Kultur und Wirtschaft in der Trägerschaft des Landesmusikrates NRW e.V. in Verbindung mit dem Deutschen Harmonika-Verband e.V. Trossingen ist. Für diese Tour gab es außerdem weitere Finanzierungshilfen über das Goethe-Institut, das Auswärtige Amt und den Landesmusikrat NRW.

Weitere Informationen zum Projektorchester und auch zur Südafrika-Tour findet man auf der Website https://ljao-nrw.de/ sowie in den zahlreichen Beiträgen auf den Social Media Kanälen https://www.instagram.com/ljao_nrw/ und https://www.facebook.com/ljao.nrw.

Wer einen ausführlicheren Eindruck von dieser außergewöhnlichen Reise bekommen möchte - Sebastian Ohlheiser, Teilnehmer und 2. Konzertmeister, hat einen schönen Reisebericht geschrieben:

In diesem Jahr stand für die 28 jungen Musikerinnen und Musiker des LandesJugendAkkordeonorchesters Nordrhein-Westfalen ein besonderes Erlebnis an. Am 09. Oktober 2024 machten wir uns gemeinsam auf den langen Weg von Deutschland bis ans andere Ende der Welt nach Südafrika.
Als ich zum ersten Mal von der Idee hörte, eine Konzertreise nach Afrika zu organisieren, war ich begeistert. Südafrika ist ein Land, das ich persönlich bereits durch einen Aufenthalt in Kapstadt näher kennenlernen durfte und umso größer war die Vorfreude, dieses Land mit dem LJAO zu bereisen. Ich konnte es kaum erwarten.

09. Oktober 2024
In den Tagen und Wochen vor der Konzertreise wuchs die Vorfreude in mir. Doch ehe ich mich versah, war es auch schon so weit. Von Köln ging es mit dem ICE nach Frankfurt zum Flughafen, wo wir uns als Gruppe trafen. Eine kurze Fahrt und plötzlich stand ich am Flughafen. Sofort merkte ich, dass nicht nur ich aufgeregt und gespannt auf die kommende Zeit war. Die Stunden bis zum Abflug vergingen wie im Flug und wir unterhielten uns über die Reisevorbereitungen und die bevorstehende Zeit. Um 22:20 Uhr war es dann so weit und wir flogen gemeinsam Richtung Süden.

10. Oktober 2024
Nach einem reibungslosen Flug mit Zwischenstopp in Dubai landeten wir gegen 18 Uhr in Johannesburg, wo wir von unserem Organisationsteam herzlich empfangen wurden. Nachdem wir unser Gepäck in den Bus geladen hatten, ging es schnell in unser erstes Hotel in Pretoria. Nach der langen Reise war ich sehr müde und freute mich auf mein Bett.
Im Hotel angekommen durften wir gleich die herzliche und gastfreundliche Art der Südafrikaner kennenlernen. Aufgrund eines Missverständnisses gingen wir davon aus, dass im Hotel noch etwas zu essen auf uns warten würde. Ohne mit der Wimper zu zucken, erklärte sich die Köchin des Hotels jedoch sofort bereit, uns spontan etwas zu kochen. Zum Abschluss unseres ersten Tages in Südafrika saßen wir dann alle zusammen an einer langen Tafel und haben gemeinsam gegessen.

11. Oktober 2024
Am ersten Morgen unserer Zeit in Südafrika bin ich mit einem guten Gefühl aufgewacht. Ich wusste, heute geht es richtig los. Zusammen mit meinem Zimmernachbarn baute ich mein Akkordeon, das ich für den Flug zerlegt hatte, wieder zusammen. Wie viele aus unserer Gruppe habe ich die Bassseite meines Instruments im Handgepäck mitgenommen und die Diskantseite im Aufgabegepäck verstaut. Natürlich hatte ich ein wenig Sorge, ob alles heil in Südafrika ankommen würde, aber die 20 Meter Noppen-Folie und der zusätzliche Schaumstoff hielten, was sie versprochen hatten. So spielte ich noch in meinem Zimmer die ersten Töne der Konzertreise. Doch dabei sollte es nicht bleiben.
Heute war endlich unser erstes Konzert. Dafür ging es direkt zu einem besonderen Ort, dem Voortrekker Monument in Pretoria. Ein imposanter Ort, der eine spannende Geschichte erzählt und ein außergewöhnlicher Ort für ein Konzert.
Als ich das Denkmal zum ersten Mal sah, war ich beeindruckt. Auf einem 40 mal 40 Meter großen Steinplateau, umgeben von einer Granitmauer mit einem Durchmesser von 30 Metern, thront das insgesamt 62 Meter hohe Monument über der Stadt.
Vor lauter Begeisterung haben wir nicht bemerkt, dass 64 Granitstufen auf uns und unseren Konzertsaal warteten. Spätestens beim Anblick der Konzerthalle machte sich das Schleppen der Instrumente bezahlt. Der Konzertsaal befand sich im unteren Teil des Denkmals, war aber durch einen großen runden Durchbruch mit dem oberen Teil des Denkmals verbunden.
Schnell die Stühle gerückt, die Notenständer aufgebaut und schon ging es los mit der ersten kurzen Probe. Es war sehr schön, das Orchester zum ersten Mal seit der letzten Probe zu hören. Während wir uns einspielten, trafen auch die einheimischen Musiker ein, die uns an diesem Abend begleiten sollten.
Wir spielten nämlich unser erstes Konzert zusammen mit dem FAK Jeugsimfonieorkes (FAK Jugendsinfonieorchester) der Federasie van Afrikaanse Kultuurvereniginge (Verband der afrikanischen Kulturvereine).
Nach unserer Probe und einer Führung durch das Denkmal, bei der wir mehr über seine Geschichte erfuhren, gab es ein gemeinsames Essen mit den jungen afrikanischen Musikern. Nach anfänglichem schüchternem Beschnuppern dauerte es nicht lange, bis sich die beiden Gruppen mischten und beim Hotdog miteinander ins Gespräch kamen. Das gemeinsame Thema war klar: Musik. Und so dauerte es auch nicht lange, bis die ersten typisch rheinischen Karnevalslieder angestimmt und mit einem südafrikanischen Pendant beantwortet wurden.
Das Konzert selbst war ein gelungener Auftakt für die Konzertreise. Das Jugendsinfonieorchester gestaltete den ersten Teil des Konzerts mit klassischen Werken wie der Ouvertüre zu Egmont und einem Stück für Klavier solo und Orchester sowie Cello solo und Orchester. Dann ging es auf die Bühne. Unsere Stücke saßen und ich konnte die Freude in den Gesichtern der Spielerinnen und Spieler sehen. Die Belohnung war der Applaus des Publikums. Wir beendeten das Konzert mit allen Musikern und Musikerinnen mit dem traditionellen südafrikanischen Lied „My Sarie Marais“ und dem Mitsingen des Publikums.
Ehe ich mich versah, waren die ersten 24 Stunden in Südafrika auch schon vorbei und ich lag wieder in meinem Bett.

12. Oktober 2024
Nach zwei Nächten in Pretoria fuhren wir mit dem Bus durch malerische Landschaften zu unserer nächsten Station: Pietermaritzburg. Die Fahrt nutzten wir, um über die Erlebnisse des Vortages zu sprechen und mit großen Augen die Landschaft zu genießen, durch die wir fuhren.
Unterwegs machten wir einen Zwischenstopp auf einer Straußenfarm. Dort erfuhren wir einiges über die größten Vögel der Welt und konnten sie hautnah erleben. Ich habe viele Eindrücke und Informationen mitgenommen. Wussten Sie zum Beispiel, dass ein Strauß aufgrund seines Revierverhaltens ein hervorragender Wachhund sein kann und gerne in den Pool springt, um sich abzukühlen? Natürlich gab es dann auch Straussenfleisch zum Mittagessen.
Als wir wieder eine Weile fuhren, wurde das Stimmengewirr im Bus immer lauter und es wurde gemeinsam gesungen. Bis wir dann gegen 21 Uhr in unserem zweiten Hotel in Pietermaritzburg ankamen. Erschöpft aber vor allem hungrig machten wir uns auf die Suche nach etwas zu essen. Das einzige Restaurant, das um diese Zeit noch geöffnet hatte, war ein Pizza Hut. Also haben wir diesen kurzerhand mit dem LJAO geflutet. Gut gesättigt und mit einem breiten Grinsen sind wir dann ins Bett gegangen.

13. Oktober 2024
Nach der langen Busfahrt stand heute wieder ein Konzert auf dem Programm. Über einen Mitspieler kam der Kontakt zum Kearsney College, gegründet 1921, einer renommierten privaten Jungenschule im britischen Stil in Botha’s Hill, zustande. Der renommierte Jungenchor der Schule war auf seiner Konzertreise durch Deutschland zu Gast an der Schule des Mitspielers und lud zu einem gemeinsamen Konzert ein. Das College mit seinen vielen Sport- und Grünflächen und den Gebäuden im britischen Stil hat mich sehr beeindruckt.
Nach einem kurzen Umbau in der Aula der Schule haben wir uns für das anstehende Konzert eingespielt und etwas gegessen. Das Konzert wurde vom Schulorchester mit einer Mischung aus westlicher Filmmusik eröffnet. Nach dem Orchester trat der Knabenchor der Schule auf. Was soll ich sagen. Ich war überwältigt. Der Chor überraschte uns mit einer Auswahl von Stücken aus der afrikanischen Kultur, insbesondere der Zulu. Die Kraft und Energie, gepaart mit der Musikalität und der Ausarbeitung der Stimmen des Chores haben mich tief beeindruckt. Begleitet von einer kleinen Band und einer Gruppe von Perkussionisten mit traditionellen Trommeln zeigten sie das ganze Spektrum von sehr feinen und emotionsgeladenen bis hin zu massiven und durchdringenden Klängen. Unglaublich inspiriert und motiviert von der musikalischen und künstlerischen Leistung des Chores war mir sofort klar, dass wir jetzt unser Bestes geben müssen. Als ich den ersten Ton des Orchesters hörte, wusste ich sofort, dass dies auch unser musikalischer Höhepunkt werden würde. Und so war es dann auch. Mit voller Konzentration und Aufmerksamkeit haben wir die Emotionen, die wir zuvor in uns aufgenommen haben, in unserer Musik zum Ausdruck gebracht und sind zu unserer Höchstform aufgelaufen. Der emotional größte Moment war dann unsere eigentliche Zugabe „ Shosholoza“ eine quasi Zulu-Hymne in der die Bühne zu klein für Emotionen und Akteure wurden: Uneinstudiert kam der Chor bei dieser Nummer- immerhin knapp 60 Sänger während diese bereits lief auf in Formation dazu, stimmte ein und die Percussionsband begleitete zusätzlich unsere Drummer und Paukisten. So dass wir in eine nicht enden wollende DaCapo-Schleife verfielen. Die dann in einem ohrenbetäubenden langanhaltenden Applaus der knapp 250 Zuhörer letztendelich ihren Abschluss fand .Doch leider geht auch das schönste Konzert einmal zu Ende. Dieser besondere Moment war für uns Anlass, auf unsere Gastgeber anzustoßen. Voller Mut und Stolz fuhren wir zurück ins Hotel.

14. Oktober 2024
Von Pietermaritzburg aus ging es am sechsten Tag unserer Reise nach Hermannsburg. Hier standen ein Besuch der Deutschen Schule in Hermannsburg sowie Workshops rund um das Akkordeon und ein Konzert auf dem Programm.
Auf dem Weg zur deutschen Schule trafen wir die letzten Vorbereitungen für die Workshops in den verschiedenen Klassen und übersetzten noch den einen oder anderen Fachbegriff ins englische. Als wir dann in der Gemeindehalle von Hermannsburg ankamen, ging alles ganz schnell. Ein Teil unseres Orchesters hat die Bühne für das Konzert vorbereitet, während ich mit dem Rest zur Schule gegangen bin. Dort angekommen sind wir in die Klassen gegangen, vom Kindergarten bis zur Oberstufe, und haben interaktiv das Akkordeon vorgestellt und ausprobieren lassen. Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler war groß. Viele hatten ein Akkordeon bisher nur im Fernsehen gesehen. Besonders die jüngeren Schülerinnen und Schüler waren begeistert und wollten es alle ausprobieren.
Danach ging es zurück in die Gemeindehalle. Dort warteten neben dem Orchester schon unsere einheimischen Gäste Qadasi & Maqhinga auf uns. Mit Gitarren und einer Konzertina spielten sie traditionelle Maskandi-Musik. Höhepunkt des gemeinsamen Konzerts waren sicherlich die Tanzeinlagen der Schülerinnen und Schüler und die gemeinsame interkulturelle Polonaise zur Musik von Qadasi & Maqhinga.
Nach dem Konzert ging es zurück zur Deutschen Schule. Dort wartete schon das nächste kulinarische Highlight auf uns. Vor dem Hintergrund der indischen Einflüsse in der Region Dur-ban gab es für uns eine Portion „Bunny Chow“. Ein Curry, das in einem umhüllten Weißbrot mit Salat als Beilage serviert wird.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen teilten wir uns als Gruppe wieder auf, da die Schülerinnen und Schüler auch Workshops für uns vorbereitet hatten. Für meine Gruppe ging es zuerst in einen Musikraum der Schule. Dort warteten ca. 10 Schüler mit großen Marimbas auf uns. Sie haben uns gezeigt, wie sie zusammen improvisieren und selbst Lieder einstudieren. Danach durften wir selbst die Marimbas ausprobieren. Die Schülerinnen und Schüler haben uns gezeigt, wie man gemeinsam „Shape of You“ von Ed Sheeran spielt.
Danach sind wir in die Schulkapelle gegangen. Dort haben drei Schüler mit traditionellen afrikanischen Trommeln auf uns gewartet. Sie haben uns gezeigt, wie sie gemeinsam improvisieren und ihre Gefühle durch das Trommeln und die Rhythmen ausdrücken. Auch wir durften die Trommeln ausprobieren und zu den Rhythmen tanzen und später auch singen.

15. Oktober 2024
Die letzten Tage haben einen unglaublichen Eindruck hinterlassen. Umso besser, dass heute nur die Fahrt von Pietermaritzburg nach Durban zur Vorbereitung des Inlandsfluges auf dem Programm stand. Auf dieser Fahrt konnten wir aber noch einen wichtigen Ort der jüngeren südafrikanischen Geschichte besichtigen, die „Nelson Mandela Capture Site“. Hier erzählt ein Museum die Geschichte der Apartheid des Landes und der Bewegung um Nelson Mandela und den ANC (African National Congress). Eine inspirierende Geschichte von Selbstbestimmung, Freiheit und Pazifismus, die gerade in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Besonders im Gedächtnis geblieben ist der „Long Walk to Freedom“ des Museums. Ein Weg mit wichtigen Stationen im Leben von Nelson Mandela, gefolgt von einer imposanten Statue aus vielen schwarzen Stangen, die im richtigen Winkel ein Porträt von Nelson Mandela ergeben.
In Durban angekommen, konnten wir es uns nicht verkneifen, in den Indischen Ozean zu springen. Allerdings mussten wir schnell feststellen, dass wir wegen des starken Windes und der hohen Wellen besser nicht ins Wasser gehen sollten. Was mich und einige andere nicht davon abhielt, die Klamotten in den Sand zu werfen und an einer vermeintlich ruhigeren Stelle ins kalte und raue Wasser zu springen. Eine Entscheidung, die langfristig mit der einen oder anderen Narbe verewigt wurde.
Zum Abschluss des Tages gingen wir gemeinsam essen. Die Location dafür bot uns das Roma Revolving Resteraunt in Durban. Im 32. Stockwerk gelegen, bot uns das Restaurant einen einzigartigen Ausblick auf und um Durban. Während wir entspannt zusammen aßen, drehte sich das Restaurant langsam um die eigene Achse.
An diesem Tag mussten wir jedoch früh ins Bett, da am nächsten Tag der Inlandsflug von Durban nach Kapstadt anstand.

16. Oktober 2024
3.30 Uhr und der Wecker klingelt. Zum Glück habe ich meine Sachen schon gestern Abend gepackt. Noch im Halbschlaf steige ich in den Bus. Zum Glück war nicht nur ich noch nicht ganz wach. Am Flughafen angekommen, hieß es schnell einchecken und ab durch die Sicherheitskontrolle. Nach und nach wurde ich und auch die Gruppe immer munterer und wacher. Spätestens als wir den Flügel im Wartebereich der Gates sahen, waren wir topfit. Schnell wurden die ersten Töne auf dem Flügel gespielt und immer mehr von uns stiegen ein. Mit acht Händen von acht Leuten haben wir dann gemeinsam auf dem Flügel gespielt und den Wartebereich um halb fünf Uhr morgens unterhalten. Während des Fluges haben die meisten wieder geschlafen. Nach ungefähr eineinhalb Stunden sind wir dann in Kapstadt gelandet.
Vom Flughafen in Kapstadt ging es dann direkt zum nächsten Konzertort - dem South African College of Music. Hier wartete schon der einzige Akkordeonschüler des ganzen Landes auf uns. Wir hatten ihn nämlich eingeladen, mit uns das Solo im Stück Tanti Anni prima von Astor Piazolla zu spielen. Also noch schnell einen Kaffee oder eine Cola zum Wachwerden, kurz proben und dann ab auf die Bühne.
Als Belohnung für den stressigen Start in den Tag nutzten wir das schöne Wetter und fuhren mit der Seilbahn auf den Tafelberg. Dort konnten wir durch den Nationalpark spazieren und die Aussicht auf die Stadt und das Wolkenmeer genießen.

17. Oktober 2024
Heute wurde noch einmal richtig ausgeschlafen und der Schlaf der letzten Nacht nachgeholt. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel ging es weiter nach Stellenbosch. Hier war für heute ein Konzert in der Konzerthalle der Universität Stellenbosch geplant.
In Stellenbosch angekommen, richteten wir also schnell die Bühne her, um in der wunderbaren Akustik des Raumes zu proben und uns auf das bevorstehende Konzert vorzubereiten. Wieder in einem richtigen Konzertsaal zu spielen, machte sich direkt im Klang bemerkbar. Hier konnten wir besonders am Zusammenspiel und an der Präzision feilen und so voller Elan in das Konzert starten. Die Einführung übernahm Leon von der South African Free Reed Association (SAFRA) zusammen mit seinem Schüler Neil. Danach spielten wir einen Auszug aus unserem Programm. Zum Abschluss spielten wir zusammen mit Neil, Leon und zwei weiteren Akkordeonspielern „My Sarie Marais“. Das Publikum war so begeistert, dass es ohne zu zögern mitgesungen hat.
Die Region im Western Cape rund um Stellenbosch und Franschhoek ist neben ihrer guten Ausbildung auch für ihren Wein international bekannt. Da traf es sich gut, dass die Besitzer des Weinguts Delheim uns zu einem Auftritt auf ihrer Terrasse einluden. Delheim wurde 1938 von dem Deutschen Hans Otto Hoheisen für seine Frau Deli gekauft. Seitdem ist das Weingut in deutschem Besitz und pflegt gute Beziehungen und internationalen Handel mit Deutschland. Daher war es uns eine große Freude, für die Gäste und Besitzer des Weinguts in einer Ensemblebesetzung zu spielen.
Der Höhepunkt des Tages war jedoch das gemeinsame Abendessen im Restaurant. Neben den traditionellen Gerichten war es vor allem die Live-Musik mit afrikanischen und internationalen Einflüssen, die dieses Restaurant ausmachte. Als die Musiker zum Mitmachen aufriefen, dauerte es natürlich nicht lange, bis wir als Orchester gemeinsam vor der Bühne standen, schunkelten und mit dem ganzen Restaurant Shosholoza sangen. Und unser Schlagzeuger und Pianist die musikalische Leitung übernahmen.

18. Oktober 2024
Damit wir auch etwas von der Landschaft und der schönen Natur des Westkaps erleben und genießen konnten, sind wir heute wieder früh aufgebrochen. Es gab wieder viel zu erleben und der Tag hat schließlich nur eine begrenzte Anzahl von Stunden. Also schnell den Bus für den ganzen Tag beladen und einsteigen, denn vor unserem Konzert am Nachmittag gab es heute noch einiges zu sehen.
Über Sea Point, Clifton und Camps Bay ging es zunächst raus aus der Großstadt in Richtung Hout Bay. Hout (Afrikaans für Holz) Bay war früher eine beliebte Anlegestelle für Seefahrer, um in den umliegenden Wäldern Holz für die Reparatur ihrer Schiffe zu schlagen. Von hier aus ging es weiter Richtung Süden über die schönste Küstenstraße Südafrikas. Seit 1922 schlängeln sich 114 Kurven auf ca. 9 Kilometern in die Felswand von Hout Bay nach Noordhoek. Nahe am Abgrund hatten wir so einen einmaligen Blick auf das Meer, die Städte hinter und vor uns und den steilen Abhang direkt neben uns.
Hinter Noordhoek ging es weiter in Richtung Cape Point und Tafelberg Nationalpark. Neben dem berühmten Leuchtturm fuhren wir hier bis zum Kap der Guten Hoffnungen und blickten auf türkisblaues Wasser.
Von dort ging es weiter zum Boulders Beach, wo uns eine Schar gut gekleideter Vögel erwartete. Am Boulders Beach lebt nämlich die nördlichste Pinguinkolonie. Brillenpinguine, um genau zu sein. Hier konnten wir vor allem etwas über die Verbreitung und den Lebensraum der Tiere lernen, während wir sie über den Strand watscheln und sich in die Wellen stürzen sahen. Besonders beeindruckt hat mich ihre Geschwindigkeit im Wasser.
Von Boulders Beach aus fuhren wir zum nächsten Konzert, doch was uns auf dem Weg dorthin erwartete, konnte niemand vorhersagen. Es begann mit einem Schrei aus dem hinteren Teil des Busses. "Da ist etwas im Wasser! Noch einer: "Da rechts, ich seh's auch.". Wie sich herausstellte, war dort eine Walfamilie im Wasser und wir konnten vom Bus sehen, wie die Fontänen aus dem Wasser spritzten und die Wale an die Oberfläche kamen.
Als wir dann an unserem heutigen Veranstaltungsort ankamen, wartete, wie ich finde, der kulturelle Höhepunkt unserer Reise auf uns. Der Goodwood Sporting Club hat hier eine „Symphonie der Kulturen“ organisiert. Verschiedene Gruppen von Jugendlichen zeigten hier abwechselnd ihr musikalisches und kulturelles Können. Neben einem kleinen Chor und einer Marimba-Gruppe konnten wir auch einen traditionellen Tanz erleben. Der Goodwood Sporting Club in Kooperation mit SAFRA hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern und Jugendlichen einen Raum zu geben, sich frei zu entfalten und aus den Strukturen und der vorherrschenden Kriminalität der Townships auszubrechen. Besonders berührt hat mich, dass wir nicht nur gemeinsam getanzt, gesungen und gelacht haben, sondern dass die Kinder und Jugendlichen nach dem Konzert wie selbstverständlich ihr Essen mit uns teilten. Ein Erlebnis, von dem ich vor allem Demut in meinen Alltag mitnehmen möchte. Es hat mich tief berührt, dass die, die am wenigsten haben, so offen und herzlich sind, das, was sie haben, mit uns zu teilen.

19. Oktober 2024
Nach dem sehr emotionalen Vortrag war es gut, dass wir heute einen ruhigen Tag hatten, um das Erlebte ein wenig zu verarbeiten und uns darüber auszutauschen. Denn heute stand eine kleine Safari auf dem Programm. Für unsere Safari sind wir ca. 2 Stunden mit dem Bus ins Landesinnere zum Aquila Private Game Reserve gefahren. Hier erwartete uns ein Game Drive, bei dem wir neben der üppigen Natur auch einige Tiere sehen konnten. Auf der ca. 2-stündigen Tour durch das private Reservat konnten wir neben Giraffen, Flusspferden und Wasserbüffeln auch viele Affen, Zebras und Antilopen sehen. Auch die Elefanten und Löwen boten uns eine tolle Show. Spielerisch jagten sich die Elefanten gegenseitig und kämpften mit ihren Stoßhörnern. Noch zwei Stunden zurück und der letzte ganze Tag unserer Reise war auch schon fast vorbei. Zum Abschluss waren wir noch einmal gemeinsam in der Vitoria und Alfred Waterfront im Time Out Market essen. Wie am ersten Abend in Südafrika saßen wir alle zusammen an einem langen Tisch und haben gemeinsam gelacht, gegessen und getrunken. Ein Bild, das ich hoffentlich mein Leben lang mit mir tragen werde.

20. Oktober 2024
Die Zeit verging, wie im Flug und ehe wir uns versahen, war schon der letzte Morgen unserer Reise angebrochen. Ein letztes Frühstück, ein letztes Mal den Bus packen und sich noch einmal gemeinsam auf das Konzert vorbereiten.
Unser letztes Konzert spielten wir in der Kirche von Melkbosstrand. Mit einem kleinen Ensemble haben wir den Gottesdienst eröffnet und zum anschließenden Konzert eingeladen. Dabei konnte ich ehrlich gesagt noch gar nicht richtig realisieren, dass das unser letztes Konzert auf dieser Reise sein sollte. Wir haben, glaube ich, noch einmal alles in die Tasten gehauen. Begleitet wurden wir von einer einheimischen deutschen Akkordeonspielerin und ihren zwei wunderbaren Kindern. Unser Programm war fast vorbei und so war es auch hier Zeit für unser letztes Stück. Noch einmal „My Sarie Marais“ und der musikalische Teil der Reise war offiziell beendet. Nun hieß es noch schnell die Akkordeons vor Ort abzubauen, gut zu verstauen und die Koffer endgültig zu packen. Nach einem üppigen Mittagessen ging es dann wieder in den Bus. Da wir aber noch etwas Zeit hatten, bis wir am Flughafen sein mussten, haben wir noch einen Abstecher an den Strand gemacht. So saßen wir zusammen am Strand und haben auf das Meer und das vor uns liegende Kapstadt geschaut. Die Zeit verging wie im Flug und es war surreal, dass wir gleich in den Flieger steigen und zurück nach Deutschland fliegen würden. Zwei Wochen voller Emotionen, Eindrücke und Erlebnisse waren fast vorbei. Und weil ich es noch nicht so richtig wahrhaben wollte, weil ich die Reise bis zum letzten Moment genießen wollte, habe ich mit einem Teamkollegen noch einmal die Klamotten in den Sand geworfen und wir sind in die Wellen gerannt.Mit diesem Bild und noch etwas feucht sind wir dann in den Flieger und irgendwann nach einem Zwischenstopp wieder in Frankfurt gelandet.Ich möchte die Reise und die geschlossenen Freundschaften nicht missen und bin dankbar dafür Teil dieser Gemeinschaft gewesen und noch zu sein. Und hoffe, dass ich noch weitere Erlebnisse dieser Art mit diesem Auswahlensemble mitbekommen kann. Daher danke ich auch stellvertretend für das ganze Orchester den Organisatoren und Förderern dieser Reise, die uns dieses Gefühl ermöglicht haben. Insbesondere unserem langjährigen geschäftsführenden Leiter Herrn Thomas Ahrendt für seine Arbeit und den unermüdlichen Einsatz gerade auch bei der Finanzmittelbeschaffung ohne die eine solche Reise sicherlich nicht stattgefunden hätte, bei Berücksichtigung der studentischen Kostensituation. Natürlich gilt der Dank auch allen übrigen, die diese Reise organisatorisch, koodinatorisch, zwischenmenschlich und fürsorglich haben stattfinden lassen.