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Überraschend stellt sich ein neuer Kandidat sich zur Bürgermeisterwahl in Wesseling, bekannt aus den Rundgängen durch die Stadt.
Saach hür ens, Jupp,

stemp dat dann wirklich, Du wills Bürjermeister vun Wesseling werde? Dat hätt ich jetz wirklich nit jedaach. Un jetz soll ich Dir Ding Wahlprojramm opschrieve? Weiß do dann ald, wat de dun wills? Joot.
Ich schreibe das dann mal schön auf, damit das auch alle lesen können. Also dann, fange mer an.

Liebe Wesselinger und Lingerinnen,
ich, Jupp, alt jenoch, stelle mich hiermit als Kandidat für die Bürjermeisterwahl in Wesseling 2020 auf. Dä. Es wird Zeit, dass hier in Wesseling mal richtig angepackt wird, und ich habe da die besten Ideen. Und die werde ich auch umsetzen, wenn ich gewählt werde.

Jupp, dat ess joot. Jetz muß do ävver och jet do drüvver schrieve. Wo fange mer an? Beim Entenfang?

Seit langen Jahren vernachlässigt die Stadt den Entenfang im Winter. Dabei ist es doch so einfach. Wenn ich Bürjermeister werde, friere ich den Entenfang von November bis Februar zu, damit die Kinder wieder Schlittschuhlaufen können. Früher war das jedes Jahr so, aber seit überall gespart wird, klappt das nicht mehr.
Außerdem werde ich das abgebrannte Häuschen zur Vogelbeobachtung wieder aufbauen. Das wird dringend gebraucht. Schon immer haben da viele Wesselinger Spaß mit Vögeln gehabt.

Dat Ies muss ävver deck jenoch sinn, Jupp. Krißte dat dann och hin? Ich mein jo bloß. Un jetz? Ah…

Ich werde alle Tankstellen in Wesseling direkt an den Kerosinsee anschließen. Dann können alle kostenlos tanken, und gut für die Umwelt is et auch. Überhaupt liegt mir der Umweltschutz sehr am Herzen. Deshalb werde ich im Stadtgebiet das Essen von Bohnen, Kappes und Schavur einschränken, damit es weniger Fürze gibt, die mit CO2- und Methan das Klima verändern. So wird Wesseling das Klima retten!

Jupp for future, dat ess janz modern, wigger esu! Wat säste dann zo der Baustell an der Ungerführung?

Als Bürjermeister werde ich auch vor unkonventionellen Lösungen nicht zurückschrecken, um Projekte auch fertig zu stellen. So habe ich bereits Kontakt mit den Chinesen aufgenommen, die dort die Krankenhäuser gebaut haben, ob sie nicht die Unterführung fertigstellen könnten. Sie haben höflich abgesagt: für die eine Stunde Arbeit wäre ihnen die Anfahrt zu weit. Also werden wir kreativ sein und die Unterführung zuschütten. Wir bauen dann oben einen Übergang, aber mit Schranken quer zu den Bahngeleisen. Wenn dann ein Wesselinger hinüberwill, sind die Schranken für die Bahn eben zu, ist er drüben, gehen sie wieder auf und die Bahn kann weiterfahren. Das ist Bürgernähe, wir lassen niemanden stehen!

Jo, Jupp, dat do noch keiner drop jekumme ess! Un wat ess met der Bröck övver dä Rhing?

Die Brücke über den Rhein war schon immer ein Thema, worüber sich die Leute verkamesölt haben. Das muss sich ändern. Vor allem wollen die Wesselinger nicht noch 20 Jahre warten, bis der Rohbau fertig ist. Auch hier ist eben eine kreative Lösung gefragt, und die han ich parat: Wir däuen einfach im Süden von Urfeld eine Schleuse in den Rhein erein, die kann man dann zumachen, und jeder kann trockenen Fußes hinüber. Dann noch ein bisschen Asphalt quer rüber, fertig. Also quasi Moses 2.0. Kein Frosch wird gestört, und in Düsseldorf brauchen die sowieso kein Wasser.

Mensch, Jupp, do häste ävver vell vör! Ob dat ävver klapp? Wat jitt et söns noch?

Als Bürjermeister werde ich nicht länger zuschauen, dass Hunde in Wesseling bevorzugt werden. Die Hunde haben in Eichholz einen eigenen eingezäunten Spielplatz, wo sie frei laufen können. Und was ist mit Katzen? Die han nix. Also werde ich beschließen, dass der Platz gleichzeitig von Hunden und Katzen benutzt werden darf!
Und dann werden wir die Situation mit den Hundebeuteln ändern. Anstatt alles in Plastikbeuteln einzupacken, die in 50.000 Jahren nicht verrotten, kommt dann eine umweltfreundliche Lösung: die eingesammelten Ausscheidungen…

Saachens Jupp, habe ich wirklich „eingesammelte Ausscheidungen“ verstanden? Wo häste dat dann her? Ach so, Dress kann mer nit schrieve in enem Wahlprojramm. Och joot.

…die eingesammelten Ausscheidungen werden in Stoff eingewickelt. Der Stoff zersetzt sich schnell, und damit ist das Problem gelöst. Für ein Pilotprojekt habe ich bereits ein paar Bettlaken zerschnitten. Interessierte Bürger können sich Stoffmuster für zum Ausprobieren zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch im Vorzimmer des Bürgermeisters abholen, Stichwort Kacker-Laken.

Wat hältste dann vun dä Sitewation an denne Schulle?

Schulen sind wichtig für die Kinder. Ich war ja selbst auch auf einer Schule, bis ich zu groß für die kleinen Stühlchen wurde. Was Wesseling hier braucht, ist ein ganz neuer Ansatz. Das mit der Sanierung ist ja sehr heiß gelaufen, und wenn man die Bauten abreißt, kann man sie seveso nicht mehr an gleicher Stelle aufbauen.

Jupp, muss dat nit „sowieso“ heiße? Nä? Do muss et jo wisse…

Ich bin dafür, den Unterricht völlig neu zu organisieren, viel näher am Alltag als bisher. Wirtschaftskunde wird im Wirtzhaus unterrichtet, die Theater-AG kommt in die Kulisse, der Geschichtsunterricht über Kaiser und Könige in die Stadtkrone. Philosophie und Nähkurse machen wir in den 30 Stühlen, die haben genug Platz zum Sitzen. Sprachen und Mathematik werden im Rathaus unterrichtet. Da kann sich dann auch mal unbemerkt ein Politiker danebensetzen und mitlernen. Und den Rest organisieren wir mit Hilfe von Aapen.

Dat verstonn ich nit, Jupp, wat wellste dann mit Aape? Ach so, do meins die Dinger op däm Smartphone! Die nennt mer ävver nit Aape, die nennt mer Äpp.
Jupp, dat reicht jetzt. Zum Schluss muß do ävver noch övver die andere Kandidate hertrecke. Jo, dat maache die all, dat jehöt sich esu. Wie, dat senn doch all nette Lück, do kannste nit schlääch drüvver redde? Dat jeit nit. Irjendjet muß dir doch infalle! Enä? Na dann…

Zwei hervorragende Kandidaten haben sich bisher zur Wahl gestellt: der amtierende Bürjermeister und die amtierende stellvertretende Bürjermeisterin. Aber das reicht nicht. Ich bin besser, und zur Not gibt es eben Freibier!
Ich bitte um Eure Stimme!
Hochachtungsvoll,
Euer Jupp

So Jupp, fäädisch. Hier, Köbes, tuste uns mal zwei Kölsch, ne. Auf jeden Fall, ming Stimm häste, Jupp.
Tschö, ne.

Diesen Artikel gibt es hier auch als pdf.
Die Rundgänge mit Jupp durch Wesseling sind hier nachzulesen.

LeserReporter/in:

Dieter Weidenbrück aus Wesseling

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