Es ist ruhig auf Wesselings Straßen. Die Menschen gehen nur selten aus dem Haus. Doch mit den Tipps von Bürgermeisterkandidat Jupp kann jeder Spaziergang spannend werden …
Saach hür ens, Jupp,

wie isset dann esu? Jo, och joot. Obwohl, mer weiß et jo nit, ne. Soll ich ald wedder ene Bref für Dich schrieve? Woröm jeit et dann? Werf dä Zeddel ens erövver, ävver du blievs do! Also dann…

Liebe Wesselinger und Lingerinnen,
ich, Jupp, immer noch Kandidat für das Amt des Bürjermeisters, möchte heute über die Menschen in Wesseling schreiben. Der Wesselinger ist nämlich anfürsich ein lieber Kerl.

Wat? Jo secher, anfürsich es richtisch jeschrevve. Dat es Hochdeutsch, do wo ich herkumme.

Allerdings hat es der Wesselinger normalerweise nicht so mit dem Grüßen, vor allem nicht bei Leuten, die er nicht kennt. Grüßt man einen Wesselinger, den man nicht kennt, erntet man oftmals zuerst einen ungläubigen Blick.

Ja, jenau. Ich denke dann eesch ens: Wat will dä Jeck dann vun mir? Ich kenn dä Kääl doch jar nit!

Dann wird er einen kurz mustern und dabei leicht die Augenbrauen zusammenziehen.

Richtisch. Es dä vun der Schmier, oder vum Ordnungsamt, oder noch schlimmer: Kritt dä noch Jeld vun mir???

Danach wird sich der unbekannte Passant entspannen, außer vielleicht, wenn man selbst seine Schwiegermutter ist. Zurückgrüßen wird er nur in seltenen Fällen. Das ist normal, und man darf das nicht persönlich nehmen. Das passiert auch unter Verwandten schon mal.
Aber in diesen besonderen Zeiten mit der Kontaktsperre ist alles anders. Man sieht auf den Wegen auf einmal so wenige Menschen, dass sich jeder freut, wenn er überhaupt jemanden sieht.
Ich habe das mit dem Grüßen jetzt mal ausprobiert und siehe da: es klappt! Wesselinger, die man überhaupt nicht kennt, lächeln zurück, nicken kurz mit dem Kopf oder sie tun das Unfassbare: sie grüßen mit „Hallo“ oder „Guten Tag“ zurück!

Nä, Jupp, wirklich? Kann ich jar nit jläuve. Häs do dann kein Sorje, dat dä dann kötte kütt? Na dann…

Da im Augenblick sowieso nicht so viel los ist, schlage ich deshalb einen Wettbewerb vor. Grüßt beim Spazierengehen alle Wesselinger und andere Menschen, die Euch begegnen. Für jede Reaktion gibt es Punkte:

  • Keine Reaktion: 0 Punkte
  • Umdrehen, ob jemand anderes gemeint war: 0 Punkte
  • Erstaunter Blick zurück: 1 Punkt
  • Gefälliges Kopfnicken: 3 Punkte
  • Gefälliges Kopfnicken mit Lächeln: 5 Punkte
  • Gesprochener Gegengruß: 10 Punkte

Mensch Jupp, dat jefällt mir ävver! Un et koss och nix.

Gewonnen hat natürlich der oder die mit den meisten Punkten. Ich bin aber nicht verantwortlich, wenn sich daraus eine langjährige Freundschaft oder kurze Ehe entwickelt. Viel Spaß beim Grüßen, Freundlichkeit hilft immer weiter.
So, und jetzt muss ich wieder an meinem Wahlprojramm arbeiten.
Hochachtungsvoll, und bleibt jesund!
Euer Jupp

So Jupp, dat wor et. Ich jon jetzt jlich ens spazeere un probier dat us, ne. Mir dun jo nur die janze Pänz leid. Vör luuter Spazeerejonn un Fahradfahre mit de Eldere han die kaum noch Zick, öm de Smartphones opzelade.
Tschö, ne. Kölsch trinke mer später.

Diesen Artikel gibt es hier auch als pdf. Weitere Geschichten mit Jupp gibt es in meinem Profil.
Wenn der Text ein wenig zum Schmunzeln anregt, würde ich mich freuen. Es gibt derzeit genug Dinge, über die man nicht Schmunzeln kann.

LeserReporter/in:

Dieter Weidenbrück aus Wesseling

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