"Runter von der Bühne, aber dalli"

Seit über 50 Jahren Kindersitzung

Wesseling - Ach Paul. Du bist wahrlich ein Entertainer! Keine zehn Jahre alt,
keine sieben Käse hoch, aber die Kindersitzung durchziehen wie ein
Großer! Einmarsch, Ausmarsch, Orden, Rakete, Alaaf. Zum Schluss dann
- und es ist jetzt schon legendär - sein „Runter von der Bühne,
aber dalli!“. Wahlweise auch mit „aber flott!“.

Die Redaktion empfiehlt jedem, der schlechte Laune hat, den Besuch
einer Kindersitzung. Man kann ja gar nicht anders, als binnen von
Minuten die Mundwinkel nach oben zu ziehen und in spontane
Freudenanfälle auszubrechen!

Kleine Minni Mäuse mit Schuhgröße 24 kugeln vor der Bühne, ein
blauer Elefant springt von der Bank, klettert wieder rauf, springt
runter, immer wieder.

Der etwa einen Meter kleinePolizist fuchtelt mit der Knarre, die halb
so groß ist wie er, vor der schönen Prinzessin herum und versucht,
die Niedliche im rosa Tüll zu beeindrucken.

Und während sich auf der Bühne die Tanzcorps ihr Stelldichein geben,
haben ein Haufen Kinder den Bühnenteil der Kronenbuschhalle erobert,
der sonst den Bands bei den Prunksitzungen vorbehalten ist: Hier
kreischen und toben sie zur Musik, versuchen die Figuren der Kinder in
den schicken Uniformen nachzumachen, oder einfach nur möglichst hoch
zu hopsen, laut zu schreien und sich schnell im Kreis zu drehen.

Einige hundert Kinder und ihre Väter und Mütter waren dabei, als
Darren Ty I. (Timm), 70. Kinderprinz von Wesseling zu Ehren die
traditionelle Kindersitzung der Großen Wesselinger
Karnevalsgesellschaft gefeiert wurde.

Eine schöne Tradition für „uns Pänz“, auch wenn es immer
schwerer falle, das Programm noch mit Kindergärten und Schulen zu
besetzen, so Literat Daniel Anacker. So hatte eine Schule schon zu-
aber dann wieder abgesagt. Deshalb waren in diesem Jahr nur die Pänz
der Villa Kunterbunt und der Villa Sonnenschein dabei, zeigten voller
Stolz ihre einstudierten Nummern und begeisterten ihr bunt
verkleidetes Publikum.

Dazu gaben sich die Kinder- und Jugendtanzcorps der KG Südstädter
und der Postillione die Ehre sowie natürlich die der
kinderprinzenstellenden Gesellschaft, die Mini-Fändelschwenker. Zum
Abschluss marschierte Prinz Sebastian I. mit dem Urfelder
Kinderprinzen Jakob I. und den begleitenden Tanzcorps ein, wie immer
mit der Abordnung des Festkomitees Wesselinger Karneval, das am
Mittwochnachmittag mit kleiner Besetzung vertreten war.

Denn auch die Ehrenamtler müssen arbeiten, genauso wie viele Kinder
gar nicht zu der um 15.30 Uhr beginnenden Sitzung kommen können: Sie
sind selbst noch in der Schule und die Eltern müssen arbeiten.

All das ist auch in die Überlegungen der GroWeKa mit eingeflossen,
und man hat die Sitzung auch schon mal samstags gemacht, aber „da
hatten wir überhaupt keinen Kindergarten auf der Bühne“, so
Anacker zur Redaktion.

Immerhin war der Saal gut gefüllt, was natürlich auch dem freien
Eintritt für die Pänz zu verdanken war. Denn dank einer Spende vom
Jugendring konnte in diesem Jahr darauf verzichtet werden. Dafür
bekam Daniel Viehhöver vom Jugendring, der als Ehrengast eingeladen
in einer Zimmermannsverkleidung gekommen war, einen Riesenapplaus.