Abschied nach 35 Jahren und sieben Monaten
„Spannende und interessante Zeit“
Wesseling - Seine letzte Rede - er hielt sie für sich selbst. 35 Jahre und sieben
Monate hatte Stadtpressesprecher Peter Adolf für (gesamt fünf)
Bürgermeister Reden geschrieben, und natürlich fand der Profi zum
Ende der eigenen Karriere die richtigen Worte, wählte klug einige
Anekdoten aus, umriss pikante Histörchen ohne Namen zu nennen und
nahm herzlich Abschied vom seinem Rathaus, von seinem „Amt 80“,
von seiner Büroehefrau „Hedi“.
Es wurde viel gelacht bei der Verabschiedung der „Stimme der
Stadt“, wie der Kölner Express im Dezember titelte. Im ersten Stock
des Rathauses war ein kleiner Empfang vorbereitet worden und
Bürgermeister Erwin Esser ehrte Peter Adolf natürlich auch mit einer
Rede.
Esser erinnerte an die journalistischen Wurzeln Adolfs, die 1972 beim
Kölner Wochenspiegel (KWS) als Lokalreporter begannen. Drei Jahre
später spezialisierte sich der junge Adolf auf die kommunalpolitische
Berichterstattung und 1980 wurde Adolf - studierter BWL’er -
Redaktionsleiter beim heutigen „Wochenende Frechen“, arbeitete
aber weiter als „Freier“ für den KWS und die Kölnische
Rundschau. Es war der verstorbene Bürgermeister Alfons Müller, der
Peter Adolf als Pressereferent nach Wesseling holte, und 1998 wurde
Peter Adolf zum Leiter der Abteilung „Arbeit und Öffentlichkeit“
bestellt, 2000 folgte der Wechsel ins Bürgermeisterbüro und 2011 in
den Fachbereich 80, so wie er sich heute zusammensetzt.
„Ich habe mich immer auf Deinen Rat und Deine Loyalität verlassen
können“, sagte Erwin Esser und gab zu, dass sich die Gelassenheit
des Bürgermeisters in kritischen Kommunikationssituationen
proportional zur Gelassenheit des Stadtsprechers entwickle.
Aber Peter Adolf war nicht nur für das Presseamt verantwortlich, als
Wirtschaftsförderer hat er ebenfalls viel für Wesseling erreicht:
Auf sein Konto geht die Gründung des Werberings, die Bau- und die
Gesundheitsmesse sowie die Ansiedelung von „Marktkauf“. Er hat das
Gewerbegebiet Rheinbogen vermarktet und den Weihnachtsmarkt wieder
belebt.
„Neben Kilometern von Pressemitteilungen, Broschüren, Kalendern,
Reden, Grußworten und Bildbänden bist Du der Arbeit bei den
Rheinischen Anzeigenblättern immer treu geblieben. Das wird sicher
ein fester Punkt im Unruhestand bleiben“, orakelte der
Bürgermeister zum Ende seiner Rede.
Peter Adolf schwärmte in seiner Rede von seinen Anfängen, in denen
es genau vier Medien gab: Werbekurier, Stadtanzeiger, Rundschau und
den Generalanzeiger: „Keine Privatsender, keine sozialen Medien,
kein Internet“. Adolf erinnerte sich, dass er als ersten Spruch
damals mit auf den Weg bekommen habe „Brühl hat die Kultur,
Wesseling hat das Geld“. So sei es seinerzeit nicht üblich gewesen,
Förderanträge zu stellen, Wesseling zog seine Projekte alleine
durch. Als er einige Jahre später erstmals einen Förderantrag für
die Erschließung des Gewerbegebietes Eichholz stellen musste - 125
000 Mark bekam die Stadt - war der Tenor im Haus: Der Aufwand lohnt
sich nicht.Rückblickend sagte der jetzige Pensionär, dass es eine
spannende und interessante Zeit gewesen sei. Adolf dankte Erwin Esser,
denn ein Pressesprecher könne nur dann gut arbeiten, wenn er das
Vertrauen der Stadtspitze habe und in alle wichtigen Vorgänge
einbezogen würde. Auch seinen Kollegen sprach Adolf seinen Dank aus,
und am Ende sorgte er noch für einen großen Lacher, als Adolf zugab,
dass die Journalisten ein besonderes Völkchen seien: „Es gibt den
schönen Spruch des früheren Ministerpräsidenten Wolfgang Clement,
der selbst als Journalist gearbeitet hat, bevor er in die Politik
ging: ‚Jeder gute Journalist kann auch Minister werden. Aber nicht
jeder Minister hat das Zeug zum Journalisten’. Aber es gibt auch die
Aussage von der Krimschriftstellerin Agatha Christie: ‚Ich habe
Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben
lassen’“.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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