Die Bürgerstiftung lud ein - Impressionen und Gedanken zum Pilgern
Torsten Gripp las aus seinem Reisetagebuch
Wesseling: Die Bürgerstiftung Wesseling hatte eingeladen zu einem stimmungsvollen und amüsanten Vortrag von Torsten Gripp, der sich als Wesselinger Künstler, Fotograf und Essayist einen Namen gemacht hat. Stephan Rodtmann konnte etwa 30 Gäste in der Wohnzimmeratmosphäre von Mines Spatzentreff begrüßen.
Torsten Gripp hatte seine Gedanken über Gedanken, Begegnungen, Beziehungen auf seiner Pilgerreise auf dem Jacobsweg in einem Essay festgehalten. Er interessiert sich für Musik, Kunst, Fotografie und diskutiert auch gerne über Gott und die Welt. Jetzt wollte er sich mit sich selbst auseinandersetzen, vom Fahren ins Gehen wechseln. Vor dem Losgehen gab es Zweifel: wenn man alleine geht, ist man dann einsam? Viele haben ähnliche Pläne geäußert, aber irgend etwas hat sie gehindert aufzubrechen. Er wollte sorgsam betrachten - ohne Langeweile, Lust an den kleinen Dingen des Lebens verspüren. Das Smartphone blieb zu Hause.
In Porto ging es dann los, die ersten Schritte waren schwer, er musste sich erst auf die Langsamkeit umstellen, spürte zunächst nichts, ihm ging eine Chopin Etüde durch den Kopf...
Neun der Gäste sind auch schon auf dem Jacobsweg gegangen, sie wollen wieder pilgern, einige planen es.
Diakon Rodtmann erzählte, dass er mit 60 zunächst nur in der Eifel nach Trier wandern wollte. Als er wegen einer Gürtelrose zum Arzt musste, erklärte er ihm mit Blick auf seinen Rucksack, dass er pilgern würde, obwohl er zunächst keine religiösen Motive hatte.
Guido Lenssen brach 2007 nach Frankreich auf. Er hatte das Gefühl, die Reset-Taste drücken zu müssen. In seiner Werbeagentur wurden absolut unbedeutende Dinge diskutiert. Gleichzeitig trennte er sich von seiner Beziehung. Er hatte Angst, nur 25 % kommen in Santiago de Compostela an. Im Nachhinein war es aber "das Beste, was man machen kann." "Dieser Weg macht Dich alle - und gibt Dir tausendfach zurück."
Auf die Frage nach Irrwegen oder Umwegen erklärte Lenssen, dass man überall gelben Pfeilen folgt. Wenn man auf ein gelbes Kreuz trifft, hat man sich verlaufen. Man geht zurück, man macht das Richtige! Im Leben geht man oft lange den Kreuz-Weg. Gripp meinte, dass er durch Hinweise von Menschen auf der "Pilger-Autobahn" sich nie verlaufen hat. Allerdings hat er sich in Details verlaufen. Auf einem Weg durch Eukalyptus-Wälder erinnerte er sich an seinen Vater, der immer "Atemgold" gelutscht hat, wenn er Bier getrunken hatte. Oder dass er auf dem Weg meditiert hat und zweimal gegen einen Baum gelaufen ist.
Als nach Tipps gefragt wurde, kam als erstes die Empfehlung, den Rucksack nicht zu voll zu packen. Zunächst meinte Gripp, dass Sachen im Gewicht von 16 kg unverzichtbar seien. Inzwischen ist er bei 5 kg. Dabei ist "Rei in der Tube", schnell trocknende Unterwäche und ein Mikrofaser-Waschlappen. Wichtig sind eingelaufene Schuhe, mindestens zwei Schuhgrößen größer und trockene Socken, trotzdem braucht man Blasenpflaster.
Lenssen erläuterte, dass die Menschen schon im Mittelalter auf dem Jacobsweg durch Wesseling gepilgert sind. Über seine Reise hat er einen Bildband "Esperanza Santiago: buen camino" veröffentlicht, in dem er die "Energie des Weges" rüberbringen möchte.
Musikalisch wurde der schöne Abend vom Harfen-Keyboard-Duo Vivenne und Valentina aus Köln umrahmt - zum Teil mit spanischen Klängen. Mine Murzoglu hatte außerdem ein Tapas-Buffet und Sangria vorbereitet.
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