Vom Heimatverein
Umfassendes Buch über die Wesselinger Schulgeschichte
Wesseling - Wer noch ein Weihnachtsgeschenk für (nicht nur) etwas ältere
Wesselinger sucht, sollte sich schnellstens ein Exemplar der zehnten
„Blätter zur Geschichte der Stadt Wesseling“ sichern. Denn darin
geht es um die Geschichte der Schulen in Wesseling und viele ältere
Mitbürgerinnen sowie Mitbürger dürften sich auf einem der 175 Fotos
wiederfinden, die über die Hälfte des 152 Seiten starken Buches im
DIN A4 Format ausmachen.
Aber auch die erste Hälfte des neuesten Machwerkes von Wolfgang
Drösser für den Orts- und Heimatkundeverein ist interessant: Der
Historiker hat gut ein Jahr an der Wesselinger Schulgeschichte
recherchiert, stundenlang in Chroniken der Schulen sowie alten
Pfarrbüchern gelesen. Das Durchstöbern der kirchlichen Chroniken war
vor allem wegen der komplett fehlenden schulischen Aufzeichnungen aus
der Zeit des Nationalsozialismus geworden: „Die wurden alle
vernichtet“, sagte Drösser bei der Pressekonferenz. Warum, sei
einfach zu erklären: Kein Lehrer wollte, dass ein Nachweis über
seine oder ihre braune Vergangenheit existiere. Wobei es in Wesseling
derer nicht viel gegeben habe, erläuterte Ilse Schellschmidt, die zum
fraglichen Zeitraum selbst Schülerin in Wesseling war.
Bei seinen Recherchen stieß Drösser auf so manche Kuriosität, aber
auch Trauriges: so zeigt ein Artikel aus der Kölnischen Rundschau von
1947, wie groß die Not nach Kriegsende beispielsweise an der
Brigidaschule war: Bei einer Überprüfung der Verwaltung des
Schuhbestandes sämtlicher Schüler kam heraus, dass im Januar 50
Kinder dem Unterricht fernblieben, weil sie keine Schuhe hatten. Ein
Fünftel der Kinder trug Schuhe von Eltern und Geschwister, weil es
keine Schuhe in deren Größe gab.
Leider lasse sich nicht bestimmen, wann es in Wesseling die erste
Schule gab, aber immerhin fand Drösser einen Nachweis aus dem Jahre
1391 über vier Studenten an der zwei Jahre zuvor gegründeten Kölner
Universität. Und diese müssten ja zuvor unterrichtet worden sein,
und zwar in Latein, so Drösser, der in seiner aktiven Berufszeit
selber Lehrer war.
Erste gesicherte Dokumente über eine Schule in Wesseling liegen aus
dem 17. Jahrhundert vor. So heißt es in einem Visitationsprotokoll
des Dekanats Ahrgau, dass es eine Schule gebe, aber sie blühe nicht.
1684 ist vermerkt, dass ein Pfarrer die Jugend unterrichte.
1746 wurde es etwas konkreter: Kinder wurden im Haus des Küsters in
der Pastorsgasse unterrichtet, das Lehrergehalt betrug damals neben
Stiftungsgeldern aus 200 Korngaben, ebenso vielen Christbroten und
einem Anteil an denen in der Karwoche gesammelten Ostereiern.
Urfeld taucht in einem Visitationsprotokoll von 1663 auf und man
erfährt, dass die Schule im alten Rheinanliegerdorf im Gegensatz zu
anderen Lehranstalten nur im Sommer abgehalten wurde – weil die
Menschen zu arm waren, um die Kinder im Winter mit ausreichend warmer
Kleidung zu versorgen.
Zum Buch inspiriert wurde Wolfgang Drösser durch die große Resonanz
der Ausstellung „Schule im Wandel“ und das Buch dürfe die Stadt
Wesseling als Geschenk zum Jubiläum des Wiedererlangens der
Stadtrechte ansehen. Aber vor 40 Jahren wurde nicht nur Wesseling
wieder selbstständig sondern auch der Verein für Orts- und
Heimatkunde gegründet.
Mit dem Ziel sich der Erforschung der Wesselinger Geschichte zu
widmen, sowie historische Zeugnisse zu erhalten und zu pflegen wollte
man seinerzeit die Stadt in ihrer jungen Selbstständigkeit
unterstützen, man wollte zeigen, dass Wesseling eine eigene
Geschichte hat.
24 Männer und Frauen trafen sich zur Gründungsversammlung in der
Gaststätte „Zum Römer“ – und heute hat der Verein rund 450
Mitglieder. Man stehe nicht schlecht dar, vor allem aber in der
Redaktion der Heimatblätter mangele es an kompetentem Nachwuchs,
sagte Vorsitzende Ilse Schellschmidt. Zurzeit arbeitet die Redaktion
am 67. Blatt, welches sich dann auch ausführlich mit der
vereinseigenen Geschichte beschäftigen wird.
„Schule in Wesseling – im Wandel“ ist in einer Auflage von
400 Stück erschienen und für 10 Euro in der Buchhandlung in der
Fußgängerzone, im Lottogeschäft in Berzdorf sowie der Süßen Ecke
am Rathaus erhältlich.
Redakteur/in:Montserrat Manke |
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