Der 18 Jahre alte Geiger Ilya Bondarenko gastierte in Wesseling
Virtuos, leidenschaftlich und ausdrucksvoll

Ilya Bondarenko, Violine, brillierte im Zusammenspiel mit der Pianistin Olena Zhukova beim ersten Eichholzer Schlosskonzert 2020 im Foyer des Neuen Wesselinger Rathauses.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Ilya Bondarenko, Violine, brillierte im Zusammenspiel mit der Pianistin Olena Zhukova beim ersten Eichholzer Schlosskonzert 2020 im Foyer des Neuen Wesselinger Rathauses.
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Wesseling. Das war ein ganz besonderes Eichholzer Schlosskonzert im Foyer des Wesselinger Rathauses: der erst 18-jährige Ilya Bondarenko aus der Ukraine, gastierte in Wesseling. Im Zusammenspiel mit der Pianistin Olena Zhukova erklangen Werke ganz unterschiedlicher Stilrichtungen.

Das abwechslungsreiche Programm kam beim Publikum gut an. Es waren alles kurze Werke, so dass auch schwerere Kost wie der Einstieg mit "Fratres", ein Werk der Neuen Musik des estnischen Komponisten Arvo Pärt, gut verdaulich war. Mit drei Sätzen aus der "Suite im alten Stil" des russisch-deutsch-jüdischen Komponisten Alfred Schnittke - Pastoral, Menuett und Fuge - erklang zwar ein neueres Werk von 1977, es sind allerdings stilisierte Barocktänze nach dem Vorbild von Strawinskys Pulcinella, die wohlklingend sind und Bachsche Harmonik imitieren. Eine perfekte Verbindung von Klassik mit Jazz gab es schon bei Igor Frolovs "Stück im Blues-Stil" und dann mit drei Stücken aus George Gershwins genialer Oper "Porgy and Bess". Zum Abschluss des ersten Programmteils dann zwei volkstümliche und virtuose Werke: ein Allegro des ukrainischen Komponisten Juli Meitus und eine Polka von Alfred Schnittke.

Olena Zhukova begleitet Ilya Bondarenko schon, seit er sechs Jahre alt ist. Damals spielte das Duo Barockmusik. Das verriet in der Pause Sergei Kudriaschow, künstlerischer Leiter der Eichholzer Schlosskonzerte. Entsprechend aufeinander eingespielt sind die beiden Ausnahmemusiker. Der junge Geiger überzeugt dabei nicht nur durch Virtuosität, sondern auch durch musikalischen Ausdruck. Bei den meisten Werken dienten Noten nur als Sicherheitsnetz.

Seit seinem neunten Lebensjahr schreibt Ilya Bondarenko auch Musik, und seit seinem 13. Lebensjahr ist er in verschiedenen Stilrichtungen tätig: Klassik, Jazz, Tango, zeitgenössische und elektronische Musik, Barockmusik und Klezmermusik. Jetzt studiert er weiterhin Violine bei Andrei Malakhov und außerdem Komposition an der Nationalen Musikakademie der Ukraine in Kiew. Olena Zhukova studierte Cembalo und Klavier an der Nationalen Musikakademie. Sie ist dort jetzt außerordentliche Professorin des Kammerensembles der Nationalen Musikakademie der Ukraine.

Der zweite Konzertteil begann mit dem 1923 entstandenen "Baal Shem" von Ernest Block, das dieser 1923 in Erinnerung an seine Mutter schrieb und das drei Bilder des chassidischen Lebens von Zerknirschung bis zum Jubel beschreibt. Von Igor Stravinsky erklang Ballettmusik aus "Le baiser de la fée", aus seinem Divertimento für Violine und Klavier der recht eingängige 2. Satz "Danses suisses", basierend auf Liedern und Tänzen von Tschaikovsky, und danach volkstümlische Stücke im moldavischen Stil des urkainischen Komponisten Levko Kolodub. Den Abschluss bildeten drei Tango nuevo von Astor Piazzolla mit lyrischen, melancholischen, aggressiven, hoffnungsfrohen und leidenschaftlichen Teilen, "Café 1930", "Grand Tango" und "La Muerte Del Angel", die der junge Musiker mit Begeisterung und Leidenschaft interpretierte, ebenfalls eine wunderbare Verbindung von Barock, Klassik, Jazz und traditioneller argentinischer Tangomusik.

Olena Zhukova bereicherte das Programm mit zwei Solo-Auftritten, zwei klassischen Präludien aus dem Klavierzyklus op. 34 von Dmitri Schostakowitsch und dem Argentinischen Tanz Nr. 2, dem "Tanz der schönen Jungfrau", von Alberto Ginastera, der traditionelle Rhythmen argentinischer Folklore mit moderner klassischer Musik verbindet. 

Viel Applaus ernteten die beiden Musiker von den zahlreich gekommenen Zuschauern, und sie bedankten sich dafür mit einer ukrainischen Volksweise als Zugabe. Wer etwas hören möchte von dem neuen Star am Geiegenhimmel, dem sei dieses Video von 2017 empfohlen: Jazz UA - Music of Ukraine & Argentina

Ludger Strobel gab einen Ausblick auf die weiteren Konzerte des musikforum Wesseling:  Am Freitag, 24. April 2020, um 20:00 Uhr spielt das Kölner Akkordeon-Duo - das sind Olga Belyaeva und Alexander Pankov - "Fantastatische Melodien" auf Akkordeon und Bajan, dem russischen Knopfakkordeon. Weitere Konzerte finden am 19. Juni, 28. August, 30. Oktober und 11. Dezember 2020 statt.

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Anita Brandtstäter aus Köln

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