Accordeonorkest Swentibold
Weihnachtskonzert in der alten Salviuskirche Limbricht
Sittard-Geleen/Wesseling. Ein Austausch mit Akkordeonorchestern aus anderen Ländern ist immer spannend: welches Repertoire wird gespielt, welche Arrangements gibt es, wie ist die Soundregie, gibt es Unterschiede bei der Spieltechnik? Die Provinz Limburg ist von Wesseling aus in gut einer Stunde zu erreichen. Und hier betreibt das Accordeonorkest Swentibold eine erfolgreiche Kulturarbeit - mit inzwischen 30 Spielerinnen und Spielern, klassisch besetzt ohne Zusatzinstrumente. Der Sitz ist in Sittard-Geleen. So lässt sich gut ein Austausch planen. Zunächst war eine Abordnung - darunter der Dirigent Henk Tiebosch - beim Jahreskonzert des Akkordeon-Orchesters Wesseling, und danach gab es einen Gegenbesuch beim Weihnachtskonzert in der alten Salviuskirche Limbricht.
Eine tolle Location: die unmittelbar neben dem Kasteel Limbricht am Ortsrand gelegene Kirche wurde um das Jahr 1000 gebaut. Der spätromanische Chor stammt aus dem 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde der Saalkirche ein gotisches Seitenschiff angefügt, die Malereien aus der Zeit um 1300 wurden bei der Renovierung freigelegt, sie gelten als die ältesten in einer niederländischen Dorfkirche. Leider war keine Zeit, an diesem Konzertnachmittag die interessanten Sehenswürdigkeiten von Limbricht zu erkunden. Das Motto des Konzertes war "Een gevarieerd programma: Van muziek en zang" - das versteht man sogar ohne Niederländisch-Kenntnisse.
Das Orchester eröffnete konzertant mit der Komposition "Song And Dances" des niederländischen Komponisten Pieter van der Staak, der normal für Gitarrenensembles komponiert. Aber auch typische Akkordeonorchester-Literatur stand auf dem Programm, so der die Originalkomposition "ARTango", ein Tango nuevo von Thomas Ott, "Yo soy Maria" , die bekannteste Gesangsnummer der Oper "Maria de Buenos Aires" von Astor Piazzolla, und die "Free World Fantasy" von Jacob de Haan, 1987 im Auftrag der niederländischen Provinz Groningen anlässlich des Befreiungstages komponiert: sie handelt vom Traum von einer Welt ohne Krieg. Das Orchester spielte außerdem traditionelle Musik wie das Partisanenlied "Bella ciao" aus Italien und den berühmten Pasodoble "Espana Cani" von Pasqual Narro. Diese Werke hat das Akkordeon-Orchester Wesseling auch im Repertoire, allerdings in anderen Arrangements.
Besonders interessant und abwechslungsreich wurde das Konzert durch die Gäste. Die Sängerin Anne-Mieke Post-Smetsers sang mit Orchesterbegleitung vier ganz verschiedene Lieder: das weltberühmte "Ständchen" von Franz Schubert, aus Schwanengesang, D 957, eines der letzten Lieder, die Schubert 1828 geschrieben hat: "Leise flehen meine Lieder", die "Habanera" von Georges Bizet: "L’amour est un oiseau rebelle" ist eine bekannte Arie aus der Oper "Carmen", das "Ave Maria" des italienischen Komponisten Guillio Caccini (1551-1618) - es wurde allerdings erst in den 1970er Jahren bekannt, möglicherweise war auch ein unbekannter russischer Gitarrist Vladimir Vavilov der Komponist, und das Chanson "Prendre un enfant" von Yves Duteil von 1970. Henk Tiebosch hat alle Arrangements für sein Orchester geschrieben. Außerdem war das Saxophon-Duo Suzanne Welters und Johan Meuwissen zu Gast. Sie präsentierten "Air For Two" von Ted Huggens. In einem Klezmer-Ensemble mit allen drei Gästen und Henk Tiebosch, Akkordeon, erklang dann das fröhliche yiddische Lied "Ich hob dich zuviel lieb".
Im Programm gab es noch "? ? ? ? ? ? ?", aber auch der Text zum Lied "Veer hawte samen" war rechts abgedruckt. Es ist ein Lied von 1994 des lokalen Karnevalsvereins De Tuurhouters von Guttecoven, gesungen von Guus Steinen und Michèle Tummers. Jetzt wurde auch klar, warum Henk Tiebosch beim Jahreskonzert in Wesseling Anita Brandtstäter um die Noten ihres Arrangements von "In unserem Veedel" der Bläck Fööss gebeten hatte. Das 1973 veröffentlichte Lied ist im Rheinland eine typische Zugabe bei Konzerten, so auch vom Akkordeon-Orchester Wesseling. Und es ist auch die Melodie von "Veer hawte samen". Im Weihnachtskonzert sang der Schlagzeuger des Orchesters André Gubbels, beim Refrain begleitet vom Publikum in der gut besetzten Kirche. Und mit dem gemeinsamen Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" von Franz Gruber ging ein schönes Konzert zu Ende, wenn es auch kein typisches Weihnachts- oder Kirchenkonzert war.
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