Jeder schwärmt von Paris, warum eigentlich?
Paris, die Stadt der Liebe
Vor wenigen Jahren verbrachte ich mit meiner erheblich besseren Hälfte ein Wochenende in Paris. Ah, was soll ich sagen: wir sind das ganze Wochenende nicht aus dem Bett gekommen, oh là là! Paris ist eben die Stadt der Liebe. Gut, es hing auch ein wenig damit zusammen, dass ich mir beim Einstieg in ein Taxi derartig den Rücken verrenkt hatte, dass ich mich drei Tage lang keinen Millimeter bewegen konnte. Aber das sage ich natürlich nicht jedem.
In Paris ist die Luft anders. Die großen Avenuen, die prächtigen Bauten sind nur ein Teil dieser Atmosphäre. Die Menschen machen den Unterschied. So beobachten wir in der Metro ein Paar im angeregten Gespräch. Die Nasen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, den Blick fest auf die Augen des anderen gerichtet. Aber die Beiden stehen dabei nicht still. Die Köpfe neigen sich mal hierhin, mal dorthin, die Mimik ist in ständiger Bewegung. Ich weiß nicht, worüber die Beiden reden, aber der Mann schließt jeden Satz nicht mit einem Punkt, sondern mit einem breiten Lächeln ab. Sie ziert sich mal ein wenig, dann lächelt sie wieder, es geht hin und her. Zwei Schmetterlinge, die verliebt umeinander tanzen. Einfach faszinierend. Losgelöst von der Umgebung sind sie sich selbst genug, wärmen aber die Umgebung durch ihre unendlich positive Ausstrahlung. Hand in Hand steigen sie aus. Beide sind vielleicht knapp 50 Jahre alt. Die Frau sieht natürlich mindestens 10 Jahre jünger aus, wir sind ja schließlich in Paris...
Das Hôtel de la Marine ist ein Prachtbau aus der Königszeit, teilweise als Möbellager genutzt, nach der Revolution wurde es dann zum Marineministerium. Seit Kurzem ist es in renovierter Form als Museum zugänglich und sehr zu empfehlen. Prunk und Plüsch vergangener Jahrhunderte in allen Räumen, darunter auch ein mächtiger Prunksaal mit schönsten Goldverzierungen. Mittendrin ertönt leise Musik aus der Glanzzeit dieses Gebäudes. Und es dauert nicht lange, dann beginnt ein Besucherpaar, sich im Takt der Musik zu wiegen und zu drehen. Vielleicht versetzen sie sich gerade in die Zeit der rauschenden Ballkleider, bis sie sich dann wieder voneinander lösen und die Magie eines Augenblicks der Liebe verrinnt.
In Paris ist eben alles anders. Romantik findet man an jeder Ecke. Eines der wunderbaren Chansons von Édith Piaf fällt mir ein. Ist schon etwas älter, aber vielleicht noch von der letzten Olympiade bekannt:
Sous le ciel de Paris s’envole une chanson
Elle est née d’aujourd’hui dans le coeur d’un garçon
Sous le ciel de Paris marchent les amoureux
Leur bonheur se construit sur un air fait pour eux.Unter dem Himmel von Paris schwebt ein Lied
Es wurde heute im Herzen eines Jungen geboren.
Unter dem Himmel von Paris gehen die Liebenden spazieren
Ihr Glück entsteht aus der Luft, die für sie gemacht ist.
Und so finde ich mich plötzlich mitten auf dem weiten Platz vor dem Invalidendom kniend vor meiner lieben Frau wieder. Allerdings mag mein rechtes Knie manchmal nicht, dass ich dann wieder aufstehe. Meine erheblich bessere Hälfte reicht mir beide Hände, um mir aufzuhelfen. Ich schaue sie an und nach über 40 Jahren stelle ich fest, dass sie sich seit damals nicht wirklich verändert hat. Spontan frage ich sie, ob sie weiter mit mir verheiratet sein will, sie strahlt mich an und sagt ja.
Mit ihrer Hilfe komme ich wieder auf die Füße, wie so oft in meinem Leben. Ein Fußgänger kommt vorbei und nickt mir freundlich zustimmend zu. Dann erreicht uns ein Radfahrer, der uns lauthals viel Glück und gute Jahre wünscht. Meine Frau sagt ihm noch, dass das schon über 40 Jahre der Fall sei, er lacht uns zu und fährt weiter. Ein Ehepaar, nur wenige Schritte entfernt, fragt uns nach dem Weg, denn ganz offensichtlich sind wir ja echte Pariser.
In Paris ist die Luft anders. Selbst wenn man sich nur einmal die Schuhe zubinden muss. Eh bien, c'est la vie.
©Dieter Weidenbrück, 27.12.2024, Bildnachweis: D. Weidenbrück, dieter@weidenbrueck.eu
LeserReporter/in:Dieter Weidenbrück aus Wesseling |
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