Ein besonderer Rückblick zum 95. Geburtstag.
Otto Flimm und seine Motorräder
Otto Flimm, der ehemalige ADAC-Präsident und Vorsitzende des Vereins "Ja zum Nürburgring" sowie vieler anderer Vereine wäre am 18. Mai 2024 95 Jahre alt geworden. Neben seinen vielen Ämtern und Verpflichtungen war er zeit seines Lebens begeisterter Motorradfahrer. Und genau zu diesem Ehrentag haben wir einen seiner Lieblinge wieder in Betrieb genommen: eine BSA Gold Star von 1955. 500 cm³, 42 PS, ein mächtiger Dampfhammer.
Zusammen mit Christine Flimm, der Witwe Otto Flimms, und Henning Meyersrenken, dem aktuellen Vorsitzenden des Vereins "Ja zum Nürburgring" habe ich - nicht ohne Anstrengung beim Antreten - das Schmuckstück wieder zum Leben erweckt. Den Sound hat Otto Flimm ganz sicher auch da oben gehört!
Möglich wurde dies nur durch die Unterstützung von mehreren Seiten. Die Familie Flimm überließ mir dieses Motorrad und noch eine kaum jüngere BMW R60, die Otto von Bernie Ecclestone, dem ehemaligen Formel 1-Chef, geschenkt bekommen hatte. Hebsch Schüsseler, einer der angesehensten BSA-Spezialisten, nahm sich des schon über 20 Jahre lang stillstehenden Motorrads an. Einiges war verbastelt worden (sicher nicht von Otto), Kupplung, Magnetzündung und noch ein paar andere Dinge waren hinüber. Dann kam der Weg bis zur Zulassung. Die TÜV-Untersuchung war recht einfach, aber es brauchte dann schon die Hilfe einiger freundlicher Damen beim Straßenverkehrsamt in Hürth, bis dann endlich das Kennzeichen vergeben wurde: BM - OF 27, ziemlich passend denke ich, denn die 27 steht für das Geburtsjahr des Nürburgrings.
Gleich nach dem Krieg stieg Otto Flimm in den Moto Cross-Sport ein und war dort sehr erfolgreich. In den ersten Jahren dieses Sports in Deutschland dominierte er die Klasse bis 500 cm³ mit einer Matchless. Als 1954 erstmals eine Deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde, schloss er diese in der 500er Klasse mit dem vierten Platz ab. Kurz darauf zog er sich nach einem außerhalb eines Rennens erlittenen Unfall aus dem aktiven Sport zurück. Allerdings spielte er noch lange Jahre eine wichtige Rolle im Clubleben rund um das Thema Moto Cross.
Brühl war ein wichtiges Zentrum des Moto Cross-Sports in jenen Jahren. In ausgekohlten Tagebauten ließ es sich hervorragend fahren, und zu internationalen Rennen auf dem Gabjei-Ring kamen bis zu 25.000 Zuschauer.
Wer sich für dieses Thema interessiert, findet hier unter vielen anderen Dokumenten aus dem alten Brühl auch Fotos von den Brühler Strecken, darunter auch die Lizenz von Otto Flimm. Ein wunderbarer Bericht über die Moto Cross-Läufe im Jahr 1956 findet sich in diesem Video. Die Zuschauermengen sind beeindruckend.
Was hat es nun mit dieser BSA auf sich? Ottos härtester und bester Gegner Anfang der Fünfziger hieß Captain Betty, der sehr viel für die Einführung des Moto Cross in Deutschland getan hat. Es ergab sich eine lebenslange Freundschaft, und ihm ist es auch zu verdanken, dass diese BSA den Weg in Ottos Garage fand. In seinem Buch "Aus dem Sattel in den Sessel" schrieb Otto Flimm: "Zuletzt sagte er (Betty) zu mir: 'Wenn Du so eine Kiste noch einmal haben willst, sag es mir. Ich habe jemand in der Nachbarschaft, der sie original zusammenbauen kann.'" Zum 65. Geburtstag von Otto war es dann soweit, so dass wir jetzt auch 30 Jahre seit dem Aufbau dieser BSA feiern können.
2003 hat Otto das Motorrad zum letzten Mal bewegt, danach hat er sie in die Garage gestellt. Die Schäden waren wohl zu umfangreich. Wie wichtig ihm das Moto Cross war, kann man an seinem Grabstein erkennen. Dort hatte er die Matchless schon vor seinem Tode einmeißeln lassen.
Christine Flimm taufte das Motorrad auf den Namen "Kabänes". Kabänes ist nicht nur der Name eines sehr beliebten Getränks, sondern es war auch der Spitzname Otto Flimms in Motorradkreisen. Dabei steht der Ausdruck im Rheinischen für einen kräftigen Kerl, der gut zupacken kann. Das passte zu Otto Flimm und ganz sicher jetzt auch zu dieser BSA.
Und ich hatte nun das Vergnügen, meine alte Cromwell-Halbschale und die UVEX-Brille hervorzusuchen, die ich seit 47 Jahren nicht mehr benutzt hatte. Auf einem solchen Schmuckstück kann man natürlich keinen Vollvisierhelm tragen! Aber keine Angst, ich werde sie nur wenig und vorsichtig bewegen. Schließlich soll sie uns noch lange an Otto Flimm erinnern. Als Erstes muss ich mich an die Schaltung gewöhnen: rechte Seite, erster Gang nach oben. Und das Antreten ist eine Kunst für sich. Den ersten blauen Fleck habe ich schon.
LeserReporter/in:Dieter Weidenbrück aus Wesseling |
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