Hubertus Heil bei der BWO
Bundesminister nimmt Sorgen und Probleme mit nach Berlin
Wiehl - Als Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, den
Gruppenraum der BWO verließ, fiel sein Blick auf eine Botschaft und
er musste herzlich lachen. „Guten Tag Herr Arbeitsminister. Bitte
nicht alles fertigmachen. Wir würden am Montag auch gerne noch etwas
zum Arbeiten haben“, stand dort auf einem Aushang, den die
Mitarbeiter und Beschäftigten der Be-
hinderten Werkstätten Oberberg (BWO) für den Minister hinterlassen
hatten.
Trotz aller Heiterkeit hatte der Besuch des Ministers in der BWO vor
allem aber einen ernsten Hintergrund: Er wollte sich am BWO-Standort
Bomig über die Auswirkungen und Folgen der Corona-Krise für die
Eingliederungshilfe informieren.
Heil war auf Einladung von SPD-Bundesvorstandsmitglied Michaela
Engelmeier und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD im
Kreistag, Tobias Schneider, nach Bomig gereist. Auch die
Bürgermeister Ulrich Stücker (Wiehl) und Jörg Bukowski (Morsbach)
nahmen an einer Gesprächsrunde teil.
„Ich möchte meinen Besuch zunächst dafür nutzen, Ihnen allen ganz
herzlich für Ihre Arbeit zu danken“, wandte Heil sich an die
Vertreter der BWO sowie der HBW Haus für Menschen mit Behinderung
Wiehl GmbH, der Frühförder- und Beratungsstelle „Haus früher
Hilfen“ und des Wohnverbunds St. Gertrud in Morsbach, die ebenfalls
anwesend waren. „Ich möchte aus diesem Gespräch etwas in meinen
Rucksack packen und mit nach Berlin nehmen“, forderte der Minister
die Anwesenden auf, ihre Sorgen und Probleme im Zusammenhang mit der
Corona-Pandemie klar zu benennen.
Und einen „dicken Rucksack“ packten die Vertreter der
Eingliederungshilfe dem Minister tatsächlich: BWO-Geschäftsführer
Jens Kämper und Michael Bey, Gesamtleiter der BWO, berichteten sowohl
über wirtschaftliche Schäden als auch die emotionale Belastung für
Beschäftigte und Mitarbeiter.
Finanzielle Probleme
Viele der Menschen mit einer geistigen Behinderung, die in der BWO
arbeiten, konnten nicht verstehen, warum sie plötzlich nicht mehr in
die Werkstatt kommen durften. Die Produktion musste jedoch
weiterlaufen, was einen enormen Druck auf die Mitarbeiter ausübte,
die versuchten, diese ohne die 740 Beschäftigten der BWO
aufrechtzuhalten. Trotz aller Anstrengungen ging ein Großkunde
verloren, zeitgleich riss die Beschaffung von Schutzartikeln wie
Masken und Plexiglasscheiben ein großes Loch ins Portemonnaie. Auch
die Löhne für die Beschäftigten mussten weitergezahlt werden,
obwohl diese die Werkstatt zum Schutz vor dem Virus nicht mehr
betreten durften. Zahlreiche unverständliche Regelungen und Probleme
bei der Refinanzierung dieser Ausgaben benannte Doreen Fiedler,
kaufmännische Leiterin der BWO. Andreas Lamsfuß, Gesamtleiter des
HBW, und Heike Schmidt, Leiterin des Wohnverbundes St. Gertud,
berichteten von dem Unverständnis ihrer Mitarbeiter angesichts der
Tatsache, dass Altenpflege- und Krankenhaus-
pflegekräfte einen Bonus erhalten, die Eingliederungshilfe aber leer
ausgeht.
Keine Corona-Tests
Dr. Wolfgang Wörster, Leiter des Hauses früher Hilfen, äußerte
sein Unverständnis darüber, dass Mitarbeiter von
Kindertageseinrichtungen auf das Virus getestet werden, seine
Mitarbeiter jedoch nicht, obwohl sie ebenfalls mit Kindern arbeiten.
„Die Frühförderung und die Eingliederungshilfe werden in dieser
Krise überhaupt nicht wahrgenommen. Das schmerzt“, fasste er die
Wortbeiträge zusammen.
Hilfe zugesagt
Der Minister versprach, sich auch bei seinen Kollegen auf Landes- und
Bundesebene für schnelle Lösungen einzusetzen. Auch in Sachen
Bonuszahlungen könne das letzte Wort noch nicht gesprochen worden
sein, so der Minister. „Ich nehme Ihre Sorgen ernst, bitte aber um
Verständnis, dass in der Pandemie nicht alles auf Anhieb glatt
gelaufen ist. Wir haben es hier mit der größten politischen
Herausforderung unserer Generation zu tun. Auch wir lernen in dieser
Ausnahmesituation immer noch dazu“.
Nach diesem offenen Austausch begaben sich die Gesprächsteilnehmer
auf einen kleinen Rundgang durch die BWO.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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