Wiehler Mundart erhalten
De Plattstrünkßer
Wiehl. „Oah joah! Watt woar datt enn Bedriev!” Sätze wie diese, sind im Wiehler Sprachgebrauch selten und wohl nur noch bei der Bevölkerung 60+ zu hören. Die Zahl der Dialektsprecher und -versteher des “Hommersch Platt” befindet sich im Sinkflug.
Während in den Wiehler Bergdörfern die Mundart hier und da noch gesprochen wird, kommt sie im Wiehler Stadtgebiet praktisch nicht mehr vor.
„Unser Dialekt kann nur überleben, wenn er regelmäßig gesprochen und gehört wird”, sagt Iris Trespe vom Vorstand des Wiehler Heimatvereins. Sie hat daher die Mundartgruppe „De Plattstrünkßer” ins Leben gerufen: „Wir wollen nicht nur Texte auf Platt konservieren, sondern unseren Dialekt und die damit verbundenen ‘Wiehler Geschichten’ lebendig erhalten.”
Mit diesem Anliegen stößt die studierte Germanistin auf aktive Unterstützer im Wiehler Heimatverein.
Wiehler Plattals „Muttersprache“
Ingrid Kader, Dieter Wirths, Karin Wenzlaff und Hans-Jörg „Emma” Stoffel sind mit dem Wiehler Platt groß geworden. Sie sprechen und verstehen „ihre” Sprache als Muttersprache und engagieren sich ebenfalls für deren Erhalt.
„In meinem Heimatdorf Angfurten habe ich als Kind noch oft Platt gehört, deshalb verstehe ich relativ viel und kann auch ein bisschen strunkßen”, sagt Iris Trespe. „Aber bei Redewendungen wie ‚Hä kriet sê jeklästerbellt‘ (Er wird verhauen), wird es eng.”
Gerade die regional typischen Bezeichnungen sorgen denn auch am Gründungsabend für regen Austausch und Belustigung.
Auf dem Tisch stapeln sich Bücher, Texte in Mundart, Schwarz-Weiß-Aufnahmen und alte Postkarten.
Alte Wiehler Geschichten
Beim Dialektsprechen kommen auch viele (Alltags-)Geschichten aus dem alten Wiehl zu Tage, etwa wenn Dieter Wirths auf Platt berichtet, wie sich die Fußballjungen nach dem Turnier an der Wiehl in bereitgestellten Eimern wuschen. Der Ur-Wiehler hat das alte Stadtbild fest vor Augen. Er erzählt von Schlittenfahrten den Friedhofsberg hinunter zur Hauptstraße und heute bebauten ehemaligen Fußpfaden zwischen den Häusern des Oberdorfs.
Ingrid Kader hat unter anderem die Geschichten der Wiehler Traditionsfamilien Weber und Zimmermann abgespeichert. Die Älteren der Plattstrünkßer wissen noch genau, wer in den 50er Jahren in welchem Haus in Wiehl gewohnt hat und wo Geschäfte und Handwerksbetriebe angesiedelt waren. Das wird anhand der Fotos und Postkarten nachvollzogen und bestätigt: „Hieh ungen ahn der Wieehl wohr enn Schuster. Bie demm hann mer als Kinger de Maschinen sauber jemaaht. Doför kräjem mer fünf Penning!”
Mell oder Määhl?
Beim Stöbern in alten Mundart-Texten diskutieren die Plattstrünkßer, welche Ausdrücke sich aus den Nachbarorten „hineingemogelt” haben - hier ist Dieter Wirths Experte, etwa beim Wort Mehl: „Datt iss Billsteener Platt. Die sahten Mell und mir in Wieehl sahten Määhl!”
Platt sprechen,Historie erweitern
Platt zu hören, zu sprechen und zu bewahren und die Historie der Stadt Wiehl durch Volkskundliches zu erweitern, etwa durch die Alltagsgeschichten aus der Nachkriegszeit, ist das Anliegen der Mundartgruppe.
Im Austausch mit jüngeren Plattstrünkßern und an Stadtgeschichte Interessierten sollen die (historischen) Besonderheiten und Anekdoten Wiehls fixiert werden: etwa der Kutschenstein am Hotel Platte oder der ehemalige Standort der Wiehler „Eierverwertung”, einem Umschlagplatz für Bauern und Händlern an der heutigen Unterführung der Wiehler Umgehungsstraße.
Die Mundartgruppe „De Plattstrünkßer” will sich alle vier Wochen treffen; nächster Termin ist Donnerstag, 29. September, 18 Uhr, in Dicks Scheune, Wiehl-Wülfringhausen.
Näheres zur Gruppe erfahren Interessierte bei Iris Trespe: presse@heimatverein-wiehl.de
Ausflug des Heimatvereins
Der Wiehler Heimatverein lädt alle Interessierten zum Tagesausflug ein. Mit dem Bus geht es am Samstag, 24. September, nach Aachen. Zu dem vielfältigen Programm gehört ein Besuch in einer Traditionsbäckerei, wo die berühmten Printen hergestellt werden, sowie ein Biertasting. Weitere Informationen und Anmeldung zur Tagesfahrt bei Ulrich Noss, Richard-Wagner-Straße 10 in Wiehl oder per E-Mail: uli.noss@gmx.de (Adresse und Telefonnummer angeben).
Der Heimatverein freut sich über weitere Mitgliederm Infos: www.heimatverein-wiehl.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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