MRW-Modellregion
Gelebte Inklusion

Gemeinsam im Boot beim Projekt „Wiehl enthindert“: Andreas Lamsfuß (HBW), Bürgermeister Ulrich Stücker, Professorin em. Brigitte Caster, Vereinsvorsitzender Ulrich Pflitsch und Erster Beigeordneter Peter Madel.  | Foto: Stadt Wiehl
  • Gemeinsam im Boot beim Projekt „Wiehl enthindert“: Andreas Lamsfuß (HBW), Bürgermeister Ulrich Stücker, Professorin em. Brigitte Caster, Vereinsvorsitzender Ulrich Pflitsch und Erster Beigeordneter Peter Madel.
  • Foto: Stadt Wiehl

Wiehl. Ein besonderes Projekt: Die Stadt Wiehl und der Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder Oberbergischer Kreis wurden vom Land NRW und der Aktion Mensch für ihr Inklusionsvorhaben „Wiehl enthindert“ ausgewählt.

Fast 40 Kommunen in Nordrhein-Westfalen hatten sich für dieses besondere Förderprogramm beworben, vier konnten sich schließlich durchsetzen: außer Wiehl noch Mönchengladbach, Oberhausen und Warendorf. Nun darf sich Wiehl „Modellkommune“ nennen im Rahmen des Programms „Inklusion vor Ort“.

Bürgermeister Ulrich Stücker freute sich bei der Vorstellung des Projekts im Rathaus über die Bezeichnung: „Besonders deswegen, weil es um Inklusion geht.“ Ulrich Pflitsch, Vorsitzender des Vereins, sah das Vorhaben in Wiehl sehr gut angesiedelt: Der Verein trägt unter anderem das Haus für Menschen mit Behinderung Wiehl (HBW) und die Behinderten Werkstätten Oberberg (BWO).

Alle sollen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können

Ziel von Inklusion vor Ort NRW ist, dass alle Menschen mit und ohne Beeinträchtigung am gesellschaftlichen Leben ihrer Kommune teilhaben können.

Mit dem Zuschlag durch die Fördergeber steht der Weg offen für eine zweckgebundene Gesamtfördersumme in Höhe von einer Million Euro, wobei je 500.000 Euro von der Aktion Mensch (an den Verein) und durch das Land (an die Stadt) in das Projekt investiert werden.

Konzepte entwickeln

Die Initiative für die gemeinsame Bewerbung ging vom Verein aus. Dessen Vorsitzender Ulrich Pflitsch sowie HBW-Gesamtleiter Andreas Lamsfuß, der das Projekt auf Vereinsseite maßgeblich mit Leben füllte, stießen mit ihrem Vorschlag für eine gemeinsame Bewerbung im Wiehler Rathaus auf offene Türen und Ohren. Gemeinsam machen sich die Partner nun auf den Weg, um Konzepte für ein inklusives Miteinander zu entwickeln, die überall im Land Nachahmer finden können.

„Inklusion ist ein umfängliches Thema“, sagte Andreas Lamsfuß und nannte als Eckpfeiler des Projekts die Bereiche Freizeit, Sport, Kultur und außerschulische Bildung: „Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen erleben in diesen Bereichen Teil-

habeeinschränkungen, möchten ihre Freizeit aber erleben können wie andere Menschen auch.“

„Wiehl enthindert“

Um Verbesserungen zu erreichen, soll im Rahmen von „Wiehl enthindert“ ein Netzwerk entstehen, in dem Betroffene eine wichtige, aktive Rolle spielen - als Experten in eigener Sache. „Wir müssen die Menschen zueinander bringen, sonst gibt es keine Inklusion“, so Lamsfuß. Der Bürgermeister sprach über eine veränderte Haltung zueinander: „Ich verspreche mir von dem Projekt eine neue Art von Gemeinsamkeit und Zusammenhalt in Wiehl.“

Das Zentrum der Planungen bildet die Idee, in der Kommune barrierefreie Freizeit-, Sport-, Kultur- und außerschulische Bildungsangebote zu schaffen. Im Blick sind dabei nicht allein Menschen mit Handicap, sondern alle Gruppen, deren Teilhabe in diesen Bereichen durch verschiedene Barrieren erschwert wird. Dazu zählen auch Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen oder von Armut betroffene Personen.

Netzwerk

Darauf, dass sich in Wiehl ein starkes Netzwerk bilden wird, können sich die Projektpartner von Stadtverwaltung und Verein schon jetzt verlassen. Ihre Bereitschaft zur Unterstützung hat bereits eine breite Palette von Institutionen, Initiativen und Grup-

pierungen zugesagt - vom Oberbergischen Kreis über die Sportvereine BSV Bielstein und TuS Wiehl bis zur Biologischen Station Oberberg und dem Institut für inklusive Bildung.

Mit der in Wiehl lebenden emeritierten Architekturprofessorin Brigitte Caster konnten die Projektpartner darüber hinaus eine Expertin gewinnen, die das Projektvorhaben mit ihrer wissenschaftlichen Expertise unterstützt.

„Das Recht auf Teilhabe ist ein Menschenrecht“, unterstrich sie, „dafür müssen wir uns gut aufstellen. Das ist eine Frage der Vernunft.“

Anträge und Umsetzung

Nach der nun abgeschlossenen erfolgreichen Bewerbung werden Stadt und Verein im nächsten Schritt die offiziellen Anträge beim Land und der Aktion Mensch einreichen. Der Start des auf fünf Jahre angelegten Förderprojekts ist für das erste Quartal 2023 geplant. Die folgenden Schritte gestalten Projekt- und Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren, die eigens für diese Arbeit eingestellt werden. „Im ersten Jahr werden wir vor allem schauen, wie das Projekt konkret gestaltet werden kann und es wird daran gearbeitet, mit den Expertinnen und Experten in eigener Sache in Kontakt zu kommen“, erläuterte Peter Madel, Erster Beigeordneter der Stadt Wiehl. Mit ihnen geht es dann darum festzulegen, welche konkreten Maßnahmen in welcher Reihenfolge anstehen. Andreas Lamsfuß blickte nach vorn: „Es wäre schön, wenn die Menschen in fünf Jahren bei dem Begriff Inklusion an mehr denken als nur an bauliche Maßnahmen.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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