„500 Jahre Reformation“
Luthergottesdienst: Zeitreise ins Mittelalter

Dr. Martin Luther, alias Pfarrer Daniel Boltner, im schwarzen Rock des Universitätsprofessors feierte zusammen mit seiner Gemeinde einen Gottesdienst gemäß der der offiziellen Vorgabe von 1526. | Foto: Ute Sommer
  • Dr. Martin Luther, alias Pfarrer Daniel Boltner, im schwarzen Rock des Universitätsprofessors feierte zusammen mit seiner Gemeinde einen Gottesdienst gemäß der der offiziellen Vorgabe von 1526.
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Wiehl-Oberbantenberg - (som).  Mit einer Reihe fortlaufender Veranstaltungen begeht der
evangelische Kirchenkreis an der Agger das Jubiläum „500 Jahre
Reformation".

In dessen Rahmen hatte die Kirchengemeinde Oberbantenberg-Bielstein
zum „Luthergottesdienst mit Frühschoppen" eingeladen, der gemäß
Luthers Schrift „Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes" von
1526 gefeiert wurde.

Die Zeitreise ins reformatorische Mittelalter veranschaulichten
authentisch gekleidete Gottesdienstbesucher, die sich unter die
Gemeinde gemischt hatten und wurde inhaltlich von den Presbytern Jens
Dietrich und Rainer Gebauer moderiert, die Zitate oder Anordnungen
Luthers in die heutige Lebenswirklichkeit übersetzten.

Schmunzelnd erfuhren die Gottesdienstbesucher so, dass die Einhaltung
der Gottesdienstordnung nicht zwingend sei, sondern dazu diene „dass
die Einfältigen und die Jugend sich daran gewöhnen", das Kreuz mit
dem Corpus Christi und liturgische Farben unverzichtbar für die sonst
nachrangige Kirchenraumgestaltung sind, der Prediger der Gemeinde
zugewendet ist und Gesang und Liturgie unbedingt in deutscher Sprache
zu halten sind.

„Auf die Epistel-Lesung (Schriftlesung), singt man ein deutsch
Lied", empfahl Dr. Martin Luther, der so radikal vom allgemein
üblichen, lateinischen Ritus abwich. „Derohalben" hatte sich das
Presbyterium mit dem Einüben mittelalterlicher Kirchenlieder
vorbereitet, die, „sintemalen" in zupackender Sprache und markanter
Musik, heute eher ungebräuchlich klingen. Introitus (Eingangspsalm),
Kollektengebet und Schriftlesung sollten, wenn möglich, in Gradualen
erfolgen, doch seien stimmlich unbegabte Kantoren oder Priester dieser
Vorgabe tunlichst enthoben.

Da der Reformator als Universitätsprofessor großen Wert auf
substantielle Predigten legte und diese im Predigtbuch
„Hauspostille" auch dokumentierte, trug Pfarrer Daniel Boltner,
alias Dr. Luther, Auszüge seiner Ansprache zum dritten Sonntag nach
Epiphanias vor, in der er die unbedingte Zuwendung Gottes zu seinen
Menschen hervor hob.

Entgegen der damals üblich Praxis wurde das Abendmahl bei den
Protestanten jeden Sonntag gereicht, wobei in der Reihenfolge die
„Weiber fein züchtig" erst nach dem Männern den Gang zum Altar
antreten durften.

Abschließend umriss Pfarrer Boltner die Quintessenz der Reformation,
die im Sinne Luthers auf „Sola fide-allein durch Glaube", „Sola
gratia-allein aus Gnade", „Solus Christus-allein durch Christus" und
„Sola scriptura-allein durch die Schrift" basiert. Im Anschluss an
den anschaulich, anregenden Gottesdienst waren alle Besucher zum
zünftigen Frühschoppen eingeladen, bei dem man sich bei Gerstensaft
aus „Lutherbierkrügen", Griebenschmalz und Wurst wieder im Hier und
Heute einfinden konnte.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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