42,195 Kilometer mit fremder Lunge
Marathon-Mann will Mut machen

Auch nach dem Marathon kann Reiner Heske noch lachen, denn seine Spender-Lunge gibt im die Luft zum neuen Leben. | Foto: Monika O‘Conell
  • Auch nach dem Marathon kann Reiner Heske noch lachen, denn seine Spender-Lunge gibt im die Luft zum neuen Leben.
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Wiehl - (gh) Der 48-jährige Reiner Heske wohnt seit seiner Kindheit in
Oberwiehl, ist gelernter Betriebsschlosser. Auf seine Hobbys
angesprochen, nennt er Modellflugzeugbau und „alles, was mit Holz zu
tun hat“. Eine weitere Passion, der er sich aber erst vor einigen
Jahren verschreiben konnte, ist der Langstreckenlauf.

Erst vor wenigen Wochen hat er sich getraut und zum ersten Mal an
einem Marathonlauf teilgenommen. Es war der RheinEnergie Marathon in
Köln. Sein gestecktes Ziel, die 42,195 Kilometer unter 4:30 Stunden
zu absolvieren. Die Stoppuhr für den Hobbyläufer wurde dann bei vier
Stunden, elf Minuten und 24 Sekunden angehalten. Ein persönlicher
Erfolg, der auf der Teilnahme-Urkunde vom Veranstalter mit dem Vermerk
„Glückwunsch zu deiner tollen Leistung!“ gewürdigt wurde.

Heske leidet an Mukoviszidose

Die ist es fraglos, denn das Leben von Reiner Heske hing bis vor nicht
all zu langer Zeit stets am seidenen Faden, wurde bei ihm doch im
Alter von vier Jahren die tückische Erbkrankheit Mukoviszidose
diagnostiziert.

Dahinter verbirgt sich eine bis heute nicht heilbare
Stoffwechselstörung, die die inneren Organe, vor allem die Lunge, in
ihrer Funktion massiv beein-

trächtigt, ja angreift und zerstört. 8.000 Menschen sind von ihr
bundesweit betroffen. Ihre Lebenserwartung reicht oft nicht bis ins
Erwachsenenalter, obwohl die medizinische Forschung schon einiges
erreicht hat.

Transplantation

„So darf ich froh und glücklich sein, noch leben zu dürfen. Dies
verdanke ich nicht zuletzt einem mir Unbekannten“, sagt Reiner
Heske. Dieser Unbekannte spendet ihm seine Lunge, die Reiner Heske vor
vier Jahren in einer Spezialklinik in Hannover transplantiert wurde.
Bis dahin war das Leben von Reiner Heske Tag für Tag durch
Medikamente und Therapien geprägt. An die Ausübung des erlernten
Berufs war nicht zu denken.

„Das Sauerstoffgerät war mein treuester Begleiter“, so Reiner
Heske in Selbstironie. Trotzdem verlor er nie den Lebensmut, ja setzt
sich in der Selbsthilfegruppe „Mukoviszidose Oberberg“ selbstlos
für andere Betroffene ein. Dieser Wille wurde mit der erfolgreich
verlaufenden Transplantation belohnt.

Nun endlich konnte er den Versuch starten, sich seinen durch die
Krankheit immer verwehrten Traum zu erfüllen. Bereits im Krankenhaus
startete er das Projekt „Marathon“ mit Treppensteigen und
Ergometertrainig.

„Ich musste das Atmen neu lernen. Es war hart, aber für mich ein
tolles Gefühl, plötzlich etwas zu schaffen, was für andere
selbstverständlich ist.“

Woche für Woche nahm das selbst auferlegte Pensum zu und bereits im
April 2014 meldete sich Reiner Heske für die Zehn-Kilometer-Distanz
beim Lauf rund um die Aggertalsperre an. Es folgten bis heute über 30
weitere Stadt- und Straßenläufe. Jeder war ein Meilenstein in seinem
neuen Leben.

Zwar gab es immer wieder einmal gesundheitliche Rückschläge, aber
der junge Mann lässt sich davon nicht beirren, vielmehr will er
anderen Betroffenen Mut machen und wenn er einmal nicht selbst die
Laufschuhe schnürt, organisiert er Läufe, wie den „Lauf für
Hope“. „Dies ist mir ein Herzensanliegen, um durch solche Events
auf die Krankheit, unsere Selbsthilfegruppe, aber auch auf die
Möglichkeit der lebensrettenden Organspende aufmerksam zu machen“,
hält Reiner Heske fest und wirft den Rasenmäher an, denn
schließlich pflegt sich die große Umlage seines Elternhauses nicht
von allein.

- Gunter Hübner

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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