Kindern Zeit schenken
Verein Lebensfarben sucht Paten für Jungen und Mädchen
Wiehl - Wenn David (Name geändert) mit seiner Patin Kerstin Bonn einmal in
der Woche einen Nachmittag verbringt, kann er seinen Alltag in seiner
Familie mit einer psychisch kranken Mutter hinter sich lassen.
Der 15-jährige David ist eines von sieben Kindern, das im Laufe des
vergangenen Jahres über den Wiehler Verein Lebensfarben eine Patin
gefunden hat. Weitere neun Kinder hoffen aktuell darauf, dass sich
Paten finden, die ihnen einmal in der Woche ein paar Stunden Zeit
schenken.
Der Wiehler Verein, der diesen Sommer seinen ersten Geburtstag feiert,
füllt eine Lücke: Während Erwachsene mit einer psychischen
Erkrankung oder einer Suchterkrankung Hilfe finden, fallen ihre
gesunden Kinder durch das Raster des professionellen Hilfesystems.
Doch die Erkrankung der Eltern führt für Kinder und Jugendliche oft
zu einer dauerhaften Belastung.
Vor einem Jahr ist der Verein Lebensfarben angetreten, um Paten
auszubilden und an Kinder und Jugendliche im gesamten Kreisgebiet zu
vermitteln, deren Eltern an einer psychischen Erkrankung oder einer
Suchterkrankung leiden.
Paten werden geschult
und unterstützt
Der Verein berät und begleitet Eltern und Kinder, die einen Paten
suchen, und bietet Einzelgespräche und Gruppentreffen an. Auch die
Paten werden über ihre Ausbildung hinaus betreut. „Das Konzept
trägt Früchte“, freut sich Geschäftsführerin Sandra Karsten.
Die Mutter des 15-jährigen David war während eines
Klinikaufenthaltes von einer Krankenschwester auf den Verein
aufmerksam gemacht worden. Heute ist sie sehr froh über die
Unterstützung, die sie und ihr Sohn gefunden haben.
Mit seiner Patin Kerstin Bonn unternimmt David Spaziergänge an der
Bruchertalsperre, trifft sich mit ihr zum Spielenachmittag oder wird
von ihr unterstützt, um seinem Job als Zeitungsausträger
nachzukommen.
„Schon das erste Kennenlernen mit David, seiner Familie und Frau
Karsten war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg“, erinnert sich
Kerstin Bonn. „David hat am Ende der Gesprächsrunde aus vollem
Herzen der Patenschaft mit mir zugestimmt. Ich war überwältigt.“
Seither treffen sich die beiden einmal pro Woche. Dass David nach
jedem Nachmittag mit seiner Patin fröhlich nach Hause komme, sei eine
Erleichterung, berichtet Davids Mutter. Gerne würde sie auch ihre
Tochter in das Patenprogramm übergeben, doch leider gebe es derzeit
nicht genug ehrenamtliche Paten.
Info-Abend am 11. Juli
Geschäftsführerin Sandra Karsten bietet am Mittwoch, 11. Juli, den
nächsten Info-Abend für interessierte Paten an. Das unverbindliche
Treffen findet um 19.30 Uhr in den Vereinsräumen in Wiehl,
Mühlenstraße 7, statt. „Der Bedarf ist groß“, sagt sie.
„Betroffenen Eltern fällt es leichter, sich Hilfe für ihre Kinder
über unseren Verein zu suchen, statt zum Jugendamt zu gehen.“
Bislang sind es vor allem Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren.
Gesucht sind aber auch Männer, die gut mit Jungs umgehen können.
Aufgrund vieler Anfragen gibt es seit Juni eine Gesprächsgruppe für
betroffene Eltern.
Die Qualität der Arbeit überzeugt auch Kooperationspartner wie die
Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte,
Jugendämter und das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises.
Derzeit finanziert sich der Verein über die Förderung der Karl
Bröcker Stiftung, die für die ersten beiden Jahre die
Anschubfinanzierung übernommen hat. Auch Spenden von der Stiftung der
Kreissparkasse Köln, der Sozialstiftung der Stadt Wiehl und private
Spenden ermöglichen die Finanzierung von Supervision, Patenschulungen
und Gruppentreffen. „Wir müssen uns jetzt Gedanken darüber machen,
wie wir das dritte und vierte Vereinsjahr finanzieren“, sagt
Vereinsvorstand Rolf Trapp. Hoffnung setze der Verein unter anderem in
die Pläne der Bundesregierung, die Kinder und Jugendliche psychisch
kranker und suchtkranker Eltern künftig besser unterstützen will.
Weitere Infos zu dem Verein gibt es unter
www.lebensfarben-oberberg.de, und für Rückfragen/Anmeldung zum
Beispiel zum Info-Abend für ehrenamtliche Paten am 11. Juli ist
Sandra Karsten unter kontakt@lebensfarben-oberberg.de oder 0 22 62/7
94 95 46 erreichbar.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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