Kunst von Heribert Martin im Seniorenzentrum
72 Originale aus sechs Jahrzehnten
Dattenfeld - „Sobald man etwas tut, vergisst man das Älterwerden.“ Heribert
Martin aus Rosbach ist 87 Jahre alt, er lebt seit zwei Jahren im
Seniorenzentrum Sankt Josef. Waren viele seiner Skulpturen früher
Hingucker für Vorbeifahrende auf seinem Anwesen an der Hurster
Straße, haben sie heute einen Platz in öffentlichen Räumen
gefunden.
Jetzt ist eine kleine Auswahl aus dem Schaffen seines Lebens in allen
Fluren, im Gartenhaus und im Garten des Seniorenzentrums zu sehen.
Insgesamt 72 Bilder, Holzschnitte, Lithographien und drei Skulpturen
des Künstlers sind als Dauerleihgabe auch für Besucher zu bestaunen.
Drei- bis viermal in der Woche haben sich Temam Tarkhani vom Sozialen
Dienst des Hauses und Martin in den letzten Monaten getroffen, denn
Tarkhani ist auch Kurator der Ausstellung und spürbar begeistert von
der Zusammenarbeit. Der junge Mann beschäftigt sich selbst mit der
Kunst des Schweißens. Für ihn ist Martin ein Glücksfall: „Er ist
hochprofessionell und ich bin gewillt, ihm zu folgen. Heribert Martin
hat mich sanft an seine Kunst herangeführt, er hat die nötige
Geduld, und ich bin schlauer aus der gemeinsamen Arbeit
herausgegangen.“
Martin studierte an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf und an
der Universität Köln. Später unterrichtete er Kunst am
Siegtal-Gymnasium in Eitorf. Nach der Pensionierung widmete er sich
wieder ganz seiner eigenen Kunst, vorwiegend der Bildhauerei. Als der
Leiter des Seniorenzentrums Thorsten Haas von den noch in Windeck
verbliebenen Kunstwerken erfuhr, bot er die langen Flure des Hauses
als Ausstellungsraum an und erhielt die Erlaubnis, sie als
Dauerleihgabe auszustellen. „Es sind fantastische Arbeiten, es wäre
zu schade, wenn sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich
wären.“
Haas sorgte auch dafür, dass der Hausbewohner die kleine Werkstatt
neben seinem Apartment nutzen kann. „Zum Malen sind allerdings die
Lichtverhältnisse nicht gut genug“, meint Martin, der auch seine
Umgebung in Kunst verwandelt hat. Figuren aus Pappmaché mit Rollator
oder im Rollstuhl sind in einer Vitrine ausgestellt. Gemeinsam haben
Martin und Tarkhani sorgfältig für jedes der ganz unterschiedlichen
Exponate aus sechs Jahrzehnten einen Platz ausgewählt. Im
Eingangsbereich begrüßt nun die mannshohe Holzskulptur „Sardischer
Hirte“ die Besucher, Martins letzte Arbeit mit der Kettensäge. Zwei
weitere große Skulpturen stehen im Garten. Die Holzschnitte auf
Japanpapier Madame I und II hängen nun mit weiteren Bildern, die
Bezug auf seine Martins verstorbene Frau nehmen, vor dem Zimmer, in
dem sie bis zu ihrem Tod lebte. Das Lieblingsbild des Hausleiters,
„Akte“, ist der Höhepunkt im Gartenhaus, ein Ölgemälde aus dem
Jahr 1982. Beeindruckend ist die Vielfalt der angewandten Techniken,
eine unbedingt sehenswerte Schau.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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