Gedenkstunde in Rosbach
Aufrüttelnde Mahnung: Eigene Ehre verteidigen
Rosbach - Das ganze Jahr über lädt die Gedenkstätte Landjuden an der Sieg
dazu ein, ganz dicht heran zu kommen, an die jüdischen
Familienschicksale, die sich im Dritten Reich nicht nur irgendwo in
Deutschland abspielten, sondern überall, so auch in Rosbach und
Umgebung.
Vizelandrätin Notburga Kunert begrüßte die Gäste zur offiziellen
Gedenkstunde des Rhein-Sieg-Kreises anlässlich des 81. Jahrestages
der Novemberpogrome 1938.
„Wir dürfen nie vergessen, was geschah, sonst können wir nichts
daraus lernen. Es darf uns nicht kalt lassen, wir sind verantwortlich
dafür, dass so etwas nie wieder geschieht.“, zeigte sich Kunert
besonders geschockt von dem, was heute in den Medien wieder alles
möglich ist.
Zum letzten Mal sprach Michael Solf das Grußwort.
Nach 30 Jahren gibt er den Vorsitz des Fördervereins in Kürze ab. Er
sorgt sich um jene Bereiche der Gesellschaft, wo vorgebliche
Biedermänner angeblich die Meinungsfreiheit bedroht sehen, nach dem
Motto, man wird ja wohl noch was sagen dürfen. „In unserem Land
kann man fast alles sagen“, so Solf, daraus resultiert nicht das
Recht dem nicht widersprechen zu dürfen.
„Wir widersprechen Euch, wir tragen den Streit aus. In der
Gedenkstätte sehen wir, dass der Holocaust nicht abstrakt war, er war
überall und fing klein an.“
Als Gastredner hielt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken, Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg als zentralen Beitrag einen
Vortrag über „Das ‚christliche Europa‘ und der Dialog der
Religionen“.
Zuerst ging er auf den Versuch des Massenmordes an Juden in Halle vor
vier Wochen ein und ordnete ihn in eine lange Kette mit
Ungeheuerlichkeiten ein. „Wir können uns nicht in die Augen
schauen, wir müssen unsere eigene Ehre verteidigen“, ist er
überzeugt.
Ein Querflötentrio (Amelia Faber, Noëlle Sieber, Nina Lienemann) der
Engelbert-Humperdinck-Musikschule in Siegburg gestaltete den
musikalischen Rahmen.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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