Der ganz andere Friedhof
Blütenreiche Landeplätze gibt es für die Insekten

Klaus Weddeling (re.) von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises stellt die Blühwiesengäste auf dem Friedhof vor. V.l. Alexandra Gauß, Kirsten Felgner und Peter Schaffrath. | Foto: Sylvia Schmidt
  • Klaus Weddeling (re.) von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises stellt die Blühwiesengäste auf dem Friedhof vor. V.l. Alexandra Gauß, Kirsten Felgner und Peter Schaffrath.
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Windeck - Zu einer intakten Natur gehören blühende Wiesen. Mit dem
Verschwinden kleiner und mittlerer Landwirtschaften hat sich das
Landschaftsbild in den letzten Jahrzehnten allerdings derart
verändert, dass heute, trotz der spürbaren Klimawandels, sogar um
Toleranz geworben wird, wenn anstelle einer artenarmen Wiese oder
einer Steinwüste eine blühende Landschaft entsteht.

Dieser Art der Entfremdung des Menschen von der Natur wirkt das
Projekt „Blütenreich - aktiv gegen das Artensterben“ entgegen,
das derzeit auf den Gemeindefriedhöfen in Leuscheid und Stromberg
neue und wichtige Akzente setzt.

Bürgermeisterin Alexandra Gauß und Ulrike Barth vom Friedhofsamt der
Gemeinde stellten mit Klaus Weddeling von der Biologischen Station des
Rhein-Sieg-Kreises das Projekt auf dem Friedhof in Leuscheid vor.

„Friedhöfe sind Orte der Ruhe und des Gedenkens an unsere
Verstorbenen. Gleichzeitig können sie aufgrund ihrer Struktur
wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen sein und ökologische
Funktionen erfüllen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur
Erhaltung der biologischen Vielfalt, gerade in Zeiten des deutlichen
Artenrückgangs und sich ändernder Bestattungsformen“, erläuterte
Barth beim Rundgang mit Kirsten Felgner von der
Kreissparkassen-Stiftung für den Rhein-Sieg-Kreis und mit dem
Regionaldirektor der Kreissparkasse Köln Peter Schaffrath.

Mit der großzügigen Zuwendung der Stiftung war es möglich, einige
tausend Quadratmeter Freifläche auf den beiden Friedöfen in
ökologisch wertvolle Flächen, in lebendig blühende Landschaft zu
verwandeln.

„Sie liegen an schönen Stellen, an denen die Insekten die Täler
wechseln. Dieser neu entstandene Lebensraum ist auch als
Aufenthaltsstation wichtig“, erläuterte Gauß.

Neu angelegt sind Beeren-und Blütenhecken. „Wir dachten, es gäbe
eine Hemmschwelle von den Beeren zu naschen, aber dem ist nicht so“,
berichtet Ulrike Barth von ersten Erfahrungen. Klaus Weddeling stellt
die neuen Wiesenschönheiten vor: Luzerne, Ringelblume, Karde, wilde
Möhre, Wegwarte, Färberkamille, Lein und viele mehr zum größten
Teil die erste Blütezeit hinter sich.

„Eingesät wurde artenreines Saatgut aus der Region“, berichtet er
von Erfahrungen und der Zusammenarbeit mit dem Bauhof, der die
artgerechte, gestaffelte Pflege übernimmt. In Arbeit sind zwanzig
Schilder, die Besucher über den Wert des Projektes informieren
sollen.

Wo kranke Fichten auf dem Friedhof weichen mussten, hat sich von
alleine der Holunder ein Plätzchen gesucht. Schon im alten
Griechenland wurde seine Heilkraft gepriesen und den Kelten und
Germanen war er ein heiliger Baum, in dem die guten Geister wohnten,
die Haus und Bewohner vor Schaden bewahrten.

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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