Schüler diskutieren mit MdB
Demokratie kommt nicht aus der Steckdose
Herchen - Bodelschwingh-Schüler suchten den Dialog mit
Bundestagesabgeordneten
„Nicht politische Inhalte, sondern die Arbeitsweisen, die Aufgaben
und die Geschichte des Bundestages aufzuzeigen, seien das Ziel der
Wanderausstellung des Deutschen Bundestages, die im
Bodelschwingh-Gymnasium in Herchen derzeit gezeigt wird“,
erläuterte Christopher Unger das Ziel der Ausstellung.
Er und sein Kollege Albrecht Eggert, beide Mitarbeiter der
Bundestagsverwaltung, führten die Schüler aller Stufen und Kurse
informativ und in Rollenspielen an die Arbeitsweise des Bundestages
heran. „Die Schule hat sich sehr gekümmert, die Schüler waren gut
vorbereitet und der Organisationsablauf gut geplant.“
Wo die Ausstellung in den Wahlkreisen jeweils zu Gast ist, das
entscheiden Bundestagsabgeordnete und ihre Fraktionen. Elisabeth
Winkelmeier-Becker (CDU) hatte sich für das Herchener Gymnasium als
Ausstellungsstandort entschieden.
Zuvor war die Ausstellung auf Initiative von MdB Sebastian Hartmann
(SPD), im Siegburger Kreishaus zu Gast gewesen. Gegenseitig hatten sie
sich zu einem Dialog mit den Besuchern eingeladen, um dem Wesen der
Demokratie Leben einzuhauchen. Unter Moderation von Lehrer Dr. Volker
Meierhenrich stellten sich die Bundestagsabgeordneten in der Aula in
Herchen den Fragen der Oberstufenschüler.
Man muss sich engagieren
Die Demokratie bezeichnete Winkelmeier-Becker als das wichtigste
Instrument im Staat, wobei der Bundestag die einzige Institution auf
Bundesebene sei, deren Mitglieder direkt vom Volk gewählt werden.
„ Demokratie kommt nicht aus der Steckdose, dafür muss man sich
engagieren“, unterstrich Hartmann.
Fragen zur AfD
An die Gastgeberin richtete ein Schüler die Frage, was sie vom
Vorwurf halte, die CDU sei schuld am Aufstieg der AfD. „Manche
konservativen Wähler bezeichnen den Positionswechsel der CDU
beispielsweise bei der Abschaffung der Wehrpflicht oder die Absage von
der Atomkraft hin zu erneuerbaren Energien als ein Rücken nach
Links“, meinte Winkelmeier-Becker.
„Ich sehe es als Stärke, nicht an alten Positionen festzuhalten und
fühle mich in der Mitte gut aufgehoben. Die Extreme von links und
rechts kommen sich sehr nahe. Es ist keine Schuld der CDU, sondern
unsere Aufgabe Positionswechsel zu erklären. Die AfD hat Zulauf aus
vielen Parteien. Ich versuche die Bürger ernst zu nehmen und mich im
Gespräch mit ihnen auseinanderzusetzen und sie zu überzeugen.“
Wie ist mit Populismus umzugehen?
Eine Einschätzung wollten die Schüler von den MdB haben, ob sie
populäre Ideen für längerfristig oder vorrübergehend halten.
Hartmann hielt Sorge für keinen guten Ratgeber.
„Populisten stellen durchaus richtige Fragen, geben aber falsche
Antworten und verbreiten Hass.“ Er sieht die besondere
Herausforderung darin, dass Demokraten jetzt zusammenstehen und
bessere Angebote machen.
Seine Kollegin hat wenig Hoffnung, dass sich der Trend zum Populismus
von alleine reguliert. „Die globalisierte Welt wird nicht einfacher,
wir müssen uns darum kümmern, wie geht es in Europa und Afrika
weiter. Wenn wir nicht wollen, dass die Menschen vor unserer Haustür
stehen, müssen wir vom Wohlstand etwas abgeben, damit sie in ihrer
Heimat bleiben und leben können. Dies ist eine schwierige Position
und nicht aus der Portokasse zu bezahlen. Ich kann nur raten
hinzuschauen und zu hinterfragen, wenn Populisten nur kritisieren und
behaupten „Mit mir wird es besser“, aber nicht sagen können,
wofür sie stehen.“
Diskussionen müssen geführt werden
Einig waren sich Winkelmeier-Becker und Hartmann, dass es für jede
politische Frage ein Pro und ein Kontra gebe. „Das muss ausgehalten
und eine Diskussion über die Sache geführt werden.“
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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