Zu Pferd von Hamburg nach Spanien
Die Welt steht offen und liegt zu Füßen
Windeck - „Solange ich nicht von der Welt plumpse, geht es weiter, ich weiß
nur noch nicht wie.“ Wenn Alexandra Haase dies sagt, ist es nicht so
daher gesagt. Mit ihrer Stute Margarita ist sie seit Ende März zu
Fuß unterwegs von Hamburg nach Spanien.
Sie und ihr Pferd sind Kumpels, die sich fest aufeinander verlassen
und ein gewisses Gottvertrauen haben, dass fremde Menschen ihnen
unterwegs Quartier geben. Letzte Woche durften sie auf einem Biohof in
Lindlar und in Wiehl-Verr auf einem Pferdehof mit 50 Pferden
übernachten und bei Iris Beer in Waldbröl-Büscherhof wurden sie
regelrecht verwöhnt.
Zurzeit verweilt das Duo auf dem traumschönen Fachwerkhof von
Jaqueline und Guido Schiller in Windeck-Igelshof. Nach fast 600
Kilometern, erwarten Frau und Pferd hier die Ankunft der Familie am
nächsten Tag. Die Etappe Frankreich/Spanien ist für die Familie
nämlich der Auftakt zu einer Weltreise, von der heute keiner von
ihnen weiß, wo überall sie hinführen und wann sie enden wird.
Die Schillers haben der 51-Jährigen einen renovierten ehemaligen
Schafstall überlassen und Margarita fühlt sich bei den Artgenossen
auf der Weide wohl. „Es ist schön im Häuschen Licht zu sehen“,
sind die Gastgeber begeistert von dem spannenden Gast. „Es ist, als
hätten wir auf sie gewartet. Alexandra ist eine Bereicherung.“
Vor drei Jahren kaufte das Paar den entlegenen Hof und plant daraus
eine Stätte für Wanderer und Reiter zu machen. Der Natursteig Sieg
führt über ihren Grund und „spült“ die Besucher vor die
Haustüre. Die seien verzaubert, erzählen sie.
Alexandra Haase übernimmt viele Arbeiten, denn die Gastgeberin hat
einen Bänderriss, Hilfe kommt gerade richtig. „Mein Leitspruch ist:
Du bist nie zur falschen Zeit am falschen Ort, aber alles ist
möglich“, erzählt die sympathische Globetrotterin, die in
Ostfriesland ihr gesamtes Hab und Gut verkauft hat.
„Wir haben das als Familie lange vorbereitet und gewartet, bis die
Kinder (19 und 16 Jahre alt) mit Schule/Ausbildung soweit sind, dass
sie mitreisen können.“
Als alles verkauft war, fiel die Tierheilpraktikerin und Modistin in
ein Loch. „Ich dachte, ich habe außer einer dreckigen Hose und
einem Pferd nichts mehr zu bieten.“ Mit ihrem Pferd machte sie sich
auf den Weg nach Spanien und unterwegs wurde sie eines Besseren
belehrt. „Ich merkte, dass ich in der Begegnung bei den Menschen
etwas auslöse. Ich war ganz gerührt, als eine 16-Jährige sich bei
mir bedankte, dass ich dort übernachtet hatte. Ich hätte ihr
gezeigt, ihren Träumen zu folgen. Ihre Mutter hatte mich mit Pferd in
ihrem Reihenhaus aufgenommen.“ Manchmal komme sie sich schurkenhaft
vor, erzählt sie weiter.
„Ich führe ein Luxusleben, ich habe Geld gegen Zeit
eingetauscht.“ Sich von allem zu trennen habe allerdings drei Jahre
gedauert und sei schmerzhaft gewesen.
In den nächsten Tagen bricht die Familie auf. Frau und Pferd gehen zu
Fuß bis Spanien. Der Ehemann steuert das für die Weltreise umgebaute
Feuerwehrauto, der Sohn den Sprinter. Abends trifft man sich dann
wieder.
„Wir sind alle Handwerker, im Sprinter ist unsere Werkstatt mit
Siebdruck für meine Tochter, mit Messerschmiede für meinen Sohn und
Hufschmiede für mich. Verfolgen Sie die Weltreise auf dem Blog:
auf-die-plätze-fertig-los.de
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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