Landjuden an der Sieg
Dusseldrama in der Prinsengracht

Die Schauspieler Vanessa Stoll und Bardia Rousta waren Akteure der Gedenkstunde in der Salvatorkirche.                         | Foto: Sylvia Schmidt
  • Die Schauspieler Vanessa Stoll und Bardia Rousta waren Akteure der Gedenkstunde in der Salvatorkirche.
  • Foto: Sylvia Schmidt

Rosbach. Derzeit wird die „Gedenkstätte Landjuden an der Sieg“ in Rosbach renoviert, voraussichtlich zum Frühjahr werden die Arbeiten abgeschlossen sein, stellte Elisabeth Winkelmeier-Becker in Aussicht. Die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte richtete per Videoschalte aus Berlin ein Grußwort an die Anwesenden der Veranstaltung.

Die jährliche Gedenkstunde des Rhein-Sieg-Kreises anlässlich des 84. Jahrestages der Novemberpogrome 1938 fand deshalb in der benachbarten Salvator-Kirche statt. Die stellvertretende Landrätin Notburga Kunert ließ keine Zweifel mit Blick auf die derzeitige Weltlage, erinnern wichtiger denn je sei.

Das Tagebuch der Anne Frank zeige ein zwiegespaltenes junges Mädchen, das leben wollte und stattdessen gezwungen war, sich als Jüdin aus Angst vor Entdeckung durch die Nazis im Firmenlager ihres Vaters in der Amsterdamer Prinsengracht 263 versteckt zu halten. Mit 15 Jahren starb sie im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch britische Truppen.

Eine Lesung aus ihrem Tagebuch und aus weiteren Quellen stand im Zentrum der Veranstaltung unter dem Titel „Der arme Dr. Dussel, Anne Franks Zimmernachbar“. Der ehemalige Leiter von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek Bonn, Dr. Manfred van Rey, übernahm in der von ihm erarbeiteten Lesung in Prolog und Epilog die historische Einordnung.

Die junge Schauspieler Vanessa Stoll las Passagen aus Anne Franks „Kitty“, wie sie ihr Tagebuch nennt.

Ihre Familie und die befreundete Familie van Daans leben bereits vier Monate im Versteck, als der Zahnarzt Dr. Fritz Pfeffer, gesprochen von Bardia Rousta als letzter dazu kommt. Die pubertierende Anne erklärt sich bereit, ihr Zimmer mit dem Anfang Fünfzigjährigen attraktiven Mann zu teilen und gibt ihm das Pseudonym „Dussel“.

Bald beschäftigt sich ungefähr jeder dritte Eintrag mit den Spannungen, die auf dem engen Raum nicht ausbleiben können, auf dem die Notgemeinschaft lebt.

Ihre Geschichte wird komprimiert erzählt und auch der Werdegang ihrer Familien und Helfer in Kürze nachgezeichnet. Dussel wird von Anne als recht egoistischer Mitbewohner dargestellt. Nach einer Hausdurchsuchung am 4. August 1944 wurden alle Bewohner in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Nur Annes Vater überlebte, alle anderen wurden ermordet. Er veröffentlichte das Tagebuch seiner Tochter.

Pfeffers (Dussel) Sohn Werner war 1946 nach Amerika ausgewandert.

Ihn traf die Veröffentlichung schwer, er lebte jahrzehntelang in Scham, weil sein Vater in Annes Tagebuch so schlecht weggekommen war. Musikalisch untermalten Bella Liebermann und Katya Kaschuba das Programm.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Sylvia Schmidt aus Windeck

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