Damals totgeschwiegen
Ehemalige Volksschüler besuchten Ernst-Moritz-Roth-Ausstellung
Dattenfeld - Der Abschlussjahrgang 1959 der ehemaligen Dattenfelder Volksschule
trifft sich seit zehn Jahren regelmäßig einmal im Jahr an
wechselnden Orten. Diesmal hatte Werner Klauke für seine einstigen
Mitschüler eine Führung durch die Ausstellung über den Priester,
Künstler und Widerstandskämpfer Ernst-Moritz Roth in der alten
Vikarie in Dattenfeld organisiert. Einige ehrenamtlich engagierte
Bürger haben hier dem einstigen Bewohner Kaplan Roth ein Denkmal mit
einer sehenswerten Dauerausstellung gesetzt. Beeindruckt zeigten sich
die neun Gäste, die von Marianne Geimer und Reinhard Wagner durch die
Räume mit zahlreichen Exponaten aus diversen Quellen geführt wurden
und Einblick in Roths Leben und Wirken gaben. Der charismatische
Gottesmann, der im Jahr 1932 als Kaplan nach Dattenfeld kam, hatte nur
drei Jahre dort gewirkt, doch die hinterließen tiefe Spuren. Roth
galt als begnadeter Redner, der sich vom Nazi-Regime nicht
vereinnahmen ließ. Damit machte er sich viele Feinde, aber auch treue
Freunde, auf die er sich verlassen konnte, als er kurz vor Ende des
Zweiten Weltkrieges vor den Nazis floh, weil ihm eine Verhaftung
drohte. Am 15 März 1945 kam Roth ums Leben, als eine verirrte
Fliegerbombe der Alliierten das Haus traf, in dem er sich versteckt
hielt. „Obwohl ich in Dattenfeld zur Schule gegangen bin, hat der
Name Roth mir bisher nichts gesagt“, äußerte sich Werner Klauke
nach der Führung erstaunt. „In unserem Jahrgang wurde das Thema nie
behandelt, es wurde einfach totgeschwiegen. Viele Alt-Nazis waren mit
in die neue Ära reingeschleppt worden. Für mich war es totales
Neuland, ich kann die Ausstellung nur weiterempfehlen“.
Die Dauerausstellung ist immer sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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