Rücksichtslos zerstört
„Es sieht schlimmer aus, als es am Ende ist“
Windeck - Auf einer Wiese im Naturschutzgebiet Dreisel, die man nicht einmal zu
Fuß betreten darf, richtete jetzt ein Lohnunternehmer beim Abräumen
von Heuballen erhebliche Schäden an.
Die Firma muss dabei die geschützte Feuchtwiese mit schwerem Gerät
befahren haben, wie zum Teil tiefe Reifenspuren beweisen.
Die Fläche wurde vor allem deshalb zum Schutzgebiet erklärt, weil
sich dort eine kleine Population der seltenen Ameisenbläulinge
befindet. Die Raupen des Bläulings überwintern dort in
Ameisenbauten. Die Flächen mit dem Nahrungs- und
Überwinterungsbiotop dieser außergewöhnlichen Falter werden deshalb
seit Jahren besonders gehegt und gepflegt.
Ausgerechnet in diesem Schutzgebiet entdeckten Spaziergänger schwere
Beschädigungen.
Die Biologische Station des Kreises in Eitorf betreut dieses
Bläulingsgebiet in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde in
Siegburg. Ihr Mitarbeiter Klaus Weddeling überzeugte sich vor Ort von
den Schäden. Es sei nicht ganz auszuschließen, dass dadurch einige
wenige Ameisennester beschädigt wurden, sagte Weddeling.
Den Zwischenfall habe letztendlich die Biologische Station zu
verantworten, die einen Lohnunternehmer mit der Mahd beauftragt hatte.
Weddeling: „Die Mahd - teilweise auch in Handarbeit - verlief auch
ordnungsgemäß, nur das Abholen der Ballen hat jetzt Schäden
verursacht.“ Diese Schäden seien zum größten Teil aber nicht
gravierend, die Wiese wachse rasch wieder zu. Schlimmer seien aber
tiefere Spuren am Oberhang an der Zufahrt zur Fläche, die von
Mitarbeitern der Station jetzt wieder glattgezogen werden sollen.
Insgesamt seien nur wenige Prozent der Gesamtfläche betroffen.
Außerdem seien die Ameisen im Winter unterirdisch und an der
Oberfläche nicht aktiv. Eine Alternative wäre es gewesen, die
Herbstmahd ganz ausfallen zu lassen, was aber den Flächen und vor
allem der Vegetation und auch dem Wiesenknopf als Wirtspflanze der
Bläulinge erfahrungsgemäß nicht gut tue.
Weddeling: „Wir gehen davon aus, dass ausreichend Nester und
hoffentlich Bläulinge auch noch im kommenden Jahr vorhanden sind.“
Den Vorfall nimmt die Biologische Station aber zum Anlass, von ihr
beauftragte Unternehmen noch einmal darauf hinzuweisen, dass bei
nassen Flächen ein Befahren entweder unterbleiben oder bodenschonend
mit Zwillingsreifen erfolgen müsse, betonte der Diplom-Biologe.
- Harald Röhrig
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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