Brautbriefe
Gott behüte dich für mich

Lena Sabine Berg zeigte vor der Lesung Fotos des Brautpaares Bonhoeffer/von Wedemeyer.                                              | Foto: Sylvia Schmidt
  • Lena Sabine Berg zeigte vor der Lesung Fotos des Brautpaares Bonhoeffer/von Wedemeyer.
  • Foto: Sylvia Schmidt

Dattenfeld. „Gott behüte dich für mich“ schreibt die 19 Jahre alte Maria von Wedemeyer im Jahr 1943 an ihren Verlobten Dietrich Bonhoeffer. Die Windecker Schauspielerin Lena Sabine Berg und Reinhard Wagner hatten geeignete Passagen ausgewählt, die Einblick in die äußerst herausfordernde Brautzeit eines ungewöhnlichen Paares gewährte.

Das Ernst Moritz-Roth-Museum in der alten Vikarie in Dattenfeld war der passende Ort für eine Lesung aus deren Brautbriefen. So wie der protestantische Bonhoeffer hatte damals auch der katholische Prieser Roth in Opposition zum NS-Regime gestanden. Auch er war verfolgt worden und kam bei einem Luftangriff auf Windeck-Dreisel in seinem Versteck zu Tode.

Bonhoeffer saß schon einige Monate im Militärgefängnis in Zelle 92 in Berlin-Tegel, als seine Verlobte die oben zitierten Worte schrieb. Noch hofft das Paar, das kaum Zeit hatte sich Kennenzulernen, auf seine baldige Freilassung. Ihre Briefe vertreiben Bonhoeffers finstere Gedanken. „Alles Sinnlich-Erotische wird verdrängt“, schreibt er, obwohl er um die Zensur weiß.

„Wir haben nichts miteinander erlebt.“ Erklärende Einschübe zu dem Briefwechsel hatten die Vortragenden in die Lesung über die so unterschiedlich verlaufenden Lebenswege der Brautleute eingebaut. „Wie werden wir später mal darüber reden, wie wird es sein, wenn der Alpdruck vorüber ist“, schreibt Maria einmal fragend an ihren Bräutigam.

Es wird bei der Frage bleiben. Die ungewöhnliche Verlobungszeit der jungen Frau mit dem etwa zwanzig Jahre älteren, bekannten Theologen, endet mit der Hinrichtung Bonhoeffers auf persönlichen Befehl Hitlers am 9. April 1945.

Die ersehnte Heirat sollte nie stattfinden. Maria wird nach dem Krieg in den USA leben und Mathematik studieren. Sie wird Informatikerin und Managerin. Zwei Ehen scheitern nach kurzer Zeit und sie stirbt jung mit 53 Jahren. Ihrer älteren Schwester Ruth-Alice von Bismarck hatte sie zu Lebzeiten erlaubt, nach ihrem Tod den Briefwechsel veröffentlichen zu dürfen.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Sylvia Schmidt aus Windeck

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