Rathaussturm in Windeck

Güldenes Haar zum ersten jecken Scharmützel

Rosbach - Der Verteidigungsstrategie von Windecks Bürgermeisterin Alexandra
Gauß war der Stammtisch der Windecker Karnevalsvereine mitsamt seinen
Tollitäten aus Rossel, Dattenfeld und Herchen beim Sturm auf das
Rosbacher Rathaus nicht schnell genug auf die Schliche gekommen. Nach
dem Motto offene Türen sind die beste Verteidigung, kam der Pulk auf
der Straße gar nicht auf die Idee, es einmal an der Pforte zu
versuchen.

„Jetzt stonn mer he, un op dem Balkönchen do, steht ald widder
keiner pünktlich“, gerieten das Rosseler Schulprinzenpaar Sofia und
Tyler, das Dattenfelder Kinderprinzenpaar Kira und Leonard sowie das
Herchener Dreigestirn Prinzessin Sabrina, Jungfrau Lucie und Bauer
Daniel ins Spekulieren. „Vielleicht parkt die Neue ja wie ihr
Vorgänger auf dem Behindertenparkplatz?“, „Oder es ist gerade
eine Lieferung Sand angekommen“, nahmen diese Bezug auf den Gauß
Vorgänger Hans-Christian Lehmann und riefen solange, bis die
Rathauschefin schließlich als Burgfräulein auf dem Balkon erschien.
Sicherheitshalber umringten sie Vertreter der Parteien, für die sie
bei der Bürgermeisterwahl frei nach „Windeck sucht den Superstar“
angetreten war.

Einmal klar gestellt, dass sie nicht gewillt sei, sich aus dem Rathaus
fortjagen zu lassen, ließ sie ihren güldenen Zopf, angefertigt von
der Förderschule Rossel und schwer und lang wie ein Abschleppseil,
als Rapunzel vom Balkon herunter und lud zum friedlichen Umtrunk
hinter dem Rathaus ein: „Drümm loss mer hingerm Rathuus ene
schluppen“. Doch vorher empfing sie die Tollitäten in ihrer
Amtsstube, wo die sich tüchtig breit machten. Die Bewirtung des
feiernden Volkes übernahm das Windecker Jugendrotkreuz.

- Sylvia Schmidt