Wildschweinbestand hat zugenommen
Immer mehr Bürger von Verwüstungen betroffen
Windeck - Schwarzkittel werden immer dreister. Die Wildschweine gehören zu den
erfolgreichsten Säugetieren der Welt, und ihr Bestand hat in den
vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dafür sorgen schon die milden
Winter und ein verstärkter Maisanbau. Dazu kommt, dass die schlauen
Tiere nur schwierig zu jagen sind. So ist ihr Bestand in den
vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gewachsen – und zugleich auch
die Schäden, die von den klugen Tieren bei ihrer Nahrungssuche
angerichtet werden.
Bei der Suche nach Fressbarem wie Knollen, Zwiebeln und Wurzeln,
Regenwürmern oder Engerlingen wühlen sie vor allem Wiesen und
Grünland auf, schrecken aber inzwischen auch vor Gärten direkt neben
Wohnhäusern nicht mehr zurück. Die schlauen Vierbeiner haben längst
festgestellt, dass die Menschen dort keine Gewehre dabei haben und sie
in Frieden wühlen lassen. Solche Wühlereien auf Grünflächen und
Rasen mitten im Dorf nehmen im gesamten Kreisgebiet immer mehr zu.
Die betroffenen Besitzer haben allerdings ein besonders großes
Problem. Anders als die Eigentümer von landwirtschaftlichen Flächen
haben sie nämlich nicht nur den Ärger und den Schaden, sondern
müssen auch noch finanziell in die Röhre schauen. Sie können nicht
auf Gelder wegen des Wildschadens hoffen, sondern müssen die
Beseitigung der Schäden aus ihrer eigenen Tasche zahlen. Das
bestätigt auch der leitende Forstdirektor des Forstamtes
Rhein-Sieg-Erft, Uwe Schöllmerich. Die Zahlungen von Wildschäden
seien vertraglich geregelt und erfolgten durch die jeweiligen
Jagdpächter.
Für die enorme Zunahme der Wildschweine macht Schöllmerich
hauptsächlich zwei Faktoren verantwortlich: Den Klimawandel und das
damit verbundene Ausbleiben von strengen Wintern. Die besonders kalten
Winter würden deutlich weniger Frischlinge überleben als die
wärmeren. „Außerdem sind die schlauen Tiere in einigen Gebieten
praktisch kaum noch zu bejagen“, weiß Schöllmerich.
Das sieht auch Dr. Norbert Möhlenbruch so, Kreisjagdberater und
Obmann der Kreisjägerschaft. Zwar habe es sich positiv ausgewirkt,
dass inzwischen auch Frischlinge ganzjährig von den Jägern
geschossen werden dürfen. Zudem seien auch die
Fleischbeschaugebühren des Kreises bei Tieren bis zu 20 Kilogramm
entfallen. Die schlauen Schwarzkittel seien aber heutzutage nur
schwierig zu schießen. Bei dem großen Futterangebot nimmt ihre Zahl
also immer weiter zu. Und die Wildsäue wühlen inzwischen auch
Golfplätze und andere Sportanlagen auf. In Wohngebieten darf aber
laut Möhlenbruch nicht gejagt werden. „Bürger können sich nur mit
sicheren Zäunen vor Wildschweinen schützen“, so der Fachmann. Ein
solcher Zaun müsse gar nicht so hoch sein, dafür aber ein Stück in
die Erde reichen, damit die Schwarzkittel ihn mit ihren Wühlschnauzen
nicht anheben können. Der Rasen von Barbara und Volker Blank aus
Windeck-Schladern direkt neben ihrem Wohnhaus wurde zum Beispiel
völlig verwüstet, über 1.000 Quadratmeter aufgebrochen und
umgepflügt. Auf der Suche nach Hilfe erkundigten sie sich bei
Gemeinde und Förster, aber letztendlich konnte ihnen keiner wirklich
helfen. Sie machten eine andere Möglichkeit als Zäune ausfindig: Es
gibt ein „Abwehrgranulat“, das die Wildschweine mit ihren feinen
Nasen nicht riechen mögen. Allerdings hält das die Schwarzkittel
auch nur vier Wochen lang fern.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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