Erntezug in Leuscheid

Löschender Erpel schmecken auch aus der Flasche

Leuscheid - Aufhalten kann die Löschender nur der Tod, nicht aber etwa solche
Kleinigkeiten wie das Wetter. Erbärmlich kalt und nass war es zum
Erntezug durch den Ort. Mit viel Mühe hatten die Ortschaften aus dem
Löschender Land wieder ihre Trecker, Wagen, Tiere und sich selbst
geschmückt, also rückten sie auch im Regen aus. Die Zuschauer hatten
sich einigermaßen geschützte Plätze gesucht und ließen sich die
Laune nicht verderben.

Umringt von Kindern in Kartoffelsäcken ließ sich das Kindererntepaar
Lena und Marvin an der Spitze des Zuges kutschieren.

Was das Land bewegt, bewegt auch Leuscheid, nur das dort
Problemlösungen direkt mit geliefert werden.

In Saal etwa heißt die Parole zur Reduzierung von Plastik-Müll
„Einweck statt Einweg“. Große Weckkessel und Herde hatten sie auf
dem Anhänger dabei. Erfinderisch erwies sich auch die
Interessengemeinschaft Erntezug Leuscheid nach einem heißen Sommer.

„De Erpelsernte wor nit chot, dröm steichen mir se aan den Hot“.
Mit ihren moosbedeckten Hutkreationen erinnerten sie an Ufos aus dem
Wald. Auch der Jungbauernstammtisch „De Böömänner“ sind
topinformiert: „Es frisst der Käfer, es brennt der Wald, de
Böömänner haben eine Biersorte kalt“. Bescheiden sind die Alser,
sie begnügen sich das Jahr über mit dem, was sie nach der Weinlese
selbst verkorkt haben. Kuchhausen hat sich deutlich verbessert,
stellten sie früher den Gemeindebullen, hat heute auf der Gemeinde
eine Kuchhauserin das Sagen.

Bürgermeisterin Alexandra Gauß steuerte höchstpersönlich den
Trecker. Im Irsertal boomt derweil der Tourismus im neuen Grand
Insekten-Hotel.

Zusammengekauert kuschelte sich Erntepaar Sarah Legebeke und Jens
Lindner aus Dahlhausen unter Regenschirmen als Schlusslicht auf einem
Frontlader zusammen.

Schade nur, dass die viele Mühe wegen des Regens nicht richtig
bestaunt werden konnte.

- Sylvia Schmidt