Forstbetriebsgemeinschaft Herchen / Dattenfeld
Mehr als 100.000 Euro unterschlagen

Windeck - Der Trick wurde fünf Jahre lang nicht bemerkt. Über einen so langen
Zeitraum soll ein 59-jähriger Mann aus dem Windecker Ländchen Gelder
bei der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Herchen/Dattenfeld
unterschlagen haben, insgesamt über 100.000 Euro.

Die über 300 Mitglieder, denen eine Waldfläche von über 500 Hektar
gehört, sind überrascht und entsetzt. Die Gemeinschaft musste wegen
der prekären Finanzlage jetzt sogar Insolvenz anmelden. Das
bestätigte der stellvertretende Vorsitzende der FBG, Dieter
Steinhauf. Wie er berichtete, wurde inzwischen ein entsprechender
Antrag beim Insolvenzgericht Bonn gestellt.

Der Beschuldigte übte das Amt des Kassierers in der FBG aus und soll
außerdem auch noch deren Kasse mit rund 18.000 Euro geplündert
haben. Mehr durch einen Zufall kamen die Unregelmäßigkeiten jetzt
ans Tageslicht. Dem Mann wird vorgeworfen, beim Holzverkauf über
Jahre zu niedrige Beträge an die Waldbesitzer gezahlt und den Rest in
seine Tasche abgezweigt zu haben. Bei der Holzvermarktung wurde in den
Forstbetriebsgemeinschaften bisher der Weiterverkauf über das
Eitorfer Forstamt abgewickelt. Das überwies dann nach dem Verkauf
stets das Geld an die Betriebsgemeinschaften. Wenn der Kassierer bei
der FBG Herchen/Dattenfeld die Beträge an die einzelnen Mitglieder
weiter überwies, waren die aber oft deutlich geringer als die von der
Forstbehörde zugewiesenen Summen.

Die Sache flog schließlich auf, als der zuständige Revierförster
mit einem der Waldbesitzer ins Gespräch kam und sie sich über den
Holzverkauf unterhielten. Dabei stellte sich heraus, dass der Mann
2.000 Euro zu wenig für sein Holz erhalten hatte. Nach einer
Überprüfung wurde schließlich Anzeige bei der Polizei erstattet.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn wegen Betrugs gegen
den Mann. Das bestätigte die Polizei Siegburg. Besonders betroffen
sieht Steinhauf die Mitglieder, die ihr Holz erst seit Mai verkauft,
aber noch kein Geld bekommen haben. Denn das gehört jetzt zur
Insolvenzmasse.

Die Mitglieder der FBG wurden in einer außerordentlichen
Generalversammlung informiert. Wie es jetzt mit der
Forstbetriebsgemeinschaft weitergehen soll, ist noch ungewiss. Denn
neben den Unterschlagungen und der Insolvenz bereitet aktuell auch
noch die Holzvermarktung wegen des Überangebots durch
Borkenkäferschäden Probleme. Alle zwei Jahre führte die FBG bisher
eine Lehrfahrt für interessierte Mitglieder durch. Auch für 2019 ist
diese schon geplant. Ob sie allerdings auch stattfinden kann, wird
sich frühestens im Dezember zeigen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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