Obstwiesenpädagogik
Natur hautnah erleben

Die Erntegruppe der Gesamtschule pflanzte bei der Gelegenheit auch gleich neue Bäume auf der Obstwiese der Gemeindeverwaltung. | Foto: Schmidt
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  • Die Erntegruppe der Gesamtschule pflanzte bei der Gelegenheit auch gleich neue Bäume auf der Obstwiese der Gemeindeverwaltung.
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ROSBACH - Ab in die Obstwiese lautete der Unterrichtsplan für drei
Schülergruppen der Gesamtschule Windeck. An zwei sonnigen Herbsttagen
lernten sie auf einer Obstwiese der Gemeindeverwaltung an der
Siegbrücke in Rüddel die Ökologie einer Obstwiese kennen, holten
die Ernte ein und verarbeiteten sie an Ort und Stelle zu Apfelsaft.

„Der Saft ist lecker, außer Äpfeln sind auch Birnen drin, der
schmeckt viel besser als gekaufter", meinte Judy, die wie ihre
Mitschüler als Lohn für ihren Einsatz reichlich vom gesunden Saft
aus Eigenproduktion kosten durfte.

„Hier haben unsere Schüler Gelegenheit alle Aspekte der
Nachhaltigkeit kennenzulernen", frohlockte Lehrer Holger Siems, der im
Frühjahr die Schülergenossenschaft der Schule gegründet hat und
leitet. Die beiden Geschäftsbereiche der Genossenschaft
(www.oeko-e.de) sind ökologischer Strom und ökologische
Ferienwohnungen, als drittes Standbein kommt nun der Apfelsaftverkauf
hinzu, der auf dem Rosbacher Martinsmarkt angeboten werden soll.

„Eine runde Sache – Obstwiesenpädagogik an Schulen der Region
Rhein-Sieg und in Bonn" ist der Name des
Obstwiesenpädagogik-Projektes des Landschaftsverband Rheinlandes mit
seinem Netzwerk Landschaftliche Kulturpflege mit den Biologischen
Stationen Rheinland und den drei Naturparks der Region. 18 Schulen
nehmen insgesamt an dem Projekt teil, zu dem jeweils auch Fachleute
aus dem näheren Umkreis für die einzelnen Module - beispielsweise
für Baumveredelung oder Pomologen zur Bestimmung der Sorten –
hinzugezogen werden.

Am ersten Projekttag wiesen Fachleute die Schüler in die Theorie der
Obstwiesenpflege ein, bevor am nächsten Tag die Ärmel hochgekrempelt
wurden, denn neben der Ernte galt es weitere Aufgaben zu erledigen.
Löcher mussten ausgehoben werden, bevor neu angepflanzte Bäume alter
Obstbaumsorten fachgerecht in die Erde kamen. Pfähle wurden
eingepflockt, die Bäume angebunden, damit sie bei Wind und Wetter
Halt haben. Eine andere Gruppe kümmerte sich um die Verarbeitung der
Früchte, die gewaschen, zerkleinert und schließlich per Hand mit der
Presse entsaftet und für die Mosterei abgefüllt wurden.

Angereist war auch Peter Schmitz vom Klosterhof Bünghausen mit drei
weißen und braunen Bergschafen. Er erläuterte die positiven Aspekte
der Beweidung von Obstwiesen durch diese Tiere und ermunterte die
Schüler Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Einzeln stiegen die Schüler in
den Ring, um sich einmal auf ein Schaf zu setzen oder es für den
Klauenschnitt in Sitzposition zu bringen. „Ich hatte Angst, das
Schaf zu verletzen", erzählte Lana hinterher.

„Das ist eine tolle Möglichkeit, die Kinder wieder mit der Natur in
Verbindung zu bringen", freute sich Theo Boxberg, der
Geschäftsführer vom Naturpark Bergisches Land. Lehrer Holger Siems
nutzte den Besuch von Bürgermeister Hans-Christian Lehmann, um ihm
die offizielle Patenschaft für die Obstwiese anzutragen. „Wir
würden das gerne weitermachen." Der Bürgermeister zeigte sich offen
und lud ihn ins Rathaus ein, um das Anliegen zu prüfen. „Die Kinder
haben beim Projekt mehr gelernt als im Unterricht", zog Siems sein
Fazit. „Was hier geschieht, bleibt im Gedächtnis haften, der
Unterricht erhält dadurch ein anderes Niveau. Zudem können Schüler
auch andere Seiten, wie praktisches Geschick, zeigen. Die Teambildung
funktioniert ausgezeichnet."

Außerhalb des Projektes strömen die Schüler noch einmal aus, denn
vier Elternpaare haben ihre Obstwiesen zur „Plünderung"
freigegeben, damit viel Geld für den Apfelsaftverkauf zusammenkommt.
Der Gewinn dient Bildungsreisen der Schülergenossenschaft.

Weitere Bilder im Internet

unter www.extra-blatt.de

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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