Keine Angst vor Hacke und Schüppe
Rheinlandtaler für Baumgart

von links: Landrat Sebastian Schuster, die mit dem Rheinlandtaler geehrten Eberhard Baumgart und Ingmar Gorissen (Auszeichnung in Naturschutz und Landschaftspflege) sowie Prof. Dr. Jürgen Wilhelm vom LVR. | Foto: Uwe Weiser/LVR
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  • von links: Landrat Sebastian Schuster, die mit dem Rheinlandtaler geehrten Eberhard Baumgart und Ingmar Gorissen (Auszeichnung in Naturschutz und Landschaftspflege) sowie Prof. Dr. Jürgen Wilhelm vom LVR.
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Öttershagen - Keine Angst vor Hacke und Schüppe - Wichtige Stütze des
Besucherbergwerks - Rheinlandtaler für die Eberhard Baumgart

Für seine Verdienste um das Besucherbergwerks der Grube Silberhardt
in Öttershagen sowie in weiteren örtlichen Vereinen kommt der
bescheidene Eberhard Baumgart aus Windeck-Roth dieser Tage nicht
umhin, sich Lob anzuhören. Im Kreishaus in Siegburg zeichnete der
Landschaftsverband Rheinland (LVR) seinen Einsatz zum Erhalt
besonderer kultureller Güter im Rhein-Sieg-Kreis mit dem
Rheinlandtaler aus.

Ob Führungen durch die Grube, Reparaturen, die gesamte Organisation,
der wirtschaftliche Teil oder schwer körperlichen Arbeitseinsatz –
das Besucherbergwerk der Grube Silberhardt ist für Eberhard Baumgart
als Gründungsmitglied der Initiative zum Erhalt der Grube im Jahr
1997 und ab 2002 im „Förderverein zur Erhaltung der Bergbau- und
Hüttentradition“ nahezu ein ehrenamtlicher Vollzeitjob. Sein
Markenzeichen beschreibt Vorstandskollege Stephan Döring: „Er macht
alles und will nie gelobt werden. Er ist ein jovialer, immer
freundlicher und manchmal etwas ungeduldiger Mensch. Er gehört zu
einer aussterbenden Spezies.“

Baumgarts Ehrung ist Auszeichnung für die Arbeit aller rund 50
ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins. Wie hoch die Bedeutung
des Besucherbergwerks vom LVR bewertet wird, zeigt auch die
wiederholte Vergabe des Rheinlandtalers an ein Mitglied dieses
Vereins. Ein weiterer Rheinlandtaler-Träger ist Harald Patzke. Aus
dessen historischer Aufarbeitung der Geschichte der Grube Silberhardt
ist der Ausbau des Oberen Stollens zum Besucherbergwerk erst
hervorgegangen.

„Du darfst nicht in die Grube“, ist ein Satz, mit dem der heute
72-Jährige Baumgart groß wurde. Seine Eltern mussten 1945 aus
Schlesien gefliehen, im sogenannten Obersteigerhaus gegenüber der
Grube Silberhardt wurden sie einquartiert. „Zu der Zeit war der
Stollen, der nach der Schließung der Grube 1925 zugeschüttet worden
war, noch nicht wiedergefunden“, erinnert er sich. Er studierte
Maschinenbau und arbeitete als Ingenieur bei einer Kölner Firma. Sein
Interesse am Bergbau sei erst geweckt worden, als er an einer
Bergbauwanderung um die ehemalige Grube Silberhardt mit dem späteren
Vereinskollegen Harald Patzke teilgenommen habe. „Aus den Reihen der
250 Teilnehmer wurde der Wunsch geäußert, den Stollen aufzumachen,
damit man etwas sehen kann. Wenn eine Grube 50 bis 70 Jahre liegt und
keiner etwas unternimmt, ist sie verloren. Wir wussten, wo der
Stollenmundloch ist“, schmunzelt Baumgart. „Ich dachte, nach drei
Schaufeln mit dem Bagger wäre sie frei, aber dem war nicht so.“

Fachleute wurden zu Rate gezogen, eine Initiative gegründet und
Baumgart und seine Mitstreiter begannen sich mit Hacke und Schüppe in
den Berg vorzuarbeiten. Unter der Leitung des Steigers Horst Moritz
lernten Handwerker aller Fachrichtungen wieder alte
Bergbautätigkeiten und führten sie aus. 1999 hatten sie einhundert
Meter frei geschaufelt, die ersten Besucher konnten in die
Museumsgrube einfahren.

„Eberhard Baumgart ist es zu verdanken, dass aus dem Bergwerk ein
Ort geworden ist, an dem die Bergbautradition in der Region für viele
Menschen erlebbar ist. Im Förderverein ist er gemeinsam mit vielen
Mitstreitern mit Leidenschaft aktiv – sei es bei der Herrichtung
eines 1,7 Kilometer langen Bergbauwanderweges, beim Archiv-Ausbau und
der technischen Gebäude oder bei Führungen von Schul- und
Kindergartengruppen“, hob Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender
der Landschaftsversammlung Rheinland, in seiner Laudatio hervor.
„Außerdem hilft er, diese Einrichtungen zu warten und zu pflegen.
Neue Grubenführer werden durch ihn geschult, und er ist
verantwortlich für den Personaleinsatz und die Betreuung geringfügig
Beschäftigter. Vor Ort bezeichnet man ihn auch als die „gute Seele
des Besucherbergwerkes“.“

Nicht unerwähnt blieben einige von Baumgarts „Nebenjobs“ im
Verein „Historisches Rosbach“, beim Gesangsverein Öttershagen und
in seinem Wohnort bei der Dorfgemeinschaft Roth. Zudem ist er mit
seiner Kamera unterwegs, um wichtige Ereignisse in Windeck zu filmen.
In seinem Archiv verwahrt er mehr als einhundert Filme und DVD’s.

Als Triebfeder für sein Engagement bezeichnet der Tausendsassa die
Kameradschaft. „Man kann sich aufeinander verlassen, nicht nur unter
Tage.“ Es gebe noch viele Träume, was die mittlerweile auf 270
Meter in der Berg ausgebaute Grubenanlage betreffe. Über die möchte
er aber noch nicht reden. „Ich hoffe, die Herren der Politik bleiben
uns auch in Zukunft so gewogen wie bisher.“

Mehr Informationen im Internet unter: www.grube-silberhardt.de

- Sylvia Schmidt

von links: Landrat Sebastian Schuster, die mit dem Rheinlandtaler geehrten Eberhard Baumgart und Ingmar Gorissen (Auszeichnung in Naturschutz und Landschaftspflege) sowie Prof. Dr. Jürgen Wilhelm vom LVR. | Foto: Uwe Weiser/LVR
Bei Führungen in der Grube Silberhardt trägt Eberhard Baumgart Bergmannskluft. Die Verleihung des Rheinlandtalers an ihn ist eine Auszeichnung für das gesamte ehrenamtliche Engagement des Fördervereins. | Foto: Uwe Weiser/LVR
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