Kästner-Abend
Schauspieler Horst Janson und die „Lyrischen Hausapotheker“
Schladern - Was als Kästner-Abend angekündigt war, erwies sich als ein Abend
voller Esprit.
Grundvoraussetzung dafür ist eine gute Vorlage, und die lieferte der
im Jahr 1974 verstorbene Schriftsteller und Lyriker Erich Kästner.
Doch was Schauspieler Horst Janson und seine musikalischen Begleiter,
„Die Lyrischen Hausapotheker“ aus Eitorf, daraus machten,
faszinierte gut 200 Zuschauer im Kulturzentrum Kabelmetal in
Schladern.
Die „Hausapotheker“ ließen keine Sekunde verstreichen, um rasant
ins Programm einzusteigen.
Pianist Klaus Steiner brachte die Tasten zum Tanzen. Als
leidenschaftlicher Kästner-Fan hat er für das Repertoire des
Eitorfer Ensembles Kästner-Gedichte zu einem modernen, mitreißenden
Sound vertont.
Außerordentlich gut harmonierte der Flügel mit Imke Frobeen am
Cello, die das gewisse Etwas mit ins Spiel brachte. Sänger Jürgen
Domscheit, von Beruf Augenarzt in Eitorf, bewies als Sänger seine
Entertainer-Qualitäten. Musik und Lesung wechselten sich ab, wobei
Kästners-Lyrik immer im Mittelpunkt stand. Alle Komponenten zusammen
wirkten wie aus einem Guss.
Eine gute Wahl an Gedichten hatten Janson und die „Hausapotheker“
getroffen, um dem Publikum den Geist Kästners nahezubringen.
Die Vorlagen sind bereits in den 1920er/1930er Jahre entstanden und
bestechen durch ihren kritischen Zeitgeist, als habe sich in den
Jahrzehnten dazwischen die Welt nicht weiter gedreht.
Kästner, der aus kleinen Verhältnissen stammte, bewahrte sich den
Blick seines Milieus auf die Welt, aber nicht als Kleingeist, sondern
mit großer Hellsichtigkeit.
Ganz besonders deutlich wird diese prophetische Voraussicht etwa im
Gedicht „Der synthetische Mensch“. Kästner schrieb „Professor
Bumke hat neulich Menschen erfunden, die kosten zwar, laut Katalog,
ziemlich viel Geld, doch ihre Herstellung dauert nur sieben Stunden,
und außerdem kommen sie fix und fertig zur Welt!“
Auch die Banker seiner Zeit könnten dem Heute entsprungen sein, wie
„Auf einer kleinen Bank vor einer großen Bank“ zu entnehmen ist.
„Nehmt denn hin, was wir ersparten und verluderts dann und wann. Und
erfindet noch paar Arten, wie man Pleite gehen kann.“
Hervorsticht bei jedem einzelnen Werk Kästners spöttischer
entlarvender Humor, an dem das Publikum diebisches Entzücken hatte.
Gelungen ist Horst Janson und den „Hausapothekern“ Lyrik ganz
modern und schillernd zu präsentieren.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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