Kräuterwanderung
Und schmäht mir
nicht den Löwenzahn
Windeck (eif). Im April beginnt für viele Kräuter die Hochsaison. Der ideale Monat also, um auf Kräuter-Entdeckungstour zu gehen.
Zu erfahren, woran man welche Kräuter erkennt, wie sie verwendet werden können, wie sie schmecken und was Dichter und Autoren über die Jahrhunderte über sie verfasst haben.
Und so startete KIWi-lit! mit einer Gruppe Interessierter vom Appelhof Richtung Herchen. Schon nach wenigen Metern konnte Fachfrau Helga Meierhenrich auf die ersten Kräuter aufmerksam machen.
Da gab es wahre gelbe Teppiche vom Scharbockskraut. Der Name leitet sich von Skorbut her. Früher wurden seine Vitamin-C-haltigen Blätter gegen diese Mangelerscheinung eingenommen. Ein paar Meter weiter standen Taubnesseln.
Aus den weißen – den Blüten wie auch dem Kraut – kann Tee gemacht werden. Und auch Brennnessel sprossen schon überall. „Früher, wurde aus ihren Fasern Stoff hergestellt“, erklärte Meierhenrich. Und die jungen Blätter seien ein sehr schmackhaftes Gemüse.
Auf dem Weg über den Kneipp-Platz zum Friedhof und dann zurück zum Appelhof fanden sich viele weitere Kräuter. So der Giersch, von vielen gehasst, weil er sich im Garten invasiv ausbreitet. Desweiteren Löwenzahn, Spitzwegerich, der Gemeine Gundermann, auch Gundelrebe genannt, Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut und sein kleiner Verwandter, das viermännige Schaumkraut, Hungerblümchen genannt, Schnittknoblauch und sogar die Teufelskralle. Und nicht zu vergessen: Das „Hasenbrot“, die Feld-Hainsimse.
So reichhaltig das Angebot der Natur so reichhaltig war auch das literarische Angebot. Gedichte, Märchen, Romanauszüge und Erfahrungsberichte wurden gelesen. Oswald von Wolkenstein (Minnesänger, Dichter, Komponist und Politiker des Spätmittelalters) rühmte die steigernde Wirkung von Kräutern auf Geist, Libido und vieles mehr – aber: Auf die richtige Dosis kommt es an, sonst ist man ein toter Mann. Joachim Ringelnatz nahm sich einem „Arm Kräutchen“ an, einem Sauerampfer, der zwischen den Bahngleisen stand Jürgen Dahl, der durch seine Gartenkolumnen in verschieden Zeitschriften bekannt wurde, beschäftige sich auch mit dem „verhassten“ Giersch. Sein Ratschlag: Man muss ihn lieben! Um Mädesüß ging es in einer Geschichte des Windecker Heimatdichters Walter Eberhardt. Bis der Löwenzahn zur Pusteblume wird, ist es noch ein bisschen hin. In „Pusteblumenfallschirmchen“ schreibt Christa Wolf über einen Nachbarn, der gegen den Löwenzahn kämpft und Kinder dafür einspannen will, beizeiten die Blüten zu pflücken – doch wie schrieb Oswald von Wolkenstein schon: „Und schmäht mir nicht den Löwenzahn“!
Zum Abschluss verteilte Helga Meierhenrich noch Rezepte: für einen Salat aus Wildkräutern und deren Blüten, für eine Wildkräutersuppe, einen Gundelreben-Pudding, eine Brennnessel-Quiche und ein Fichtenspitzen-Zaziki.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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