Gefahr durch Wölfe in Windeck?
Wenn Meister Isegrimm sich ansiedelt

Zeigt null Akzeptanz für Wölfe: Schafzüchter Gerd Dumke mit seinen Texel-Schafen. | Foto: Harald Röhrig
  • Zeigt null Akzeptanz für Wölfe: Schafzüchter Gerd Dumke mit seinen Texel-Schafen.
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Windeck/Waldbröl - Wie groß ist die Gefahr durch Wölfe für Landwirte, Hobbytierhalter
und ihre Vierbeiner?

Werden eventuell sogar Menschen und ihre Haustiere sowie
Spaziergänger gefährdet, wenn die Wölfe zurückkehren und sich
wieder dauerhaft bei uns ansiedeln? Dass es nur noch eine Frage der
Zeit ist, bis die bei uns vor 180 Jahren ausgerotteten Raubtiere
zurückkehren, davon sind Landwirte, Jäger und Naturschützer
gleichermaßen überzeugt.

Schon häufig wurde Meister Isegrim nämlich in den vergangenen Jahren
im östlichen Rhein-Sieg-Kreis und auch im Oberbergischen Kreis
gesehen, als er durchwanderte, und er riss auch bereits mehrere Schafe
und Ziegen. Inzwischen gibt es in Nordrhein-Westfalen bereits zwei
offiziell anerkannte „Wolfsgebiete“ am Truppenübungsplatz Senne
sowie am Niederrhein.

Im angrenzenden Rheinland-Pfalz bestehen ebenfalls schon Wolfsgebiete.
Besonders gefährdet sind natürlich Schafe und Ziegen, bestätigt der
Bezirksvorsitzende des nordrhein-westfälischen Schafzuchtverbandes im
Bergischen Land, Gerd Dumke aus Hurst.

Der gelernte Agraringenieur hält 45 Texel-Schafe und ist schon seit
40 Jahren beim Züchterverband. Er wehrt sich vor allem gegen
Behauptungen von Naturschützern, die Wölfe würden nur
„ungeschützte“ Tiere angreifen. Dumke („bei uns gibt es keine
ungeschützten Herden!“) ist dennoch davon überzeugt, dass eine
hohe Zahl von verschwundenen oder gerissenen Tieren auf das Konto von
durchwandernden Wölfen geht und nicht auf das wildernder Hunde.
Dumke:

„Bei dem reich gedeckten Tisch können sich Wölfe bei uns ganz
schnell ansiedeln!“ Für den Schafhalter gibt es überhaupt keine
Akzeptanz für Wölfe.

Die Raubtiere dürften im Grunde genommen alles, während
Weidetierhalter und die anderen Menschen nicht geschützt würden.
Angeblich soll ein 90 Zentimeter hoher Weidezaun Schutz bieten.

Da die Wölfe aber auch vier Meter hohe Zäune überwinden könnten,
seien Weidetiere vor ihnen praktisch nicht zu sichern, sagt Dumke.
Lisa Anschütz, die zusammen mit Kalle Groß den Archehof in Kohlberg
führt, hält auf dem Hof zwei Herden Bentheimer Landschafe und vier
Herden Glanrinder, beides vom Aussterben bedrohte Haustierrassen.

So viele Tiere sind nach ihrer Ansicht auf den Berg- und Talwiesen
kaum durch sichere Zäune vor Wölfen zu schützen. „Wenn wir
Herdenschutzhunde einsetzen wollten, müssten wir insgesamt zwölf
halten“, sagt Anschütz.

Sie befürchtet auch, dass Rinder und Schafe durch die Wölfe in Panik
geraten, ausbrechen und in Unfälle verwickelt werden könnten.
„Dann bleibt alles an den Landwirten hängen“, sagt die
Windeckerin, die vor Monaten selbst schon einen Wolf in Kohlberg
gesehen hat. „Wenn die Landesregierung künftig hier Wölfe haben
möchte, dann soll sie auch die Leute für den Bau von sicheren
Zäunen stellen“, fordert die Landwirtin, die außerdem alle Kosten
ersetzt haben möchte, die den Tierhaltern entstehen. „

Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Haltung von Tieren verhindert
werden soll“, meint Anschütz. Eine Tierhalterin, die eine solche
Entwicklung schon erlebt hat, ist Heidi Pätzold aus
Windeck-Wilberhofen, die von 2013 bis 2018 in der Lüneburger Heide
lebte.

Die examinierte Pflegefachkraft hält heute ein Dutzend Ziegen. Vorher
in ihrem Heidedorf bei Lüneburg hielt sie 200 dieser Horntiere, was
ihr den Namen „Ziegenheidi“ einbrachte. Dort musste sie
miterleben, dass immer mehr Schaf-, Ziegen- und Pferdehalter wegen der
Raubtiere aufgaben. Dass möchte sie jetzt in Windeck nun nicht schon
wieder erleben. „Das Problem sind aber nicht die Wölfe“, sagt die
Neuwindeckerin, „sondern dass wir Tierhalter von Politikern,
Naturschützern und Behörden veräppelt werden!“ Nach ihrer Meinung
hat man mit der Rückkehr der Wölfe die Büchse der Pandora
aufgemacht.

- Harald Röhrig

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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