Klassentreffen von Eitorf-Abiturienten
Wie Pech und Schwefel

Der Abi-Jahrgang 1966 schaffte es locker, so manchen Lehrer des damaligen Progymnasiums in Eitorf zur Verzweiflung zu bringen.   | Foto: Schmidt
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Altwindeck - An Gesprächsstoff mangelte es den einstigen Klassenkameraden auch
50 Jahre nach dem Abitur nicht, eher standen sie vor dem Problem in
den Stunden des Treffens möglichst viel vom Redebedarf
unterzubringen. Auf den Tag genau traf sich der zweite Abi-Jahrgang
1966 eines Kurzschuljahres vom Siegtal-Gymnasium Eitorf.

Damals war die Schule noch als Pro-Gymnasium im Theater am Park
untergebracht. Anne Steinhauf und Willi Hinz hatten das Treffen im
Museumsdorf in Altwindeck vorbereitet. Von siebzehn einstigen
Klassenkameraden reisten fünfzehn zum fröhlichen Wiedersehen an: aus
dem Rhein-Sieg-Kreis, aus Hamburg, aus Berlin, aus Lörrach und
Münster.

Nach einem Sektempfang wurden an der Kaffeetafel in „Haus Gerressen"
die Erinnerungen ausgetauscht. Hinz hatte Bilder und Unterlagen dabei,
die auf eine ziemliche Rasselband hindeuteten. Er selbst hatte häufig
durch Klassenbucheinträge geglänzt und gab auch als erster nach
einer Stunde seine Abiturprüfung ab. „Der Lehrer war entsetzt und
notierte, ich hätte die Sache nicht ernst genommen."

Brigitte Hönscheid, geborene Ruwisch aus Eitorf, kam von einer
Mädchenschule aufs gemischte Gymnasium. „Ich bin unwahrscheinlich
gerne zur Schule gekommen, dort waren viele junge Lehrer. Wir haben
alle zusammengehalten." In fünf Jahren als Klassensprecherin bekam
Anne Steinhauf diesen Druck oft zu spüren. „Es hieß immer, wehe,
wenn du was sagst."

Dicht gehalten wurde beispielsweise bei einer Klassenarbeit, bei der
sich alle Jungen verabredet hatten, eine Fünf abzuliefern. Ein
anderer Lehrer tobte, als in der Klasse eiserne Schweigsamkeit eintrat
und er sich darauf keinen Reim machen konnte. „Das war unsere
Schweigeminute für den getöteten kongolesischen Politiker Lumumba,
einen kommunistischen Revolutionsführer", amüsiert sich Dr. Stephan
Laarmann aus Rosbach heute noch über den gelungenen Coup.

Schlimme Folgen hatte auch die Besichtigung französischer
Schlachtfelder bei der Abi-Abschlussfahrt. „Wir waren überhaupt
nicht auf Tausende Totenschädel vorbereitet", erinnerte sich Brigitte
Hönscheid. „Wir haben danach heftig dem Rotwein zugesprochen und
morgens schon vor dem Frühstück Gauloises geraucht." Auch nach einem
Abendessen wurden Geschichten weiter gesponnen.

 

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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