Neuer Verein gegründet
Windeck im Wandel
Schladern - Ein neuer Verein mit dem Namen „Windeck im Wandel“ (WiWa) wurde
von neun Bürgern gegründet und hat jetzt seine Arbeit im Ländchen
aufgenommen. Er sammelt alte Dokumente und Niederschriften,
Fotografien, Videos und Filme, um sie zu sichern und so lokale
Historie zu bewahren. Was an alten Schätzen gesichert und für die
Nachwelt erhalten werden kann, zeigte der neue Verein bei einer
Veranstaltung der Kulturinitiative Windeck vor vielen Zuschauern in
der kabelmetal-Halle.
Die Geschichten und Berichte älterer Mitbürger aus Schladern waren
ebenso spannend wie alte Filme und Tondokumente. Als besonderen Schatz
stellte WiWa einen halbstündigen Film von der Familie Höffer aus den
40er bis 60er Jahren vor, in dem zum Beispiel auch Szenen aus dem
Schladerner Karneval zu sehen waren.
Dazu gab es noch ein Tondokument der Heimatdichterin Auguste Peters
aus den 60er Jahren auf Schladerner Platt. In einem weiteren
Filmstreifen interviewte der zehnjährige Liam Löfgren seinen
Großvater Dr. Georg Kiefer zu dessen Erlebnissen in den 50er Jahren,
als er die damalige katholische Volksschule mit acht Klassen in einem
Raum besuchte. Die elfjährige Lara Klein gab die Geschichte ihres
Urgroßvaters Martin Klein zum Besten, der 1936 aus dem Dörfchen
Bellingen nach Schladern zog und dort eine Obstpatsche mit 12
Arbeitern betrieb. Dr. Frieder Döring (76) berichtete aus seinem
Schülerdasein in den 50-er Jahren, als er als Gymnasiast und
begeisterter Chemie-Fan mit verschiedenen Stoffen experimentierte.
Die bekam er vom reinen Quecksilber bis zum 96-prozentigen Alkohol
beim Dorf-Drogisten Ernst Seidel, in dessen Geschäft damals alles zu
erhalten war vom Fotoapparat bis zum Unkraut-Ex. Döring stellte sogar
Nitroglyzerin und Zyankali her und führte Experimente vor Publikum
durch, um sein Taschengeld aufzubessern.
Helga Meierhenrich, die aus dem oberen Hof in Schladern stammt,
schilderte Auszüge und Erinnerungen aus dem Leben ihrer Mutter. Karin
Kasper erzählte aus ihrer Familie und aus dem kommunalpolitischen
Leben ihres Vaters Kurt Müller, der als Vizelandrat bekannt war, vor
Ort aber vor allem als „KuMü“. Die 80-jährige Theresia Orthmann,
die von ihrer Familie aus der Vor- und Nachkriegszeit erzählte, war
die älteste Mitwirkende bei der Veranstaltung. Sie kann auf einen
großen Fundus eigener Aufzeichnungen zurückgreifen, die sie zum Teil
auch als Tagebuch führte.
Wie in Schladern, für das WiWa die Zeitgeschichte als lebendiges
Archivauf einer Plattform im Internet festhalten will, können solche
Projekte auch in anderen Dörfern in Angriff genommen werden. Wie
Vorsitzende Sylvia Schmidt betonte, wird in einigen Dörfern daran
auch schon gearbeitet. Internetexperte Rolf Schmidt sorgt dafür, dass
alle Dokumente im Internet gespeichert werden. Schriftstücke und
Fotos werden anschließend wieder an die Eigentümer zurückgegeben.
Geplant ist, dass Familiengeschichten und Dokumente über eine App und
das Internet abrufbar sind für Interessenten, die mit einer
Straßenkarte als Orientierungshilfe das Dorf erkunden.
- Harald Röhrig
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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