Richtige Zielsetzung als Erfolgsrezept
Yasemin Sezer auf dem Weg nach oben

Mit 17 Jahren erkochte sich Yasemin Sezer im vergangenen November den zweiten Platz als „Showköchin des Jahres“ in Oberderdingen. „Hallo, ich bin Yasemin“, stellte sie sich Fernsehkoch Ralf Zacherl vor. | Foto: Steiniger
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  • Mit 17 Jahren erkochte sich Yasemin Sezer im vergangenen November den zweiten Platz als „Showköchin des Jahres“ in Oberderdingen. „Hallo, ich bin Yasemin“, stellte sie sich Fernsehkoch Ralf Zacherl vor.
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Windeck - Unbefangen wirkt die angehende Köchin Yasemin Sezer, die wie ihr Chef
Uwe Steiniger aus Windeck kommt. Sie ist eines von weiteren jungen
Talenten des „Toques d’Or-Maître“, dessen Firmensitz direkt
hinter der Grenze in Rheinland-Pfalz ist. Weit hat es die 18-Jährige
kurz vor Abschluss der dreijährigen Lehrzeit gebracht. Als sie
begann, habe sie weder einen Plan gehabt, was sie werden wolle, noch
hätte sie mehr als Spaghetti kochen können“, erzählt sie. Nach
der Realschule stand sie 2015 ohne Ausbildungsplatz da. „Ich hatte
mir überhaupt keine Gedanken gemacht“, meint sie. Katharina
Aulmann, „Job-Fux“ an Yasemins Schule, hilft Schülern bei der
Suche nach Ausbildungsplatz oder Praktikum. Sie nahm Kontakt zu
Steiniger auf. Mit „Gastronomischen Dienstleistungen“ ist der
48-Jährige bundesweit unterwegs. Vor zwei Jahren kam die
„Klostergastronomie Marienthal“ als fester Standort dazu. Im
einwöchigen Praktikum bewährte sich Yasemin, erwies sich als
kommunikativ, beharrlich, witzig, hilfsbereit und neugierig und
erhielt den Ausbildungsplatz.

Jüngst begeisterte sie bei Wettbewerben die Profiköche in den Jurys,
als „Showköchin des Jahres 2017“ belegte sie Platz zwei. Für
Prominenz bringt sie Leckeres auf den Teller. „Hallo, ich bin
Yasemin“, stellte sie sich leichthin Fernsehkoch Ralf Zacherl vor.
„Beim Deutschlandbesuch von William und Kate hat sie gar nicht
gemerkt, dass sie den englischen Thronanwärter bediente, sie kannte
ihn nicht“, erzählt ihr Chef lachend. Ministerpräsidentin Malu
Dreyer hatte auf dem Evangelischen Kirchentag von der tollen Köchin
aus ihrem Bundesland gehört und wollte sie kennenlernen. „Wer war
das“, fragte die Auszubildende danach. Bei der Ehrung des ersten
deutschen Drei-Sterne-Kochs Herbert Schönberner wirkte sie am
Sieben-Gang-Menü mit. „Am Ende saßen zwölf ,Old Boys‘ zusammen,
allesamt Sterneköche, die auch am Herd gestanden hatten, mittendrin
die locker plaudernde Yasemin, die für beste Unterhaltung sorgte“,
lacht ihr Boss. „Egal, wem sie begegnet, die junge Frau kocht
unbeeindruckt ihr eigenes Süppchen“.

Steiniger hat sich als Ausbilder einen Ruf gemacht und versteht es,
seine Leute zu motivieren. Sein Credo lautet: Man kann andere nur mit
dem begeistern, was einen selbst begeistert. Neue Mitarbeiter lässt
er ihr Ziel definieren. Yasemin überlegte nicht lange und schrieb:
„Einmal mit den Besten der Besten zu kochen und vielleicht
irgendwann dazu zu gehören“. Die Wünsche finden beim Chef
Beachtung. „Das benutze ich durchaus als Argument, wenn ihnen mal
die Luft ausgeht“. Diese Erfahrung kennt auch Yasemin. „Ich hatte
Phasen, wo mir die schwere Arbeit zu viel wurde, ich wollte aber nicht
aufgeben. Es ist ein Glücksgefühl, wenn das Essen bei den Gästen so
gut ankommt“.

Im zweiten Lehrjahr besuchte sie mit ihrer Klasse die Austauschschule
in Dijon. Bei diversen Veranstaltungen traf sie bekannte
Fernsehköche. Es folgten Wettbewerbe und viele Nächte, in denen sie
mit dem Chef trainierte. Bei den Dehoga-Jugendmeisterschaften
„Region Westerwald“ erkochte sie die Bronzemedaille. Für die
angehende Köchin haben sich dadurch Chancen eröffnet. Deutschlands
jüngste Sterneköchin Julia Komp wurde auf sie aufmerksam, bei ihr
darf sie ein Praktikum absolvieren. Die Front-Cooking-Akademie möchte
sie mit einer Zusatzausbildung fördern.

„Wer hätte das gedacht, wo sie zunächst keine Chance zu haben
schien“, schmunzelt Steiniger. Warum er so viel seiner wenigen Zeit
in seine Mitarbeiter investiert? „Man soll Ehrgeiz nicht bremsen,
daraus wird der nächste Nektar gezogen. Die Erfolge meiner
Mitarbeiter bringen Renomée ins Haus. Zudem habe ich keine Lust,
jeden Tag das Gleiche zu kochen. Wenn die Mannschaft Lust auf indische
Küche hat, machen wir das. Die Gäste gehen da gerne mit. Bei Lob
gehen die Jungs ab wie Düsenjäger, Yasemin bleibt immer auf dem
Boden. Nach der Teilnahme am Rheinland-Pokal sagte sie: „Ich hab‘
den Berg geschafft“. Die Antwort ihres Chefs war: „Du bist jetzt
eine richtige Köchin“.

- Sylvia Schmidt

Mit 17 Jahren erkochte sich Yasemin Sezer im vergangenen November den zweiten Platz als „Showköchin des Jahres“ in Oberderdingen. „Hallo, ich bin Yasemin“, stellte sie sich Fernsehkoch Ralf Zacherl vor. | Foto: Steiniger
Der ganz normale Küchenalltag ist die Basis von Yasemins Erfolg. | Foto: Schmidt
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