Gedenkfeier zur Pogromnacht
Zeitzeugin Tamar Dreifuss war live zur Gedenkstunde de ...

Zeitzeugin Tamar Dreifuss war live aus Süddeutschland zur Gedenkstunde in der Salvatorkirche in Windeck-Rosbach zugeschaltet. | Foto: Sylvia Schmidt
  • Zeitzeugin Tamar Dreifuss war live aus Süddeutschland zur Gedenkstunde in der Salvatorkirche in Windeck-Rosbach zugeschaltet.
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Rosbach - Vor 83 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, Geschäfte,
Wohnungen, selbst jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Es war der
offizielle Auftakt um jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger
überall dort zu eliminieren, wohin der lange Arm des Nazi-Regimes
reichte.

Mit dem Sterben der letzten Zeitzeugen werde es immer schwieriger,
nachkommenden Generationen zu vermitteln, was damals geschah,
eröffnete Vizelandrätin Notburga Kunert die Gedenkstunde des
Rhein-Sieg-Kreises zur Novemberpogromnacht 1938 in der evangelischen
Salvatorkirche in Rosbach.

Die stellvertretende Vorsitzende vom Förderverein der Gedenkstätte
Landjuden an der Sieg, Cornelia Mazur-Flöer, begrüßte eine
Zeitzeugin zur Gedenkstunde mit geladenen Gästen.

Tamar Dreifuss war live zugeschaltet und äußerte sich im Gespräch
zum Thema Alltagsantisemitismus in der heutigen Zeit. „Mir fehlt,
dass jeder einzelne Vorfall genau angesehen und bearbeitet wird, es
müsste mehr passieren, damit Antisemitismus weniger wird“,
beschreibt sie ihre Wahrnehmung.

Sie erwähnt aber auch, dass Deutschland sich als erstes Land dem
Thema gestellt hätte und erinnert an die Aufnahme von Flüchtlingen
im Jahr 2015. Anders als in der NS-Zeit sei, dass die Juden heute eine
Stimme hätten. „Die durften wir damals nicht erheben, wir mussten
um unser Leben kämpfen. Das Wichtigste ist, dass wir eine Demokratie
haben, wir können aufschreien und uns behaupten.“ Seit vielen Jahre
steht die Gesamtschule Hennef Meiersheide in Kontakt mit Tamar
Dreifuss. Bereits sechs Mal hat sie die Schule persönlich besucht und
von der Verfolgung ihrer Familie und wie sie überlebte berichtet.
Tamar Dreifuss wurde 1938 im damals polnischen Wilna, dem heutigen
litauischen Vilnius, geboren. „Ich hatte drei Jahre lang eine
schöne Zeit, dann wurde alles anders. Nur bruchstückhaft geht sie
bei der Veranstaltung auf ihre persönliche Geschichte ein, denn diese
ist Gegenstand einer Installation aus sieben begehbaren Räumen, die
am 20. November um 11 Uhr in der Mehrzweckhalle Meiersheide in Hennef
offiziell eröffnet wird.

Gemeinsam mit acht Lehrern und Schülern hat Dreifuss am neuen
Schulprojekts „Erklären – Erzählen – Erleben“ mitgewirkt. In
Rosbach gab die beteiligte Pädagogin Barbara Dreymann eine Vorschau
auf die Ausstellung anhand von Bildern.

Für die eigentliche Ausstellung hat Kollege Marcus Bank begehbare
Räume gebaut. Per Audioguide begleitet Tamar Dreifuss im Gespräch
mit einem Schüler den Besuch der einzelnen Räume.

Mit einem Appell von Dreifuss für die Gleichberechtigung aller
Menschen gegen Fremdenhass endete die Veranstaltung. „Die Würde des
Menschen darf nicht angetastet werden. Wilna ist meine erste Heimat,
denn da bin ich geboren. Israel ist meine zweite Heimat, denn da habe
ich meine Jugend verbracht. Und Deutschland ist meine Aufgabe, denn
hier wohne ich.“

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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