Weckruf "Hallo Herchen"
Zukunft des Dorfes in den Mittelpunkt gestellt
Herchen - Noch bis in die 1950er Jahre war Herchen ein pulsierendes Dorf. Vom
Brautkleid bis zum Sarg gab es alles im Dorf zu kaufen. Einst gab es
allein 15 Hotels und ebenso viele Bauernhöfe im Ort. Heute zeigt sich
in Herchen, wie in vielen anderen Dörfern der Republik, ein anderes
Bild.
Im Rahmen der zweitägigen Veranstaltung des Bürger- und
Verschönerungsvereins (BVV) „Herchen-Gestern-Heute-Morgen – die
Zukunft unseres Dorfes“ stellte Initiator Dr. Wolf-Rüdiger Weisbach
provokativ die Frage „Ist Herchen ein Schlafdorf?“ in den Raum.
Rund 150 Bewohner hatten sich im „Haus des Gastes“ eingefunden, um
in einem ersten Schritt gemeinsam Ideen und Anregungen für die
zukünftige Entwicklung zu erörtern. Als Anhaltspunkt für die
Gesprächsrunde zeigte Weisbach einige Stärken des Ortes auf. Dazu
gehören die 25 Vereine, drei Schulen, die Kirchen, die Geschichte des
einstigen Künstlerdorfes und des Kulturkapitals. Einen Vorgeschmack
auf die Zukunft gab Frank Lagemann. Seine Firma mit Sitz mitten im Ort
wächst stetig und beschäftigt mittlerweile 30 Mitarbeiter.
Entwickelt werden Softwarelösungen für die strategische
Instandhaltung von Anlagen und Infrastrukturen. Gemeinsam mit der
Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen arbeitet die Firma an
Lösungen für fahrerlose Fahrzeuge. Was bislang nur auf einem
Testgelände in Aachen geschieht, könnte in ein paar Jahren auf den
Straßen Wirklichkeit werden. Als Vision führte er an, dass
beispielsweise der Bürger dann einem fahrerlosen Fahrzeug einen
Auftrag erteilen könne, etwa einen Besucher am Bahnhof abzuholen oder
Einkäufe (inklusive Einkaufsliste) zu erledigen.
Schneller zu realisieren dürfte der Wunsch des jungen Familienvaters
Sven Noack sein. „Wir sind neu hergezogen, eine Internetseite mit
allen Infos zum Ort wäre hilfreich“, regte er an. Auch sei ihm
aufgefallen, dass viele Kinder in Vereinen außerhalb des Dorfes aktiv
seien. „Hier müsste man früher ansetzen, um sie für örtliche
Vereine zu gewinnen.“
Ein anderer Teilnehmer befragte Moderatorin und Ratsmitglied Ulrike
Kachel zum Prüfantrag der Gemeinde, ob die Grundschule ans
Bodelschwingh-Gymnasium angegliedert werden könne. „Der Ort sollte
hier klar Position beziehen und darauf drängen, das Verfahren aus der
Schwebe zu holen“, meinte Günter Pfeifer. „In der nächsten
öffentlichen Schulausschusssitzung solle das Ergebnis bekannt gegeben
werden“, so Kachel.
Ein anderer Neubürger meinte, es sei dringend notwendig neue
Wohnflächen auszuweisen. „Wenn junge Leute bauen können, dann
ändert sich auch die Situation der Grundschule.“ Kachel
erläuterte, außer in Privatbesitz gäbe es keine freien Flächen
mehr.
Der Wunsch nach einem Treffpunkt im Ort fand allgemeine Zustimmung.
Kachel berichtete, dass im Seniorenheim „Haus Tannenbusch“ ein
Café entsteht, das von der Allgemeinheit genutzt werden könne. Ein
Vorschlag kam zur Organisation von Dorffesten: Jeder Verein könne
dazu zwei Personen bereitstellen.
Ausgelegt hatte der BVV Fragebögen, auf denen allerdings die Frage
nach Visionen für den Ort nicht gestellt ist. Was braucht die junge
Generation, wenn man sie im Ort halten will? Wie kann sie eingebunden
werden? Wo sind kreative Köpfe, die Impulse für die Zukunft geben
und in Bewegung bringen können? Diese Fragen sollten nach der
Auswertung der Bögen angedacht werden. Bitte folgenden Absatz
streichen, wenn der Text nach dem 10. März veröffentlicht wird:Die
Ausstellung „Dorf im Wandel“ ist auch am kommenden Samstag, 10.
März, noch von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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