Lokale Allianz in Bergheim hofft auf Lockerungen
Demenz-Projekte liegen auf Eis
Keinen Moment zu spät kommt für die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in der Kreisstadt Bergheim und das Demenznetzwerk Rhein-Erft-Kreis die Ankündigung der NRW-Landesregierung, Lockerungen in den Alten- und Pflegeheimen zuzulassen. Auch die lang vermissten gemeinschaftlichen Aktivitäten wie Singen, Gottesdienste, Basteln, Kochen und Essen sollen laut Gesundheitsminister Laumann endlich wieder möglich sein.
„Unsere Bewohner vermissen den geselligen Alltag so sehr. Trotz der Impfungen müssen sie weiter allein auf ihren Zimmern essen, das können wir einfach nicht verstehen“, berichtete Tobias Hochscherf vom Sozialen Dienst des DRK in Bergheim beim Online-Arbeitstreffen der Demenz-Allianz. Beschäftigungsangebote und Besuche sind seit einem Jahr nur sehr eingeschränkt möglich. Auch viele andere Beratungs- und Hilfs-Angebote in Bergheim und dem Rhein-Erft-Kreis liegen seit über einem Jahr auf Eis.
„Die Situation für pflegende Angehörige zu Hause ist aufgrund des lang anhaltenden Lockdowns sehr schwierig, die Überlastung wächst“, erklärte Anni Wilbertz von der Alzheimer Gesellschaft Bergheim. Demenz-Cafés und Angehörigengesprächskreise zur Entlastung und zum Austausch finden seit Monaten pandemie-bedingt nicht mehr statt. Das ehrenamtliche, speziell geschulte Team bietet Betroffenen und Angehörigen Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und berät Ratsuchende momentan vorwiegend telefonisch oder per Mail. In absoluten Notsituationen sei auch ein persönliches Gespräch in der Beratungsstelle in Bergheim, Südweststr. 16, oder zu Hause möglich.
In der Warteschleife hängen auch Anne Schürner vom Deutschen Roten Kreuz mit ihren im Juli gestarteten präventiven Hausbesuchen und ihre Kollegin Valeria Erlenkötter, Wohnberaterin des Rhein-Erft-Kreises. Geplant war, dass sich Bergheimer Seniorinnen und Senioren ab 75 Jahren von Frau Schürner kostenlos zu Hause informieren und durch den Dschungel der vielfältigen Unterstützungsangebote leiten lassen können.
Vorlesepaten und Besuchshunde am Start
Auch Yorkshire-Dame Trixie wartet mit fünf frisch qualifizierten Frauchen und ihren Besuchshunden seit über einem Jahr auf ihren ersten Einsatz. Ihre Mission: „Freude schenken“ und ein Lächeln ins Gesicht von Menschen mit Demenz zaubern. Dafür wurde sie im Dezember 2019 eigens ausgebildet von Hundecoach Sandra Lucka von „Salu Dogs“ aus Königsdorf, finanziert aus Fördermitteln durch die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz und die Alzheimer Gesellschaft Bergheim. Dann kam Corona und das Erfolgsprojekt der Tierfreunde Rhein-Erft musste eine Vollbremsung machen. „Wir wünschen uns so sehr, endlich loslegen zu können und hätten noch mehr Interessenten für eine Schulung – der Bedarf ist da“, erklärt Renate Könen. Die engagierte Tierschützerin hat noch weitere Pläne im Köcher und hofft diese jetzt gemeinsam mit den Netzwerkpartnern umsetzen zu können. In der Mache ist etwa ein Tanzkränzchen für Menschen mit Demenz in Zusammenarbeit mit einer Bergheimer Tanzschule.
Auch das neueste Projekt aus der Ideenschmiede des engagierten Demenz-Netzwerks aus Freiwilligen und Fachpersonal aus Verwaltung und Seniorenarbeit muss noch mit angezogener Handbremse fahren: 13 Männer und Frauen haben inzwischen an einer Online-Schulung für Vorlesepaten für Menschen mit Demenz teilgenommen. Das restliche Drittel will lieber noch warten, bis wieder Präsenzveranstaltungen stattfinden können. Das gemeinsame Projekt unter der Regie der Stadtbibliothek Bergheim und der Alzheimer Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Köln und das südliche Rheinland besteht aus zwei Modulen und vermittelt Kenntnisse zum Thema Vorlesen und Demenz.
Obwohl die Stadtbibliothek Bergheim während des Lockdowns gute Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen für Kinder hat, wäre virtuelles Vorlesen für Demenzkranke oder Gruppenveranstaltungen am Beamer keine echte Alternative: Der Einzel-Betreuungsaufwand wäre einfach zu hoch, viele Ältere wären mit der Technik überfordert. „Emotionen lassen sich eben besser im direkten Kontakt als über den Bildschirm vermitteln“, so Werner Wieczorek, Leiter der Stadtbibliothek.
Angehörige, die ihren Betreuten zu Hause vorlesen lassen wollen, können sich bei der Alzheimer Gesellschaft melden. „Wir begleiten unsere neuen Vorlesepaten und schauen am Anfang, ob die Chemie stimmt“, so Anni Wilbertz.
"Beratung und Hilfe bei Demenz in der Kreisstadt Bergheim" zum Download
Kontakt: Alzheimer Gesellschaft Bergheim e.V., Telefon 02271/5829326, E-mail: alzheimer-bergheim@outlook.de, www.alzheimer-bergheim.de
LeserReporter/in:Andrea Floß aus Bergheim |
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