Teure Energie
Die Tafeln stehen unter Druck - Geldspenden erbeten
In Nordrhein-Westfalen benötigen derzeit mehr als 350.000 Menschen die Hilfe von Tafeln, um satt zu werden. Die Tafeln wiederum kämpfen aktuell mit bekannten Problemen: Der Kraftstoff für die Lebensmitteltransporte und die Heizung für die rund 500 Ausgabestellen, alles ist viel teurer geworden. Leidtragende sind die Kunden.
Die Preisexplosion für Gas und Benzin setzt die Tafeln in Nordrhein-Westfalen unter Druck. «Wir haben 172 Tafeln mit 500 Ausgabestellen in NRW, die meisten Räume sind gemietet», sagte die Sprecherin der NRW-Tafeln, Petra Jung. «Viele bekommen demnächst Nachzahlungsschreiben von ihren Vermietern. Und der Sprit für die Autos, die die Supermärkte anfahren, ist um rund ein Drittel teuer geworden.»
"Situation ist dramatisch"
Auch der Strom für die Kühlschränke und die Kühlhäuser der sieben Verteilzentren habe sich verteuert. «Die Situation ist dramatisch. Leidtragende sind die Bedürftigen», sagte Jung. Als Reaktion würden Sammelfahrten teils zusammengelegt und einzelne Autos stehengelassen. Was die Tafeln derzeit am dringendsten benötigten, seien Geldspenden.
Vor allem mangels Helfern hat die Lebensmittel-Unterstützung über die Tafeln schon vor dem Ukraine-Krieg und dem Hochschießen der Energiepreise bei weitem nicht den Bedarf gedeckt - vor allem in den Großstädten. Interessenten bekommen so beispielsweise in Essen, einer der größten Tafeln in NRW, Bedarfsausweise immer nur für ein Jahr ausgestellt. Danach müssen sie für ein Jahr auf andere Weise über die Runden kommen.
"Es bleibt weniger übrig", zugleich kommen mehr
2020 hätten Tafeln deutschlandweit rund 190 Lastwagenladungen gespendeter Lebensmittel wegen fehlender Kapazitäten ablehnen müssen. Nun verschärfe sich die Situation, weil viele abgebende Supermärkte aktuell knapper kalkulierten. Vor allem bei Obst und Gemüse würden Chargen mit kleinen optischen Mängeln nun nicht mehr an Tafeln abgegeben, sondern zu reduzierten Preisen noch verkauft, berichtete Jung. «Es bleibt weniger übrig.»
Gleichzeitig wachse die Zahl der Tafelkunden - wohl ebenfalls wegen der hohen Energiepreise - derzeit spürbar an. Und häufig seien es dieselben Ehrenamtler, die bei den Tafeln mithelfen, die nun auch in NRW-Kommunen Aufnahmemöglichkeiten für geflüchtete Ukrainer organisierten - so beispielsweise in Dormagen. Neben Geld freuten sich die Tafeln deshalb auch über weitere Helfer. NRW-weit engagieren sich bereits rund 12.600 Helfer bei den NRW-Tafeln - viele sind Rentner, etwa 70 Prozent Frauen.
(vd) / © dpa-infocom, dpa:220321-99-606646/3
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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