Flüchtlingspolitik Frechen
Integration in Frechen: Chancen und Herausforderungen für eine erfolgreiche Zukunft
Integration in Frechen: Chancen und Herausforderungen für eine erfolgreiche Zukunft
Frechen. Die Integration von Geflüchteten stellt viele Städte in Deutschland vor große Herausforderungen, auch Frechen ist hiervon nicht ausgenommen. Doch wie kann Integration gelingen, und was kann die Stadt tun, um die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Barrieren besser zu überwinden? Ein Blick auf erfolgreiche Beispiele aus Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus liefert wichtige Impulse.
Status quo in Frechen
Frechen hat in den letzten Jahren eine wachsende Zahl an Geflüchteten aufgenommen. Die Stadt engagiert sich bereits, mit Programmen wie Sprachkursen, Unterstützungsangeboten durch Sozialarbeiter:innen und der Kooperation mit Vereinen, die Integration voranzutreiben. Dennoch gibt es Defizite, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Bildung und Arbeitsmarktintegration.
Geflüchtete berichten häufig von langen Wartezeiten auf Sprach- und Integrationskurse, unzureichenden Wohnangeboten und einer schwierigen Arbeitsmarktlage. Hinzu kommen Vorurteile und mangelnde Begegnungsräume, die den Kontakt zwischen alteingesessenen Bürger:innen und Neuankömmlingen erschweren.
Ein wichtiger Aspekt der Integration, der oft übersehen wird, ist die Möglichkeit, bereits in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) mit Integrationsmaßnahmen zu beginnen. Gerade in dieser frühen Phase könnten Sprachkurse, Bildungsangebote und erste Schritte zur Arbeitsmarktintegration den Grundstein für eine erfolgreiche Eingliederung legen.
Doch leider bleibt dies in Frechen ungenutzt: Das Konzept der ZUE deckt solche Maßnahmen nicht ab, da der Fokus hier lediglich auf der vorübergehenden Unterbringung liegt. Die Stadt folgt diesem Ansatz und verzichtet darauf, frühzeitig in Integration zu investieren. Ein echtes Trauerspiel, denn wertvolle Zeit und Chancen werden hier vertan, sowohl für die Geflüchteten, die auf einen Neustart hoffen, als auch für die Gesellschaft, die davon profitieren könnte.
Ein zentraler Baustein von gelungener Integration ist der Erwerb der Sprache. Neben offiziellen Kursen sollte es in Frechen mehr niedrigschwellige Sprachkurse geben, die auf die Bedürfnisse von Geflüchteten zugeschnitten sind. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die Integration von Kindern in Kindergärten und Schulen gerichtet sein. Auch sollte ein Fokus auf Frauen gelegt werden, die aufgrund familiärer Verpflichtungen weniger Förderung erhalten.
Kirchliche Einrichtungen in Frechen, wie der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF), und die Initiative Miteinander-Füreinander in Königsdorf zeigen, wie Sprachförderung gezielt gestaltet werden kann. Sie bieten Kurse speziell für Frauen und Eltern an, die flexibel und alltagsnah sind. Diese Projekte schaffen nicht nur Sprachkenntnisse, sondern auch Begegnungsräume, die den kulturellen Austausch fördern und den Einstieg in die Gesellschaft erleichtern.
Was Frechen besser machen kann?
- Bezahlbarer Wohnraum schaffen: Der angespannte Wohnungsmarkt macht es Geflüchteten schwer, geeigneten Wohnraum zu finden. Die Stadt könnte durch Kooperationen mit Wohnungsbaugesellschaften und Förderprogramme für privaten Wohnungsbau gezielt mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen.
- Bildungsangebote ausbauen: Geflüchtete Kinder benötigen schnell Zugang zu Kita-Plätzen und Schulen. Sprachförderung sollte direkt in den Schulalltag integriert werden, um die Sprachbarriere schneller abzubauen. Erfolgreiche Programme wie “Schule ohne Rassismus” könnten als Vorbild dienen, um Schulen inklusiver zu gestalten.
- Arbeitsmarktintegration fördern: Unternehmen in Frechen sollten stärker einbezogen werden, etwa durch Vermittlungsprogramme oder Patenschaften zwischen Unternehmen und Geflüchteten. Jobmessen speziell für Geflüchtete könnten hier neue Möglichkeiten schaffen.
- Kulturellen Austausch fördern: Begegnungsorte wie interkulturelle Cafés, Sportvereine oder Kulturzentren sind essenziell. Die Stadt könnte hier mehr Veranstaltungen wie interkulturelle Feste organisieren oder bestehende Projekte wie die Arbeit des Frechener Kulturvereins stärker unterstützen.
- Kommunikation und Netzwerke stärken: Eine zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete und Ehrenamtliche könnte den Zugang zu Hilfsangeboten vereinfachen. Ein digitales Bürgerportal für Geflüchtete könnte Informationen in mehreren Sprachen bereitstellen.
Städte wie Heidelberg oder Münster zeigen, wie Integration gelingen kann. Heidelberg hat etwa das Modellprojekt “Welcome Center” ins Leben gerufen, das Geflüchtete mit umfassenden Angeboten von Wohnraumvermittlung bis zu Sprachkursen unterstützt. Münster hingegen legt großen Wert auf bürgerschaftliches Engagement: Über das Projekt “Connect Münster” bringen Patenschaften Einheimische und Geflüchtete zusammen, um gemeinsam alltägliche Herausforderungen zu bewältigen.
Auch kleinere Städte wie Alfter in Nordrhein-Westfalen haben durch innovative Ansätze beeindruckt: Hier wird die Integration durch ein lokales Netzwerk von Ehrenamtlichen unterstützt, das sich in regelmäßigen Runden mit Behörden und Geflüchteten austauscht. Solche Dialogplattformen könnten auch in Frechen eingeführt werden.
Ein weiteres Beispiel aus Nordrhein-Westfalen liefert die Stadt Hamm: Mit dem Programm „Integration durch Sport“ bindet Hamm Geflüchtete aktiv in lokale Sportvereine ein. Sport wird als Brücke genutzt, um Sprachbarrieren zu überwinden und Kontakte zu Einheimischen zu fördern. Die Stadt hat zudem eine Integrationsagentur eingerichtet, die gezielt Projekte koordiniert und Geflüchtete mit Vereinen, Schulen und Arbeitgeber:innen vernetzt.
In Düsseldorf überzeugt das Modellprojekt „ArrivalCity“, das den Stadtteil Oberbilk zu einem Vorbild für Integration gemacht hat. Dort entstehen Wohnprojekte, die Geflüchtete mit anderen Gruppen der Gesellschaft zusammenbringen. Zudem gibt es gezielte Bildungsangebote wie Sprachcafés und Mentoring-Programme, die sowohl auf Bildung als auch auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Auch die Stadt Wuppertal hat mit ihrem Ansatz Erfolg: Das dortige „Forum für Integration“ bringt regelmäßig alle relevanten Akteure an einen Tisch, darunter Geflüchtete, Sozialarbeiter:innen, ehrenamtliche Helfer:innen und Politiker:innen. Diese enge Abstimmung sorgt dafür, dass Probleme frühzeitig erkannt und Lösungen schnell umgesetzt werden.
Damit Integration in Frechen erfolgreich ist, braucht es das Engagement von Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen. Entscheidend ist, dass Integration nicht als Einbahnstraße verstanden wird: Geflüchtete müssen aktiv in die Gesellschaft eingebunden werden und gleichzeitig die Möglichkeit erhalten, ihre eigenen Fähigkeiten und Talente einzubringen.
Die Umsetzung innovativer Maßnahmen, inspiriert von Vorbildern anderer Städte wie Hamm, Düsseldorf und Wuppertal, könnte Frechen nicht nur helfen, die Herausforderungen der Integration zu meistern, sondern auch zu einer lebenswerteren und vielfältigeren Stadt für alle werden. Die Basis dafür liegt im Miteinander und in der Bereitschaft, voneinander zu lernen.
LeserReporter/in:Tobias Weber aus Frechen |
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