Mordlust und Hexenwahn
Stadtarchiv bringt Publikation zum 30-jährigen Krieg heraus
Frechen - Das Stadtarchiv Frechen befasst sich in seiner neuesten Publikation
„Cathrin von Kleinkönigsdorf († 1633) oder Das Schwedenkreuz" mit
dem Dreißigjährigen Krieg, der auch hier Spuren hinterlassen
hat.
Ein unscheinbares Basaltkreuz in einer Hauswand in Kleinkönigsdorf
erregte die Aufmerksamkeit von Josef Mörsch und Siegfried Offermann,
zwei Mitgliedern der Dorfgemeinschaft St. Magdalena Kleinkönigsdorf.
Älteren Königsdorfern war das Kreuz nur als „Schwedenkreuz" mit
vermutlich schwedischer Inschrift in Erinnerung.
Mit besonders präparierten Fotografien forderten sie die Bevölkerung
über die Homepage der Dorfgemeinschaft dazu auf, bei der Klärung der
Geschichte des Kreuzes und der Übersetzung der Inschrift zu helfen.
Auch der Königsdorfer Bürger Professor Paul Stelkens wurde
angesprochen.
Mit Hilfe fachspezifischer Institute der Universitäten Köln und Bonn
und des Denkmalbeauftragten der Stadt Frechen Egon Heeg konnte die nur
noch bruchstückhafte Schrift des Steins teilweise entschlüsselt
werden. Das Kreuz aus dem Jahr 1633 verweist in deutscher Sprache auf
eine Cahtrin zu Dansweiler. Das Todesjahr fiel in die Zeit des
dreißigjährigen Krieges.
Sogenannte Schwedenkreuze erinnern bis heute vom Norden Deutschlands
bis nach Österreich an Opfer dieses Krieges. Es war eine äußerst
unruhige Zeit mit kriegerischen Auseinandersetzungen,
Bandenüberfällen, Brandschatzungen, Plünderungen und
Vergewaltigungen, Hungersnöten und Pest. Dazu der Hexenwahn. Um das
Jahr 1633 waren besonders das Rheinland und hier das konkrete Umfeld
betroffen. Jan van Werth wütete mit seinen Reitern um die Abtei
Brauweiler. Eine berüchtigte Königsdorfer Räuberbande um Jakob
Becker, auch Gronenwald genannt, drangsalierte die Bauern in
Kleinkönigsdorf. Gronenwald wurde in Frechen zum Tode verurteilt.
Für ihn wurde eigens ein neuer Galgen gezimmert. Der Abt von
Brauweiler strengte Hexenprozesse gegen Frauen, Männer und Kinder an.
Aber wer war Cathrin? Stand auf dem Stein eventuell auch
„Cathrinsche" und war sie vielleicht noch ein Kind? Und warum wurde
das Kreuz nicht auf einem Friedhof, sondern anscheinend an einem
Feldweg aufgestellt?
Eine Dokumentation, die im Stadtarchiv Frechen erhältlich ist,
versucht nun, die Zusammenhänge zwischen dem Tod der Cathrin und
diesen Schrecknissen zu deuten, aber auch die Geschichte dieses
Kreuzes als Grab- und späteres Wegekreuz herauszufinden. Die
Dokumentation hat 56 Seiten, 28 Abbildungen, neun Anlagen und hat die
ISBN 978-3-9816848-3-4. Die Printausgabe ist zum Preis von vier Euro
im Stadtarchiv Frechen oder der Buchhandlung Brauns an der
Keimesstraße 22 erhältlich.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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