Ist Sportunterricht nur optional
Das Turnhallen-Desaster von Sülz
Die Stadt Köln baut ab November an der GGS Manderscheider Platz zwei neue Turnhallen für 27 Millionen Euro. So weit, so gut. Nur muss die alte Turnhalle im Zuge dessen abgerissen werden. Und zwar schon nach den Herbstferien. Blöd nur, dass die Eltern der betroffenen Grundschüler bis vor Kurzem nicht darüber informiert wurden. Auch wo künftig der Sportunterricht stattfinden soll, ist weiter unklar. Denn die Verantwortlichen haben es offenbar verpasst, rechtzeitig eine Alternative bereitzustellen.
von Alexander Büge
Sülz. Dementsprechend platzte Dr. Robert Baues in der letzten Woche vor den Herbstferien der Kragen. Der engagierte Vater schrieb daraufhin eine E-Mail, die an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, das Schulamt und die Schulleiterin gerichtet war. Dahin heißt es: „Meine Verärgerung über den bevorstehenden Abriss der Turnhalle der Grundschule Manderscheider Platz ohne ein alternatives Konzept für den Sportunterricht der Kinder ist kaum in Worte zu fassen. Ihre Entscheidung, diese wichtige Einrichtung abzureißen, ohne adäquate Alternativen für unsere Kinder zu schaffen, ist beschämend, kurzsichtig und eine herbe Enttäuschung für die gesamte Schulgemeinschaft.“ Und weiter: „Den Kindern wurde zuletzt durch die Lehrerschaft angedeutet, dass der Sportunterricht eventuell auf Spielplätzen oder im Park stattfinden müsse. Dies ist nicht nur absurd, sondern stellt auch eine gefährliche und unzureichende Lösung dar. Besonders im Winter mit unberechenbaren Witterungsbedingungen wird es für die Kinder unmöglich sein, ihren Sportunterricht unter angemessenen Bedingungen durchzuführen.“
Zudem seien zahlreiche weitere dringende Fragen noch nicht geklärt. Darunter: Welche Auswirkungen hat der Bau und dessen Lärm auf den laufenden Schulbetrieb? Und: Welche Sicherheitsmaßnahmen werden ergriffen, damit Schüler auf den letzten Metern des Schulwegs durch Baufahrzeuge und anschließend vor Ort nicht gefährdet werden?
Nur: Antworten auf diese Fragen haben weder Baues noch die Mitglieder der Schulpflegschaft der GGS Manderscheider Platz mit Anfang der Herbstferien erhalten. Auch die erst seit Anfang des Schuljahres im Amt sitzende Schuldirektorin Sandra Münch-Kleiber könne laut Elternvertretern der Schulpflegschaft nur die Informationen weiterleiten, die sie habe. Zudem seien diese unzureichend und würden stets weitere Fragen aufwerfen.
Gegenüber Express – Die Woche gab es vonseiten der Stadt aber zumindest einige Antworten auf die dringlichen Fragen der Eltern. Nachdem der Bauzaun bereits in den Ferien aufgestellt wird, sollen erste Entkernungsmaßnahmen ab dem 18. November für drei bis vier Wochen vorgenommen werden, ehe mit dem Rückbau von Turnhalle und Pausen-WC begonnen wird. „Die Rückbaumaßnahme ist voraussichtlich Ende Januar 2025 beendet“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung weiter. „Mit Erhalt der Teilbaugenehmigung startet dann im Frühjahr 2025 die Erstellung von Baugrube und Verbau.“
Zudem werde der rückwärtige Schulhof während der Maßnahme für den Schulbetrieb gesperrt. Doch nicht nur das: Darüber hinaus sei geplant, den Gehweg in der Kyllburger Straße entlang des Schulgrundstücks zu sperren und den Wechsel der Straßenseite zu beschildern. „Die temporären Eingriffe in den Verkehr sind derzeit in Abstimmung“, so die Stadtverwaltung. „Der entsprechende Verkehrszeichen-Plan mit Darstellung der verkehrlichen Maßnahmen wurde zur Genehmigung eingereicht.“
Unklar ist hingegen noch immer, wo und in welcher Form der Sportunterricht für Schüler der GGS Manderscheider Platz stattfinden kann. „Der Schulträger hat die erforderlichen Schritte eingeleitet, um den lehrplanmäßigen Sportunterricht auch während der Turnhallensanierung sicherzustellen“, heißt es dazu von der Stadt nebulös. „Alternativangebote im Lentpark (Eisfläche), Sportcenter Kautz und Zollstockbad wurden mit der Schule besprochen.“
Wann genau der Sportunterricht dort stattfinden kann, konnte die Stadt bis zum Redaktionsschluss nicht mitteilen. Dementsprechend verärgert ist die Elternschaft nach wie vor. „Wie so der Sportunterricht für eine ganze Schule ersetzt werden soll, ist mir schleierhaft“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Stefanie Heil. „Die Situation ist wirklich ein großes Ärgernis. Wir wollen Gewissheit haben, wie es weitergeht. Als Eltern haben wir auch ein Recht darauf, zu erfahren, was im Detail passiert, ob unsere Kinder vor Ort sicher sind, sie trotz der Baustelle noch in Ruhe lernen können und keinen Schadstoffbelastungen ausgesetzt sind.“
Dass eindeutige Informationen nach zigfacher Nachfrage von den Verantwortlichen immer noch nicht geliefert würden, sei nicht hinnehmbar. Offensichtlich hätten die Verantwortlichen aber wohl selbst keine Antworten parat. Anders sei dieses Kommunikationsdesaster nicht mehr zu erklären.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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