eSports-Studie
Jung, männlich, gut gebildet und sportlich aktiv, aber nur in Maßen
Köln - Längst hat es sich in der Gesellschaft etabliert: das „Zocken“
vor PC und Konsole. Viele zigtausend Spieler „daddeln“ aber nicht
nur, sie sitzen vor Videospielen wie „Counter Strike“, „League
of Legends“ oder „FIFA“ (gerade ist die
virtuelle
Bundesliga gestartet), um sich mit anderen in Wettkämpfen zu
messen. Neben echten Profis, die ihr Hobby sogar zum Beruf machen
konnten, spielen Hunderttausende aber auch neben Ausbildung, Studium
und Beruf.
Dabei sitzen sie nicht selten mehr als 20 Stunden pro Woche vor dem PC
und der Konsole. Das hat die
eSport Studie 2019 der Deutschen
Sporthochschule Köln (DSHS) gemeinsam mit dem Institut für
Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Rheinland/Hamburg ergeben.
Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des DSHS-Instituts für
Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und
Rehabilitation hat mit seinem Team 1.200 eSportler unterschiedlicher
Leistungsstufen befragt und untersucht.
Extrem lange Sitzzeiten führen zu Problemen
Zentrale Erkenntnis: Die überwiegende Mehrheit ist männlich (90%),
jung, schulisch gut gebildet und sportlich aktiv. „Das Sporttreiben
reicht allerdings noch nicht aus, denn nur knapp die Hälfte der
Befragten erreicht das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene
Mindestmaß von 2,5 Stunden Bewegung in der Woche. Ein Großteil ist
zudem übergewichtig“, berichtet Professor Froböse. Ein Problem,
gerade vor dem Hintergrund des eSportler-Durchschnittsalters von 23
Jahren. „Mit 20 Stunden und mehr Spielzeit pro Woche verbringen 54
Prozent der Befragten einen enormen Teil ihrer Freizeit vor PC und
Spielekonsole. Die meisten hoffen, allein durch häufiges Spielen
besser zu werden“, erläutert Professor Froböse. Mit dieser
Tatsache geht die Erkenntnis einher, dass sehr viele eSportler lange
sitzen.
Darin sieht auch Rolf Buchwitz, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, ein Problem: „Als
Gesundheitskasse ist es unser Ziel, eSport, der von Millionen von
Menschen betrieben wird, und Gesundheitsförderung in Einklang zu
bringen. Lange Sitzzeiten, oft neben dem Berufsleben, wirken sich
negativ auf die Gesundheit aus.“ Während für die AOK der
Gesundheitsaspekt dominiert, sind für die Sportwissenschaftler auch
Optimierungspotenziale in der Trainingsgestaltung hinsichtlich
Auge-Hand-Koordination, Feinmotorik, Wahrnehmung, Reaktion, Ausdauer
und Konzentration von Interesse.
eSportler neue Zielgruppe der Gesundheitsförderung
Die Ernährung und die Regeneration spielen eine weitere wichtige
Rolle. Hier fällt vor allem auf, dass eSportler weniger schlafen als
der deutsche Durchschnitt, rund 40 Minuten. „Jeder sechste Befragte
gibt zudem an, eher schlecht zu schlafen. Auch in diesen Bereichen
spricht also einiges dafür, die eSportler als neue Zielgruppe der
Gesundheitsförderung zu betrachten“, heißt es in der Studie. Und
diese Erkenntnisse sind auch für die AOK „sehr wertvoll“, wie
Rolf Buchwitz betont. Welche Rückschlüsse und Ansätze im Hinblick
auf die Gesundheit der eSportler folgen sollten - von
Herz-Kreislauf-Training bis hin zur Muskulaturstärkung von Rumpf,
Armen und Händen -, wird ebenso weiter zu analysieren sein, wie jetzt
noch unerforschte Aspekte des eSports, zum Beispiel das
Sozialverhalten der Spieler oder auch das Thema Doping. Die AOK
möchte das Thema nun schnell in Schulen und Betriebe tragen, um
eSportler für ihre Gesundheit zu sensibilisieren.
Redakteur/in:Düster Volker aus Erftstadt |
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